Konkurrenzkampf der deutschen Handballer nimmt zu

Uwe Gensheimer von Paris St. Germain hat keine Garantie auf das EM-Turnier. | dpa

Auf der Zielgeraden zur Handball-EM spitzt sich der Konkurrenzkampf im deutschen Kader immer mehr zu. Im Rennen um die begrenzten Plätze im Team des Titelverteidigers verwehrt Deutschlands Bundestrainer Christian Prokop selbst Kapitän Uwe Gensheimer eine Garantie auf das Turnier in Kroatien. Stattdessen misst der 39-Jährige dem ersten EM-Test an diesem Freitag (18.15 Uhr/ARD) gegen Island eine umso größere Bedeutung bei.

„Es ist wirklich alles denkbar, es ist noch keine Entscheidung gefallen“, verdeutlichte Prokop am Donnerstag in Stuttgart. Mit Blick auf die Personalentscheidungen habe dieser Test daher „sicher eine größere Bedeutung“. 20 Spieler bereitet er in Stuttgart derzeit auf sein erstes Turnier als Bundestrainer vor, maximal 16 Spieler darf er jedoch nur für das erste Gruppenspiel am 13. Januar gegen Montenegro melden. Spätestens bis zum Abend vor dem Montenegro-Spiel muss sich der 39-Jährige entscheiden. Die beiden Härtetests gegen die Isländer am Freitag sowie am Sonntag werden ihm dafür die entscheidenden Erkenntnisse liefern. Dass er tatsächlich auf jemanden wie Gensheimer verzichten würde, ist aber praktisch ausgeschlossen.

Deutschland reist nach dem sensationellen Sieg 2016 als Mitfavorit an.

Ebenso dürfte auch das Torhüter-Duo Andreas Wolff und Silvio Heinevetter gesetzt sein. Komplett offen scheint dagegen, welche Linkshänder Prokop in seinem Kader belässt. Allein für den rechten Rückraum stehen ihm aktuell in Steffen Weinhold, Fabian Wiede und Kai Häfner drei Topspieler zur Verfügung.

Unabhängig von seinen Personalentscheidungen hat die EM gerade für den Deutschen Handballbund (DHB) eine große Bedeutung. Im vergangenen Jahr waren sowohl die Männer als auch die Frauen bei ihren Weltmeisterschaften jeweils schon im Achtelfinale gescheitert. Um diese enttäuschende Bilanz aufzupolieren, ist ein gutes Abschneiden in Kroatien praktisch Pflicht. Prokops Mannschaft reist nach dem sensationellen Sieg 2016 unter seinem Vorgänger Dagur Sigurdsson als Mitfavorit an. „Wir fahren natürlich hin, um diesen Titel zu holen“, sagte Torhüter Wolff. „Aber wir wissen auch, dass bei solchen Turnieren Kleinigkeiten entscheiden können.“

Vom Titel wollten Prokop und DHB-Präsident Andreas Michelmann dagegen nicht sprechen. Das würde nur „zusätzlichen Druck“ erzeugen, meinte der Präsident. Bis zu acht Mannschaften zählt Michelmann zu den Favoriten. Prokop räumte Olympiasieger Dänemark und Weltmeister Frankreich die größten Chancen ein. Für den Titelverteidiger dürfte dagegen schon die Vorrunde eine Herausforderung werden, wo neben Montenegro noch der WM-Dritte Slowenien und Mazedonien warten. „2016 hat das alles optimal funktioniert, die Mannschaft ist damals mit geringer Erwartungshaltung gestartet“, sagte Prokop. Das ist diesmal anders. (dpa)