Kein Sieg, noch wenig Druck

Jürgen Klopp | Photo News

„Wir suchen keine Entschuldigungen, wir suchen nach Lösungen“, sagte Klopp am Freitag nach zuletzt fünf Liga-Spielen ohne Erfolg.

Anders als etwa sein Trainerkollege Arsène Wenger, der beim FC Arsenal nach schwankenden Leistungen den Rückhalt vermisst, spürt Klopp in Liverpool kaum öffentlichen Widerstand. „Jeder andere Trainer stünde längst unter Druck“, meint der englische Fußball-Kolumnist und frühere Tottenham-Coach Harry Redknapp. „Andere Trainer kamen und gingen. (…) Aber Klopp ist eindeutig zu beliebt.“

Auch Liverpools Legende Dietmar Hamann ist Klopp-Fan. Der ehemalige BVB-Trainer sei „einer der besten Trainer Europas“, schrieb der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler in seinem Blog. Und Klopp brauche Unterstützung. „Der Trainer muss dafür kämpfen, dass sich die Mentalität nicht nur in der Mannschaft verändert, sondern im gesamten Club“, sagte Hamann, der von 1999 bis 2006 in Anfield spielte. „Jeder muss doppelt so hart arbeiten, um Liverpool wieder dahinzubekommen, wo sie mal waren.“

Hamann empfahl seinem Ex-Verein einen „Realitätscheck“. Das größte Problem sei die Selbstzufriedenheit. „Die Leute glauben immer noch, dass sie eine der treibenden Kräfte in Europa sind – aber das sind sie nicht“, stellte der in England sehr populäre TV-Experte fest. Hamann selbst holte mit dem Verein je zweimal den FA Cup und den Ligapokal, einmal den UEFA Cup und die Champions League. Nichts davon können die Reds in dieser Saison noch gewinnen.

Nach dem 0:2 bei Abstiegskandidat Hull City sind auch die Chancen auf die Meisterschaft verschwindend gering. Die Qualifikation für die Champions League ist gefährdet. Klopp räumte deshalb ein, jegliche Kritik sei gerechtfertigt.

Eine leichte Nervosität ist an der Merseyside dennoch zu spüren. Der FC Liverpool forderte in dieser Woche seine Anhänger auf, im Heimspiel am Samstag keinen Platz in Anfield freizulassen. Verhinderte Dauerkarten-Inhaber könnten ihre Karte über den Club weiterverkaufen. Fürchtet die Vereinsführung, die Fans könnten nach nur einem Sieg aus zehn Spielen in diesem Jahr die Lust auf den Rest der Saison verloren haben? Es war wohl eher ein Service-Gedanke. Denn in der Regel bleibt auf der legendären Stehplatztribüne „The Kop“ auch in schweren Zeiten kaum ein Platz leer. (dpa)