Real Madrid: Mehr graue Maus als weißes Ballett

Sergio Ramos ist frustriert. Bei Madrid läuft es einfach nicht. | afp

Real Madrid ist mehr graue Maus als weißes Ballett, und fast zeitgleich beweist ein gewisser Cristiano Ronaldo seinen ungebrochenen Torhunger. Der Abschied des Stürmerstars im Sommer hat Real Madrid härter getroffen, als die Königlichen zugeben wollen. Auch nach dem 0:1 (0:0) bei Deportivo Alaves, dem vierten Pflichtspiel in Folge ohne Sieg und Tor, der schlechtesten Serie seit 33 Jahren, wollte bei Real niemand das Wort „Ronaldo“ hören.

„Mit ihm hatten wir auch Torkrisen“, zischte Kapitän Sergio Ramos angesprochen auf seinen früheren Teamkollegen, der beim 2:0 von Juventus Turin gegen Udinese Calcio ungeachtet der Vergewaltigungsvorwürfe gegen seine Person traf. Fakt aber ist: Ohne seine Tormaschine der vergangenen Jahre präsentiert sich der Champions-League-Sieger offensiv seit Wochen ohne Durchschlagskraft.

Und so steht der erst kurz vor der WM in Russland mit viel Aufregung von der spanischen Nationalmannschaft verpflichtete Trainer Julen Lopetegui schon stark unter Beschuss. Ein Trainerwechsel wäre „verrückt“, meinte Ramos zwar, „aber es gibt andere Leute, die diese Entscheidungen treffen.“ In den üblicherweise sehr meinungsstarken Medien halten sich die Forderungen nach einer Entlassung des Nachfolgers von Zinedine Zidane noch in Grenzen. Aber die Kritik an der spielerischen Armut ist unüberlesbar. „Real ruina“ (echter Ruin), schrieb die Zeitung „Sport“ auf ihrer ersten Seite, das Blatt „AS“ titelte: „Von schlecht zu schlechter.“ Auf der „Marca“-Titelseite war eine Stoppuhr mit der torlosen Zeit abgelichtet: 6 Stunden und 49 Minuten. Unglaublich angesichts der Qualität im Kader. „Wir sind gut gestartet, mit viele Chancen. Aber daraus haben wir kein Kapital geschlagen“, haderte Lopetegui nach der Pleite durch ein Gegentor in der fünften Minute der Nachspielzeit. Lopetegui klagte zudem über Verletzungssorgen (Gareth Bale und Karim Benzema) und Pech bei entscheidenden Spielszenen: „Alle negativen Momente sind zusammengekommen.“ Und so macht sich bei Madrid eine Wagenburgmentalität breit. „Wer auch immer Real Madrid für tot erklärt, macht einen Fehler“, warnte Ramos. (sid)