Lukaku: „Als meine Mutter Wasser mit der Milch mischte, wusste ich: Wir sind pleite“



Romelu Lukaku gehörten am Dienstag die Schlagzeilen. Natürlich. Belgiens Rekordschütze drückte dem WM-Auftakt der Roten Teufel mit einem Doppelpack seinen Stempel auf und schürt damit die Hoffnungen auf ein erfolgreiches Turnier der Roten Teufel. Doch es war vor allem ein offener Brief des Starstürmers von Manchester United, der nach dem 3:0-Erfolg gegen Neuling Panama für Gesprächsstoff sorgte.

Lukaku schreibt in einem bemerkenswerten Beitrag für das Magazin „The Players Tribune“ über seine Kindheit in ärmlichen Verhältnissen, seinen Aufstieg zum Fußballstar, aber auch über Rassismus in Belgien. „Ich weiß nicht, warum einige Leute in meinem eigenen Land mich scheitern sehen wollen. Wirklich nicht“, so Lukaku.

Lukaku, 25, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Das Geld fehlte an allen Ecken und Enden. „Wir hatten keinen Fernseher, manchmal keine Elektrizität oder heißes Wasser. Und als meine Mutter Wasser mit der Milch mischte, wusste ich: Wir sind pleite“, schreibt Lukaku über sein früheres Leben in der Hafenstadt Antwerpen. Als Sechsjähriger schwor er sich: Ich hol uns hier raus. Ich werde meiner Familie ein besseres Leben ermöglichen.

Er wollte „der beste Fußballer der belgischen Geschichte sein. Das war mein Ziel. Nicht gut. Nicht großartig. Der Beste“, sagt Lukaku heute. Er habe mit so viel Wut gespielt, wegen „der Ratten, die in unserer Wohnung rumgelaufen sind“ und „weil ich die Champions League nicht sehen konnte. Ich war auf einer Mission.“

Fortan verbrachte er jede freie Minute auf dem Bolzplatz, bis sich im Alter von 16 Jahren der große Traum erfüllte: ein Profivertrag beim RSC Anderlecht. „Menschen im Fußball lieben es, über mentale Stärke zu sprechen. Nun, ich bin der stärkste Typ, den du jemals treffen wirst. Weil ich mich erinnere, wie ich mit meinem Bruder und meiner Mutter im Dunkeln saß, unsere Gebete sprach und dachte, glaubte, wusste… es wird passieren“, sagt Lukaku. Und es passierte.

Inzwischen ist der gläubige Katholik ganz oben angekommen. Nach 27 Saisontoren in seiner Premierensaison für ManUnited soll die WM in Russland sein Turnier werden. Der Anfang ist mit den beiden Treffern gegen Panama gemacht, es waren im 70. Länderspiel seine Tore Nummer 37 und 38.

Im Kreis der Nationalmannschaft fühlt sich Lukaku geborgen. In den 19 Spielen unter Trainer Roberto Martinez traf er 19 Mal. Ob er sich angesichts seines starken Auftritts zum Auftakt Chancen ausrechne, bester Torschütze des Turniers werden zu können. „Nein. Ich denke nicht in persönlichen Dingen“, sagt Lukaku. Das Wichtigste sei es nun, „weitere Matches zu gewinnen“. Nächste Gelegenheit dazu ist am Samstag gegen Tunesien. (calü/sid)