Mythos Monaco ist unantastbar

Die Strecke sei „der Wahnsinn“, sagt der Trainingsschnellste vom Donnerstag, Daniel Ricciardo (hier im Bild auf der Piste). | afp

Dem einzigartigen Flair von Monte Carlo ist auch Chase Carey verfallen. „Monaco ist eines der größten Rennen. Ein Rennen, das die gesamte Welt fesselt“, sagte der Formel-1-Boss dem SID und führte aus: „Monaco bietet eine großartige Szenerie, das Rennen hat eine großartige Geschichte. Und unser Sport lebt von seiner Geschichte.“

Der Mangel an Auslaufzonen macht Monaco auch zu einer der gefährlicheren Strecken.

Tatsächlich ist Monaco einer der wenigen Grand Prix, der unter Rechteinhaber Liberty Media sorgenfrei in die Zukunft blicken darf. Während die neue Führung im vergangenen Herbst darüber sinnierte, ob man die Formel-1-Wochenenden auf den Samstag und Sonntag verdichtet und den Trainingsfreitag streicht, gönnt man sich im Fürstentum seit jeher am Freitag einen Ruhetag – die Trainings finden schon donnerstags statt. Und niemand käme auf die Idee, daran etwas zu ändern. Die Promoter der anderen Europa-Rennen können angesichts solcher Freiheiten nur neidvoll ins Fürstentum blicken. Der Große Preis von Deutschland kämpft ums Überleben, auch Silverstone in England und das belgische Spa ächzen trotz voller Tribünen unter der Kostenlast. Selbst um das Ferrari-Heimspiel in Monza musste man sich immer mal wieder Sorgen machen.

In der High-Society-Hochburg Monaco wäre Geld wohl das geringste Problem. Der permanente Thrill aber ist das Alleinstellungsmerkmal. Der Stadtkurs müsste erfunden werden, wenn es ihn nicht schon gäbe. Nur das Überholen sollte einfacher sein. Abgesehen davon bietet Monaco seit der Premiere 1950 alles, was sich die Königsklasse von einem Grand Prix wünschen kann. Auch für Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo, der wie Hülkenberg oder der Flame Stoffel Vandoorne und viele weitere Piloten in Monaco wohnt, ist das Rennen das Nonplusultra. Die Strecke sei „der Wahnsinn“, sagte der Trainingsschnellste vom Donnerstag und führte aus: „Ich will nicht sagen, dass wir hier keine Rennen fahren sollten, weil wir das absolut machen sollten, denn das ist das Beste überhaupt. Aber es ist verrückt, in diesen Straßen zu fahren, so knapp vorbei an den Wänden.“

Der Mangel an Auslaufzonen macht Monaco auch zu einer der gefährlicheren Strecken

Der Mangel an Auslaufzonen macht Monaco auch zu einer der gefährlicheren Strecken in der zunehmend entschärften Formel 1. Der Italiener Lorenzo Bandini starb hier 1967, drei Tage nach einem Feuerunfall. Der frühere Weltmeister Alberto Ascari und der Australier Paul Hawkins landeten mit ihren Boliden einst im Hafenbecken, konnten aber gerettet werden. Auch heute noch sind für den Fall der Fälle Taucher im Einsatz.

Dennoch konzentrieren sich die Fahrer auf ihren Job. Und der bedeutet in Monaco, am Sonntag (15.10 Uhr) tunlichst in der ersten Startreihe zu stehen. In den letzten 32 Jahren ging der spätere Sieger 25-mal von Platz eins oder zwei ins Rennen. Zur Siegerehrung geht es dann nicht auf ein Podium, sondern in die Fürstenloge. Auch das gibts nur in Monaco. (sid)