Brasiliens Schmach und Argentiniens Angst

Neymar nahm seine Kollegen Messi und Mascherano im Privatjet mit. | afp

Auf dem Weg zum südamerikanischen Klassiker gab sich Neymar gönnerhaft. Seinen argentinischen Mitspielern vom FC Barcelona, Lionel Messi und Javier Mascherano, ermöglichte Brasiliens Star, mit seinem Privatflugzeug von Sao Paulo direkt nach Belo Horizonte zu kommen. So haben die beiden mehr Erholungszeit vor dem Duell der Fußball-Großmächte am Donnerstag (Freitag, 0.45 Uhr/MEZ). Solche Gefälligkeiten sind nicht zu erwarten, wenn sich Brasilien und Argentinien dann auf dem Spielfeld bekämpfen: Für beide geht es um weit mehr als um eines von 18 Qualifikationsspielen.

Der fünfmalige Weltfußballer Messi, der nach seinem kurzzeitigen Rücktritt in diesem Sommer sein Comeback feiert, und seine Albiceleste stehen nach drei sieglosen Qualifikationsspielen in Serie unter Druck. Nach aktuellem Tabellenstand wäre der WM-Zweite als Tabellensechster in der schwierigen Südamerika-Gruppe nicht für die WM-Endrunde 2018 in Russland qualifiziert. Für die Seleção ist es nach 856 Tagen die Rückkehr an den Ort ihrer wohl schmerzhaftesten Niederlage der Geschichte. Erstmals seit dem 1:7 gegen Deutschland im WM-Halbfinale 2014 spielt der fünfmalige Weltmeister wieder in Belo Horizonte. „Wir befinden uns in einem vollkommen anderen Moment. Fußball gibt dir die Chance, nicht den Fall des 1:7 auszulöschen, aber nach dem damals Geschehenen einen guten Eindruck zu hinterlassen“, sagte Paulinho. Neben Marcelo, Willian und Fernandinho ist er als einer von vier Akteuren, die damals mitspielten, wieder nominiert.

Unter dem neuen Trainer Tite lief es für Neymar und Co. zuletzt exzellent. Seit Amtsübernahme im Juni feierte der 55-Jährige vier Siege in vier Begegnungen der Qualifikation und kletterte damit aus dem Mittelfeld bis an die Tabellenspitze. Im August führte er das olympische Fußball-Team zudem zur Goldmedaille – mit einem Finalsieg ausgerechnet gegen Deutschland, das die nationale Fußball-Depression am Zuckerhut im Juli 2014 ausgelöst hatte.

Ein weiterer Erfolg gegen den alten Rivalen Argentinien würde den Weltmeister von 2002 endgültig auf Kurs Russland bringen. Tite nimmt vor dem brisanten Rückspiel (Hinspiel 1:1) vor allem seine Defensive in die Pflicht. „Wir werden unsere Strategie der letzten Spiele ändern. Wir müssen Messis Aktionen eingrenzen, aber keineswegs wird es eine persönliche Manndeckung geben“, kündigte Tite an. (dpa)