Skandalfunktionär bestätigt Geldtransfer in der Sommermärchen-Affäre

Mohamed Bin Hammam äußerte sich auch zu den Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der Vergabe der WM an Katar. | belga

Die WM-Millionen sind also tatsächlich in der Wüste versandet – die Oase der Erkenntnis muss der Deutsche Fußball-Bund (DFB) aber weiter suchen. Zwar hat der ehemalige Skandalfunktionär Mohamed Bin Hammam den Erhalt der 6,7 Millionen Euro aus Deutschland im Zusammenhang mit der Endrunde 2006 bestätigt, der Grund der Überweisung nach Katar liegt aber immer noch im Dunkeln. Der DFB hofft aber darauf, schon bald erhellende Fakten geliefert zu bekommen.

Nach SID-Informationen wartet der Verband derzeit auf die Antwort des Anwalts von Bin Hammam. Sie soll die Terminierung eines persönlichen Gesprächs mit dem Ex-Präsidentschaftskandidaten des Weltverbandes FIFA beinhalten. Die grundsätzliche Bereitschaft zu einem Treffen hat Bin Hammam dem DFB bereits signalisiert. Er ließ den Verband im zu Ende gegangenen Jahr allerdings wissen, dass ein Termin erst 2018 verabredet werden könne. Vor dem DFB erhielt das ZDF eine „Audienz“ bei Bin Hammam, der im Dezember 2012 lebenslang von der FIFA-Ethikkommission gesperrt worden war. „Die 6,7 Millionen Euro sind auf mein Konto geflossen, ja“, sagte der 68-Jährige in einem Exklusiv-Interview mit der Sportreportage: „Aber ich würde gerne wissen, warum Deutschland mich hätte bestechen sollen, für etwas, was sie schon erhalten haben. Die Summe ist erst nach der WM-Vergabe auf meinem Konto eingegangen.“

Auf eine Bankverbindung von Bin Hammams Firma Kemco waren im Jahr 2002 über ein kompliziertes Konstrukt, an dem der deutsche WM-OK-Chef Franz Beckenbauer offenbar maßgeblich beteiligt war, die ominösen 6,7 Millionen Euro geflossen, um die sich die Sommermärchen-Affäre dreht. Warum, bleibt bis heute die zentrale Frage. Die WM 2006 war im Jahr 2000 vergeben worden.

Auf die Frage, ob er denn wisse, wofür er das Geld aus Deutschland bekommen habe, antwortete Bin Hammam nebulös: „Ich weiß es nicht. Nein, natürlich weiß ich es. Aber entschuldigen Sie – das interessiert doch nur Sie, keine anderen.“ Diese Meinung hat Bin Hammam allerdings exklusiv. Die deutsche Öffentlichkeit und der DFB, der wegen des Skandals 19,2 Millionen Euro Steuern nachzahlen musste, interessieren sich brennend dafür. „Wenn ein Termin gefunden wird, werde ich nach Katar fliegen – auch, um mir als Mitglied des FIFA-Council einen Überblick über den Stand der WM-Vorbereitung und die Lage der Bauarbeiter zu verschaffen“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel zuletzt dem SID. Grundsätzlich sei der WM-Skandal laut Grindel weiterhin „belastend“ für den Verband. „Mein Wunsch ist, dass wir möglichst schnell Rechtssicherheit haben“, äußerte Grindel mit Blick auf die laufenden Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main.

Bin Hammam äußerte sich im ZDF auch zu den Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2022 an sein Heimatland: „Sie betreffen mich alle nicht. Das sind nur Anschuldigungen und bleiben Anschuldigungen.“

In dem Sportreportage-Beitrag „Katar und die Sportwelt“ nahm Bin Hammam auch zur FIFA generell Stellung. „Alle Leute waren so lange in der FIFA und haben gedacht, die FIFA gehört ihnen, sie können machen, was sie wollen, was gut für sie persönlich ist – mich eingeschlossen.“ (sid)

Die ZDF-Reportage ist in der Mediathek des Senders zu sehen.