Schalke 04 vor neuer Zerreißprobe

Nur ein Wunder kann die Saison der Königsblauen noch retten. | afp



Der krisengebeutelte FC Schalke 04 taumelt auf eine neue Zerreißprobe zu – und nur ein Wunder kann die Saison der Königsblauen noch retten. „Dass der Druck ziemlich groß ist, sollte jedem klar sein“, sagte Nationalspieler Leon Goretzka vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League am Donnerstag gegen Ajax Amsterdam.

Nach dem 0:2-Desaster im Hinspiel und der 1:2-Blamage beim Tabellenletzten Darmstadt 98 droht in Gelsenkirchen der „Worst Case“: das Verpassen aller Saisonziele, das Ende des Europa-Abos und heftiger Gegenwind für die neue sportliche Führung. Trainer Markus Weinzierl steht wegen der Achterbahnfahrt seiner Mannschaft ohnehin schon in der Kritik, Manager Christian Heidel wird wegen diverser Transferflops immer mehr hinterfragt. Kurzum: Die traditionelle Schalker Unruhe ist wieder da.

Wohl auch, um seine Spieler vor weiteren Wutausbrüchen der Fans zu schützen, strich Weinzierl kurzerhand das einzige öffentliche Training vor dem zweiten Duell mit Ajax und ließ hinter verschlossenen Türen üben. Am Sonntag in Darmstadt hatten sich Goretzka und Co. schon als „Scheiß Millionäre“ beschimpfen lassen müssen. Dennoch setzt der 22-Jährige gegen Amsterdam auf die Unterstützung der bitter enttäuschten Anhänger: „Ajax hat eine junge Mannschaft. Wenn der Funke auf die Fans überspringt, kann eine Stimmung entstehen, die Ajax überfordert.“ Zuletzt wirkten jedoch die Schalker Profis, die den Klub im Jahr 85 Millionen Euro Gehalt kosten, überfordert: In Amsterdam wurden sie von einer U23-Auswahl mit einem Altersschnitt von 22 Jahren überrollt, in Darmstadt blamierten sie sich gegen den praktisch feststehenden Absteiger. „Aktuell fehlt uns vielleicht ein bisschen Qualität, um Woche für Woche an die Leistungsgrenze zu gehen“, gab Goretzka zu. Auch Trainer Weinzierl hatte schon durchblicken lassen, dass er mit der Zusammenstellung der Mannschaft nicht zufrieden sei und unverhohlen Kritik an dem langjährigen Mainzer Manager Heidel geübt: „Schalke hat andere Ansprüche als Mainz 05.“ Inklusive der bereits feststehenden Verpflichtungen der bisherigen Leihspieler Nabil Bentaleb und Jewgeni Konopljanka hat der neue Sportvorstand in seiner ersten Saison in Gelsenkirchen für über 70 Millionen Euro eingekauft – mit bescheidenem Erfolg. Als Tabellenelfter droht erstmals seit sieben Jahren eine Saison ohne internationalen Fußball. Auch Klubchef Clemens Tönnies vermisst „eine klare Struktur und Entwicklung“.

Retten könnten die Schalker die verkorkste Saison wohl nur noch mit dem Einzug ins Halbfinale der Europa League. Weinzierl, mit 1,28 Bundesliga-Punkten pro Spiel der schlechteste Schalker Trainer seit 1993, setzt in seiner Not sogar auf die Unbeständigkeit seiner Mannschaft: „Wir haben in dieser Saison ein ständiges Auf und Ab. Darauf hoffen wir auch am Donnerstag.“ (sid)

Das Spiel wird am Donnerstagabend ab 21.05 Uhr live auf Sport1 übertragen.