Leclercs steiler Aufstieg zu Ferrari

Die steile Karriere von Charles Leclerc erreicht in der kommenden Saison ihren vorläufigen Höhepunkt. | Photo News

Am Ziel seiner Träume hielt Charles Leclerc inne. Der Wechsel zur großen Scuderia Ferrari war gerade offiziell, da dachte der 20-Jährige an seinen Mentor, Freund, seinen „großen Bruder“ – an den verstorbenen Jules Bianchi. „Danke für all das, was du mich gelehrt hast“, schrieb Leclerc bei Twitter, „du wirst nie vergessen werden.“ Die steile Karriere des Monegassen erreicht in der kommenden Saison ihren vorläufigen Höhepunkt, wenn er ins Teamduell mit Sebastian Vettel geht. Für Vettel dürfte es nicht allzu einfach werden. Und für Leclerc ist es der logische nächste Schritt.

Jules Bianchi stand selbst vor dem Sprung zu Ferrari.

Er raste geradezu durch die Nachwuchsklassen und überzeugt nun als Rookie auch in der Formel 1 bei Sauber. Einen großen Anteil an all dem hat Bianchi. Der acht Jahre ältere Franzose hatte Leclerc schon auf der Kartbahn an die Hand genommen. Später stand Bianchi selbst schon vor dem Sprung zu Ferrari, die Zukunft leuchtete rot. Doch dann riss ihn sein Unfall beim Großen Preis von Japan 2014 im Alter von nur 25 Jahren aus dem Leben. „Ich bin nicht darüber hinweggekommen“, sagt Leclerc heute, „vielleicht werde ich das nie schaffen. Aber mit dem Motorsport wollte ich deshalb nicht aufhören. Ich wollte nie etwas anderes machen.“

Mit vier Jahren hatte Leclerc erstmals im Kart gesessen, er konnte nicht genug davon bekommen. „Ich fuhr, bis der Sprit leer war“, erinnert er sich. Mit sieben Jahren gewann er sein erstes Rennen, und er hörte nicht mehr damit auf. Dank der Förderung durch seinen Vater Hervé Leclerc, selbst einst Rennfahrer, kam die Karriere in Schwung.

Leclerc holte anschließend als Rookie souverän den Titel in der Formel 2.

2016 nahm Ferrari den Teenager in seine Driver Academy auf, im selben Jahr gewann Leclerc die GP3-Meisterschaft. Dem Aufstieg in die Formel 2 folgte ein starker Saisonstart – dann schlug das Schicksal wieder zu. Vater Herve erkrankte und starb im Juni 2017. Sein Sohn trauerte, doch nur wenige Tage später reiste er zum Rennwochenende nach Baku. Und siegte dort im Hauptrennen. „Wenn ich Zweiter wurde, war mein Vater nie so richtig glücklich“, sagt Leclerc über seinen Antrieb, „deshalb wollte ich gewinnen, nur gewinnen.“

Er holte anschließend als Rookie souverän den Titel in der Formel 2, seit März überzeugt er nun im unterlegenen Sauber. Und im kommenden Jahr darf Leclerc auch in der Königsklasse um Siege kämpfen, das rote Auto macht es möglich. „Mein Vater und Jules haben mich immer gelehrt, nach mehr zu streben“, sagt er: „Ich denke, wenn sie jetzt zu mir herunterschauen, dann tun sie das mit Stolz.“ (sid)