Großer Preis von Kanada: Ist Hamilton zu schlagen?

Lewis Hamilton gewann zuletzt dreimal in Serie auf der Île Notre-Dame. | afp



, beim siebten Rennen erlöschen die roten Ampeln erstmals in diesem Jahr zur deutschen Primetime: Um 20.10 Uhr geht’s los. Weltmeister Lewis Hamilton startet im Mercedes als Gesamtführender, 14 Punkte trennen ihn von seinem Dauerrivalen Sebastian Vettel im Ferrari. Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo liegt nach seinem Monaco-Sieg auf Rang drei.

Wem liegt der Circuit Gilles Villeneuve?

In der Theorie: Ganz klar Mercedes und vor allem Hamilton. Der Engländer gewann zuletzt dreimal in Serie auf der Île Notre-Dame, insgesamt schon sechs Mal, so häufig wie nirgends sonst. Nur noch ein Sieg fehlt ihm zum Montreal-Rekord von Michael Schumacher. Zweifellos war Hamilton in Kanada zuletzt auch deshalb so stark, weil sein Auto mit der Charakteristik des Hochgeschwindigkeitskurses besonders gut zurechtkommt. Lange Geraden, harte Bremspunkte, bei dieser Stop-And-Go-Charakteristik kann der Silberpfeil stets glänzen. Performance-Unterschiede treten in Kanada besonders deutlich zutage, und das ist normalerweise eine schlechte Nachricht für die Konkurrenz.

Doch was lehrt diese Saison bislang?

Dass auf Voraussagen wenig Verlass ist. Die Mehrzahl der bislang sechs Rennen nahm nicht den erwarteten Verlauf, so waren die Mercedes-Boliden etwa ausgerechnet auf ihrer einstigen Paradestrecke in China nicht auf der Höhe. Viel wird nun auch in Montreal wieder von den Reifen abhängen. Drei weiche Mischungen stehen zur Verfügung, und das sorgt aufgrund der jüngsten Erfahrungen vermutlich für ein wenig Stress bei Mercedes. Denn mit dem Reifenmanagement tun sich die Weltmeister in diesem Jahr schwer. Zudem bringen sie aufgrund eines „Qualitätsproblems“ nun doch noch nicht die zweite Antriebsversion zum Einsatz. Sollte Silber schwächeln, steigt Ferrari zum Favoriten auf. Red Bull wird mit dem unterlegenen Renault-Antrieb wohl keinen echten Druck ausüben können. Ricciardo immerhin könnte wohl doch um die befürchtete Startplatzstrafe nach dem Ausbau seiner defekten Energierückgewinnungseinheit MGU-K herumkommen. Dabei war Chefdesigner Adrian Newey Anfang der Woche noch recht sicher von einer Sanktion ausgegangen.

Gibt es weitere Unwägbarkeiten in Montreal?

Grundsätzlich kann auf dem 4,361 km langen Kurs so einiges passieren. Die berühmten Murmeltiere haben da beinahe schon den geringsten Einfluss. Das ganze Jahr über wohnen die Nager auf der schönen, grünen Insel im Sankt-Lorenz-Strom, und sie sehen gar nicht ein, warum sie sich während des Rennens eine andere Unterkunft suchen sollten. Und so steigt nicht selten ein Murmeltier zum heimlichen Star des Grand-Prix-Wochenendes auf, wenn es öffentlichkeitswirksam vor den heranrasenden Boliden über die Strecke hoppelt. Deutlich mehr Respekt haben die Fahrer aber vor der Wall of Champions, dieser Begrenzungsmauer vor Start und Ziel, an der 1999 die drei Weltmeister Michael Schumacher, Damon Hill und Jacques Villeneuve in kurzer Folge ihr Rennen beendeten. Recht gut sind momentan die Wetterprognosen: Am Samstag und Sonntag soll es trocken und mild werden. Das kann sich allerdings kurzfristig ändern in Montreal. (sid)