Videobeweis frustriert Belgiens Gegner England

Italiens Ciro Immobile (Mitte) bekommt den Ball nicht unter Kontrolle. | afp

Nach dem Videobeweis wenige Minuten vor Schluss verstanden die Engländer die Fußball-Welt nicht mehr. „Keiner weiß, was los ist“, sagte Stürmer Jamie Vardy nach dem 1:1 (1:0) im WM-Test im Wembleystadion gegen Italien über die Entscheidung, die seine Mannschaft um den Sieg brachte.

Auch Gareth Southgate war nicht glücklich. „Darüber kann man den ganzen Tag debattieren“, sagte der Trainer: „Wir müssen die Regel akzeptieren, aber in diesem Fall war es nicht klar und offensichtlich. Ich würde es vorziehen, dass die Entscheidung des Schiedsrichters endgültig ist.“

Nach einem Zweikampf des Debütanten James Tarkowski vom FC Burnley gegen Federico Chiesa hatte der deutsche Referee Deniz Aytekin die Partie zunächst weiterlaufen lassen, sah sich die Szene dann allerdings noch einmal auf dem Bildschirm an und entschied nach kurzer Unterbrechung auf Elfmeter. Lorenzo Insigne nutzte den Strafstoß und glich die Führung von Vardy aus der 26. Minute aus.

Sehr zum Unmut von Ex-Nationalspieler und Fernseh-Fachmann Gary Lineker: „Uns wurde ein offensichtlich verdienter Sieg genommen“, twitterte er. Für die „Times“ war Aytekins Entscheidung richtig. „So groß Englands Frust auch sein mag – der Zwischenfall zeigte, dass der Videobeweis funktioniert“, schrieb die Zeitung. Die Verteidiger müssten bei der Weltmeisterschaft in Russland einfach noch vorsichtiger sein und mit besserem Timing zu Werke gehen. Auch bei dem Turnier wird der Videobeweis zum Einsatz kommen.

Abgesehen von dem Dämpfer kurz vor dem Ende war Southgate zufrieden mit den Leistungen seines Teams in den Testspielen gegen die Niederlande in Amsterdam (1:0) und Italien, die zwar beide nicht bei der WM dabei sind, für Englands Trainer aber dennoch ernst zu nehmende Gegner waren. „Mir haben die beiden Spiele sehr gut gefallen. Ich finde die Leistungen und die Arbeit der Jungs sehr ermutigend“, sagte er. Konkrete Ziele für das Turnier in Russland, bei dem die Engländer in der Vorrunde auf Tunesien, Panama und die Roten Teufel treffen, benennt er zwar nicht. Doch offenbar wächst seine Zuversicht, dass sich das Team nicht wieder blamiert wie bei der WM in Brasilien vor vier Jahren (Aus in der Vorrunde) oder der EM in Frankreich vor zwei Jahren (Aus im Achtelfinale gegen Island).

Ein Grund für seinen Optimismus ist die Stabilität in der Defensive. Bei den beiden 0:0 gegen Deutschland und Brasilien im November und beim Sieg gegen die Niederlande war seine Mannschaft ohne Gegentor geblieben. Auch gegen Italien kassierte das Team keinen Treffer aus dem Spiel heraus. Die neue Taktik mit einer Dreier-Abwehr, die von zwei im Mittelfeld aufgebotenen Außenverteidigern unterstützt wird, funktioniert nach Auffassung des Trainers immer besser. „Es ist deutlich geworden, wohin wir wollen. Daran müssen wir weiter arbeiten“, sagte Southgate.

Gegen Italien zeigte sich seine Mannschaft auch in der Offensive verbessert. Angetrieben von Jesse Lingard von Manchester United und Raheem Sterling von Manchester City erspielte sich das Team mehrere gute Chancen. Im Angriff machte sich allerdings das Fehlen von Torjäger Harry Kane bemerkbar. Er verpasste die jüngste Testreihe mit einer Bänderverletzung, soll allerdings „eher früher als später“ zurückkehren, wie Southgate schon vor der Partie gegen Italien sagte. (sid/mv)