WM 2026: Drei Länder, ein Ziel - und sogar Trump freut sich über Mexiko

Sunil Gulati, Chef von US Soccer, sagte: „Der Präsident der Vereinigten Staaten unterstützt uns in vollem Umfang und hat uns zu dieser Bewerbung ermutigt.“ | afp

Im Hintergrund war die Freiheitsstatue zu sehen, als das „historische“ Projekt vorgestellt wurde. Und wer wollte, konnte an dem Tag, an dem die nationalen Fußball-Verbände der USA, von Mexiko und Kanada ihre gemeinsame Bewerbung um die Mega-WM 2026 bekannt gaben, darin eine politische Botschaft erkennen. „Lady Liberty“ war das Symbol für Einwanderer, die ein neues, ein freies, ein besseres Leben suchten. Geht es nach US-Präsident Donald Trump, wird es bald eine Mauer an der Grenze zu Mexiko geben.

Die drei Verbandspräsidenten wussten und wissen um die Problematik, um den politischen Sprengstoff – groß reden wollten sie darüber nicht. Sunil Gulati, Chef von US Soccer, sagte aber: „Der Präsident der Vereinigten Staaten unterstützt uns in vollem Umfang und hat uns zu dieser Bewerbung ermutigt.“ Trump, fügte er an, sei ganz besonders „erfreut, dass Mexiko Teil dieser Bewerbung ist“. Er verriet auch noch, dass sich sein Verband zunächst habe alleine bewerben wollen, dann aber entschieden habe, mit den Partnern zusammenzugehen.

Die WM 2026, davon ist auszugehen, wird in den USA, Mexiko und Kanada stattfinden. An der Endrunde in gut neun Jahren, über deren Gastgeber im Mai 2020 offiziell entschieden wird, sollen erstmals 48 Mannschaften teilnehmen. Es gibt nur wenige Länder, die für ein derartiges Mammut-Event die Infrastruktur bereitstellen können. Kandidaten aus Europa und Asien scheiden aus, weil die Endrunde 2018 in Russland und die WM 2022 in Katar stattfindet. Eine Bewerbung aus Afrika, Südamerika oder Ozeanien? Nicht denkbar. Die USA, die sich schon für 2022 beworben hatten, hätten eine WM mit 48 Mannschaften wohl problemlos auch alleine stemmen können.

Die USA werden trotzdem die zentrale Rolle bei dieser WM spielen.

Es gibt dort rund 20 Metropolregionen mit mehr als drei Millionen Einwohnern, es gibt genügend Flughäfen, Unterkünfte, 45 Stadien mit 70.000 oder mehr Zuschauerplätzen. Die WM 1994 in den USA, damals mit 24 Mannschaften in neun Städten abgewickelt, ist noch heute die Endrunde mit den meisten Zuschauern (3,587 Millionen/68.991 im Schnitt). Der US-Verband aber war der Meinung, ein Zeichen setzen zu müssen. Unter anderem, um der internationalen Skepsis gegenüber Trump zu begegnen, holte Gulati auch Victor Montagliani, den Präsidenten des kanadischen sowie des kontinentalen Verbandes Concacaf, und Decio de María, Präsident des mexikanischen Verbandes und Vizepräsident der Concacaf, ins Boot. Soll keiner sagen können, US Soccer denke wie der amtierende US-Präsident („America first“).

„Wir denken, dass dies unsere Bewerbung stärker macht im Hinblick auf die 209 Mitgliedsverbände (der FIFA), die am Ende entscheiden“, sagte Gulati. „Es gibt den pragmatischen Teil dieser Bewerbung: Wir haben in den drei Ländern 40, 50 Stadien, die die FIFA-Kriterien erfüllen, ebenso Städte, Hotels und all die Dinge.“ Er betonte: „Wir glauben nicht, dass der Sport alle Probleme in der Welt lösen kann, aber wir denken, dies ist ein gewaltiges positives Signal und Symbol für das, was wir gemeinsam tun können, um Länder zu vereinen.“

Die USA werden trotzdem die zentrale Rolle bei dieser WM spielen. 60 Spiele sind dort vorgesehen, darunter alle ab dem Viertelfinale. Jeweils zehn bleiben für die Partner Mexiko und Kanada. Größtes Stadion in Mexiko, das 1970 und 1986 alleiniger Gastgeber war, ist das renovierte Aztekenstadion in der Hauptstadt mit nunmehr 87.000 Plätzen, zwei weitere Arenen in Guadalajara und Guadalupe bieten mehr als 50.000 Plätze. Kanada, 2015 Veranstalter der Frauen-WM, hat vier Stadien mit mehr als 50.000 Plätzen, das größte in Edmonton.

2026 wird Donald Trump übrigens nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten sein. Auch nicht, falls er wiedergewählt wird. (sid)