Joggen bei eisiger Kälte „ist nicht ungesund“



Ostbelgien bibbert, das Thermometer zeigt mancherorts auch tagsüber locker bis zu minus zehn Grad an – kann bei diesen Temperaturen überhaupt noch mit gutem Gewissen gejoggt werden? „Ja“, äußerte sich Peter Hespel gegenüber dem flämischen Rundfunksender Radio 1. Minusgrade seien kein Grund, das Training einzustellen. „Angst haben, dass die Körpertemperatur sinkt, muss man unterdessen auch nicht haben“, erklärte der Professor. Und warum? „Weil, die Körpertemperatur schon nach wenigen Joggingminuten enorm ansteigt. Der Körper kann bei Kälte seinen Grundumsatz, also die Energie zur Aufrechterhaltung der Körperkerntemperatur von 37 Grad, um das Vierfache steigern.“

Wichtig dabei ist die Kleiderwahl, denn „ziehe ich mich zu warm an, kommt es gegebenenfalls zu einer Überhitzung“, so Peter Hespel. „Ideal ist das Zwiebelprinzip, also mehrere dünne atmungsaktive Kleidungsstücke, die übereinander getragen werden“, erklärte er. Damit die Hände bei niedrigen Temperaturen nicht auskühlen, empfiehlt Hespel das Tragen atmungsaktiver Handschuhe. „Und nach dem Laufen bitte umgehend die verschwitzte Kleidung wechseln, um ein Auskühlen zu vermeiden“, so der Professor.

Generell sei die Chance, dass bei den eisigen Temperaturen „etwas Schädliches passiert“, sehr gering. „Das Einzige, was schief gehen kann, ist, dass die Körpertemperatur aufgrund der Anstrengung zu schnell ansteigt und der Lauf früher als geplant beendet werden muss“, sagte der Professor.

Das A und O vor jedem Lauf – egal ob Minusgrade oder nicht – sei ein intensives Aufwärmtraining mit Koordinationsübungen, um Zerrungen oder Schäden an den Gelenken zu vermeiden. „Denn bei Kälte verkrampfen unsere Muskeln und sind daher besonders anfällig für Verletzungen“, sagte Hespel in dem Interview mit Radio 1.

Am Mythos, dass kalte Luft den Lungen schade, ist laut Peter Hespel für Menschen ohne Vorbelastung nicht automatisch etwas dran. Das Temperaturempfinden ist darüber hinaus Typsache. Allerdings: „Je kälter die Luft, desto unangenehmer wird der Sport, denn der Reiz auf Bronchien, Schleimhäute und Lungengefäße nimmt zu. Sie können sich dann so stark zusammenziehen, dass ein Krampf entsteht“, sagte er und fügte hinzu: „Natürlich nimmt dadurch der Laufkomfort ab, aber gefährlich ist es nicht – vorausgesetzt, man ist kein Asthma-Patient.“ (calü)