Rote Teufel erleben ihren Japan-Moment

Die Roten Teufel feiern ihr starkes Comeback im Rudel. | afp



Am Montagabend erlebten die Roten Teufel ihren Wales-Moment. Die Fußball-Nationalmannschaft hatte gerade im Achtelfinale gegen Japan eine große Chance zum 1:1-Ausgleich ausgelassen und praktisch im Gegenzug das zweite Gegentor kassiert. Wären Eden Hazard und Co. vor zwei Jahren zu diesem Zeitpunkt des Spiels rat- und planlos gewesen und am Ende ausgeschieden, sind die Roten Teufel anno 2018 von einem anderen Schlag.

Zum einen verfügt die Mannschaft endlich in solch schwierigen Momenten über die nötige Siegermentalität. Man kann es genauso gut Charakter nennen. Zum anderen sitzt mit Nationaltrainer Roberto Martinez ein Taktikfuchs auf der Bank, der eine Begegnung in Echtzeit lesen und agieren kann. Seine Einwechslungen waren Gold wert. Von der taktischen Ahnungslosigkeit der Jahre 2014 und 2016 keine Spur.

Kritiker mögen jetzt sagen: Nun gut, das Spiel gegen Japan war aber nicht wirklich dolle. Dabei wird aber gerne vergessen, dass ein Fußballspiel immer auch einen Gegner voraussetzt. Und der kann sich taktisch diszipliniert einstellen, so wie es die Japaner gegen Belgien nahezu in Perfektion gemacht haben. Der Respekt ist ihnen sicher.

Unterdessen braucht Roberto Martinez seit Montagabend an die nötige Siegermentalität seines Teams keinen Gedanken mehr zu verschwenden. Die Mannschaft ist durch das sagenhafte Comeback wieder enger zusammengerückt. Vielmehr muss der Spanier vor dem Viertelfinale – und dessen ist er sich bewusst – an mehreren Stellschrauben im Defensivverhalten drehen. Ob das gegen die starken Brasilianer reichen wird, bleibt abzuwarten.

Im schlimmsten Fall bedeutet die Runde der letzten Acht die Endstation für Belgien. Dann könnten sich die Teufel aber nicht beschweren und hätten ein gutes Turnier gespielt. Im besten Fall war der krampfige Sieg gegen die Japaner das, was für Deutschland 2014 der Algerien-Moment war. Damals gewann die DFB-Elf im Achtelfinale erst in der Verlängerung eine Minute vor Schluss. Anschließend wurde sie Weltmeister.