Die Causa Özil geht weiter

Mit dem FC Arsenal tourt Mesut Özil aktuell durch Asien. | Photo News

Die Arsenal-“Familie“ hat ihren „Sohn“ Mesut Özil liebevoll umarmt, doch Fußball-Deutschland redet sich weiter die Köpfe heiß über dessen Krawall-Rücktritt und die Folgen. Während die Verantwortlichen der Gunners Özil auf der Singapur-Reise geschlossen verteidigten, sieht Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge in der Causa „viele Verlierer“ im deutschen Fußball – darunter auch Özil.

„Özil selber, aber auch der DFB haben eine merklich schlechte Figur abgegeben“, sagte der Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters in Philadelphia am Rande der USA-Reise der Münchner.

Auch Rudi Völler griff Özil an. Zwar seien in dessen Rücktritts-Erklärung „ein paar Dinge nicht ganz verkehrt“ gewesen, sagte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen bei Sky Sport News HD, „aber mehr als die Hälfte war etwas übertrieben und Blödsinn“. Wegen Özils monatelangem Schweigen zu den Erdogan-Fotos habe das Thema „ganz Deutschland genervt“. Deshalb sei es „sicherlich ein großer Fehler“ gewesen, dass sich Özil erst so spät äußerte.

Rummenigge und Hannovers Manager Horst Heldt kritisierten den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Rummenigge wiederholte seinen Wunsch, dass beim Verband künftig „die Profis etwas mehr das Sagen haben und die Nationalmannschaft bei allem Respekt vor den Amateuren und deren Ligen die wichtigste Mannschaft des Landes ist“. Diese müsse „unterstützt und gefördert werden“.

Heldt nannte das Verhalten der Verantwortlichen in der Erdogan-Affäre im Magazin Socrates „desaströs“. Die Führung habe „in der Kommunikationsstrategie einfach versagt“. Sowohl Rummenigge als auch Völler versuchten sich zudem in einer Erklärung der Attacke von Uli Hoeneß auf Özil („Seit Jahren nur Dreck gespielt“). „Ich glaube, er mochte den Spieler Özil nie so gerne“, sagte Rummenigge. Außerdem sei es Hoeneß „auf die Nerven gegangen, dass daraus eine Rassismus-Nummer gestrickt wurde“. Völler führte Özils Schweigen als Begründung für die Heftigkeit des Ausfalls an, den er „ein Tick zu viel des Guten“ nannte.

Arsenal begegnete Özil durchweg mit Verständnis. Vereinsboss Ivan Gazidis erntete Applaus der gesamten Mannschaft, als er den sichtlich bewegten Özil in seiner Rede bei der Team-Grillparty verteidigte. Er sei stolz darauf, dass Arsenal ein multikultureller Klub sei, betonte Gazidis, und hob Özil als leuchtendes Beispiel für die Vielfalt hervor. Teammanager Unai Emery lobte Özils „großartige Mentalität“ und betonte, er werde dem Star in dieser „sehr, sehr persönlichen Sache“ helfen. Emery will Özil „das Gefühl geben, dass er bei uns zu Hause ist, wie in einer Familie“. Özil werde sicher „eine großartige Saison spielen“.

Die Mannschaft, betonte Torwart Petr Cech vor dem Test am Donnerstag gegen Atletico Madrid (13.30 Uhr MESZ), werde dafür „alles tun“. Schließlich sei Özil ein „Schlüsselspieler“ – und Kandidat für das vakante Kapitänsamt. Özil ein Verlierer? Auf die Idee würde bei Arsenal niemand kommen. (sid)