FIFA macht Weg frei für XXL-WM

Das FIFA-Council hat die „Mega-WM“ beschlossen. Ab der Endrunde 2026 spielen 48 statt 32 Mannschaften den Weltmeister aus. Die Entscheidung fiel sogar „einstimmig“, wie der Weltverband mitteilte. Es ist der erste wegweisende Beschluss unter dem neuen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino, der die Aufstockung im Wahlkampf versprochen hatte. | afp

Groß, größer, Fußball-WM. Nach der historischen Entscheidung für eine Weltmeisterschaft im XXL-Format wischte Gianni Infantino die Kritik aus Deutschland an dem für 2026 beschlossenen 48-Nationen-Turnier mit einem lockeren Spruch beiseite. „Auch bei einer WM mit nur zwei Teams wäre eines davon immer Deutschland. Für viele andere Länder ist diese WM aber die Chance, einmal dabei zu sein“, sagte der FIFA-Boss am Dienstag. Infantino gefiel sich in seiner Lieblingsrolle als vermeintlicher Heilsbringer der Fußball-Welt. Das Council des Weltverbandes hatte seinen revolutionären WM-Plan schnell und einstimmig durchgewunken.

Großen Diskussionsbedarf hatten die FIFA-Funktionäre nicht mehr. Nach etwas mehr als 90 Minuten wurde die Nachricht verkündet. Das Mega-Turnier soll der FIFA Mehreinnahmen von rund einer Milliarde Dollar bringen. Politische und ökonomische Gründe sprachen für die Aufblähung – sportlich ist das Format aber höchst diskutabel.

Statt der bislang acht Gruppen mit jeweils vier Teams wird es in neun Jahren in der Vorrunde 16 Gruppen mit je drei Mannschaften geben. Vier Spiele pro Tag werden in der Gruppenphase zur Regel. Die Teams auf den Plätzen eins und zwei jeder Gruppe ziehen in die neue K.o.-Zwischenrunde ein. Danach geht es wie beim bislang üblichen 32er-Format mit dem Achtelfinale weiter. Der Weltmeister muss bis zum Titel weiter sieben Spiele absolvieren. Auch die Turnierdauer von 32 Tagen bleibt bestehen. Darauf hatten die Kritiker aus Europa massiv gedrängt. Aber die Gesamtzahl der WM-Spiele steigt von 64 auf 80 Partien. Es werden 1104 Spieler dabei sein, statt bislang 736.

2018 und 2022 findet die WM noch mit 32 Teams statt, da für die Turniere schon entsprechende Marketing-Deals abgeschlossen sind. Den FIFA-Funktionären lagen vier Reformmodelle vor, darunter zwei mit 40 Teams, die durch andere Vorrundenkonstellationen noch mehr WM-Spiele bedeutet hätten. Diese Varianten wurden abgelehnt, wie auch das Format mit einer Playoffrunde vor dem eigentlichen Turnierstart.

Die Reaktionen der Medien in Europa sind geteilt.

Ob es wie von Infantino angeregt bei der XXL-WM keine Unentschieden mehr geben und jede Partie auch in der Vorrunde bei Gleichstand mit einem Elfmeterschießen entschieden werden wird, steht allerdings noch nicht fest. Sinnvoll ist diese historische Regeländerung wegen des krummen Modus, weil sonst Mauscheleien im letzten Gruppenspiel recht einfach wären. „Es gibt verschiedene Modelle, über die entschieden werden kann“, sagte Infantino. So könne man beispielsweise die Weltrangliste heranziehen, um bei Punkt- und Torgleichheit die endgültige Tabelle zu bestimmen.

Auch droht die Gefahr, dass nach nur drei Partien alle Teams punkt- und torgleich sind. Drei Teams pro Gruppe hatte es bei einer WM letztmals 1982 in Spanien in einer Zwischenrunde gegeben. Deutschland kam damals auch ins Halbfinale, weil die schon ausgeschiedenen Gastgeber sich im letzten Spiel gegen England nicht hängen ließen. Auch die Verteilung der Startplätze pro Konföderation wurde noch nicht beschlossen. Voraussichtlich soll die sportpolitisch brisante Frage der Quotenplätze bis zum FIFA-Kongress im Mai in Bahrain geklärt werden. Europa hat derzeit mit 13 Startern das größte Kontingent. Infantino hatte besonders Afrika und Asien mehr WM-Teilnehmer versprochen. Nun sagte der Schweizer: „Es gibt keine Garantien. Sicher ist nur, dass alle mehr bekommen, manche viel mehr, manche ein bisschen mehr.“

Die Reaktionen der Medien in Europa sind geteilt. „The World is not enough“ („Die Welt ist nicht genug“), titelte das englische Massenblatt The Sun in Anlehnung an einen James-Bond-Film. Für die Konkurrenz von der Daily Mail ist es „ein Sieg der Mittelmäßigkeit über die Exzellenz“. Die spanische Marca sieht die „WM der Armen“ gekommen. Für die französische L’Equipe ist es eine „politische Entscheidung“, für die italienische Gazzetta dello Sport eine „kommerzielle“. Auch das dänische Ekstra Bladet geht davon aus, dass es um „Geld, Geld, Geld“ geht. Nur der Schweizer Blick feiert ihren Landsmann: „Ein großer Sieg für Infantino.“ (dpa/sid)