Titelverteidiger Frankreich: Die Unbesiegbaren plagen leise Zweifel

Der überragende Anführer ist verletzt, die schier Unbesiegbaren scheinen verwundbar, und doch führt auf dem Weg zum Titel kein Weg an Frankreich vorbei.

Der Respekt der Gegner vor dem Titelverteidiger ist auch ohne Superstar Nikola Karabatic enorm. „Frankreich sehe ich in der Favoritenrolle“, sagte der deutsche Bundestrainer Christian Prokop, für Dänemarks Coach Nikolaj Jacobsen ist die Equipe Tricolore weiterhin „die beste Mannschaft der Welt“.

Doch ausgerechnet die Hochgelobten selbst plagen ohne Karabatic leise Zweifel. „Natürlich ist das ein Ausfall, der nicht zu ersetzen ist. Das wird eine Riesenaufgabe für uns, das irgendwie zu kompensieren“, sagte Trainer Guillaume Gille.

Der ehemalige Bundesligaprofi sieht im Ausfall des Topstars aber auch eine Chance. „Jetzt sind halt die anderen Spieler in der Verantwortung, neue Dinge zu entwickeln. Wir gehen mit Ambitionen, aber auch mit Respekt an die Aufgabe heran“, sagte Gille.

Das französische Team verfügt auch ohne Karabatic immer noch über reichlich Erfahrung und individuelle Klasse. Zudem wollen sich Top-Talente wie Dika Mem (21), Ludovic Fabregas (22) und Melvyn Richardson (21) präsentieren. „Wir haben das Glück, dass unser Förderungssystem sehr gut funktioniert“, sagte Gille, der die „Experten“ gemeinsam mit Didier Dinart betreut.

Die Erfolge der Vergangenheit sprechen jedenfalls für sich. Vier der fünf letzten WM-Titel gingen an Frankreich. Bei den Olympischen Spielen gab es seit 2008 zweimal Gold und einmal Silber. „Sie kommen über eine ganz starke Torwart- und Abwehrleistung und haben etwas im Tempospiel zugelegt“, sagte Prokop.

Für Frankreich ist das Halbfinale am 25. Januar in Hamburg das Minimalziel. „Dass wir bei den letzten drei Turnieren eine Medaille geholt haben, spricht für sich. Wir sind mehr als jede andere Nation die Gejagten“, sagte der langjährige Bundesligaprofi Kentin Mahé im Interview mit der Handballwoche.

Der Ausfall von Karabatic sei zwar „eine große Schwächung“, das Selbstvertrauen ist aber immer noch riesig. „Jetzt sind andere gefragt, und ich glaube, wir haben die Qualität, um das zu kompensieren“, sagte Mahé. (sid)