25 Milliarden Euro für den „FIFA-Ausverkauf“?

Gianni Infantino | afp

Was will Gianni Infantino verkaufen?

Verbrieft ist bislang nur, dass dem FIFA-Präsidenten ein Angebot zum Verkauf der Rechte an einer reformierten Klub-WM und einer globalen Nations League vorliegt. Geboten wurden dafür schon im Frühjahr 25 Milliarden US-Dollar von mysteriösen Investoren. Laut des Berichts von Süddeutscher Zeitung und WDR von Freitag könnte es aber noch um viel mehr gehen, unter anderem um sämtliche Digital- und Archiv-Rechte sowie um alles „Virtuelle und jedes andere Format, das noch weltweit entwickelt wird“. Das würde wohl das Ende der FIFA in der jetzigen Form bedeuten. Laut des Weltverbandes seien die Pläne „veraltet“.

Wer sind die Bieter?

Darüber hüllt sich Infantino bislang in Schweigen. Offensichtlich ist, dass der japanische Technikkonzern SoftBank in das Angebot verstrickt ist.

Vor allem in Europa werden die Pläne des Schweizers kritisch beäugt.

Detaillierter berichteten SZ und WDR von den Firmen SB Investment Advisers Limited (SBIA) und Centricus Partners LP. SBIA ist eine 100-prozentige SoftBank-Tochter. Beiden werden enge Beziehungen zum Königshaus von Saudi-Arabien nachgesagt, das wegen der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi weltweit in der Kritik steht. Ein Milliarden-Deal zum jetzigen Zeitpunkt würde die FIFA moralisch in Bedrängnis bringen.

Warum die Geheimnistuerei?

Infantino beruft sich auf eine Verschwiegenheitsklausel. Auch das FIFA-Council hat der Schweizer deshalb nicht in Details eingeweiht – er bekam dafür allerdings die Quittung. Bereits zweimal lehnte die „Regierung des Weltfußballs“, in der Grindel sitzt, eine vorschnelle Abstimmung über das Angebot ab. Eine Task Force soll nun für Klarheit sorgen, das Council kommt im März 2019 zur nächsten Sitzung in Miami zusammen. Bis dahin soll Infantino „alle Fakten und Informationen“ auf den Tisch legen, forderte Grindel.

Was ist Infantinos Motivation?

Geld. 25 Milliarden Dollar würden der FIFA zu einem nie dagewesenen Reichtum verhelfen, auch wenn der Preis dafür (zu) hoch zu sein scheint. Solche Summen locken viele der kleinen FIFA-Mitgliedsländer. Und die haben am 5. Juni 2019 bei der Präsidentschaftswahl genauso wie die „großen“ Fußballnationen je eine Stimme. Intern rechnet Infantino, der sich in seine zweite Amtszeit wählen lassen will, schon jetzt mit einer überwältigenden Unterstützung.

Wer sind Infantinos Kritiker?

Vor allem in Europa werden die Pläne des Schweizers kritisch beäugt. Vor der letzten Council-Sitzung in Kigali konnte das große Zerwürfnis mit den Abgesandten der Europäischen Fußball-Union (UEFA) gerade noch verhindert werden. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin gilt als Infantinos Gegenspieler. Mit allzu vielen Stimmen aus Europa sollte Infantino deshalb nicht rechnen. „Wir werden das Votum der UEFA bei der nächsten Wahl des FIFA-Präsidenten 2019 abstimmen, wenn die Kandidatenlage klar ist“, sagte Grindel.

Welche sportlichen Konsequenzen hätte der Deal?

Der Weltfußball wäre praktisch um zwei neue Wettbewerbe reicher. Die Frage bleibt, ob das sein muss. Die bislang stiefmütterlich behandelte Klub-WM soll den Plänen zufolge mit 24 Teams gespielt werden, vielleicht jährlich, vielleicht aber auch nur alle vier Jahre. Dafür soll der Confed Cup weichen. Die globale Nations League wäre ein direkter Konkurrent für das im September gestartete UEFA-Turnier, in dem Deutschland gerade abgestiegen ist und Belgien deutlich erfolgreicher war.