Zinedine Zidane: Für immer Real?

Seit etwas mehr als 16 Monaten schwingt Zinedine Zidane erst das Zepter als Cheftrainer beim spanischen Rekordchampion und neuen (alten) Champions-League-Sieger. | afp

Zinedine Zidane fühlte sich geschmeichelt, aber das verlockende Angebot des Vereinspräsidenten wollte der königliche Erfolgstrainer trotz aller Euphorie (noch) nicht annehmen. „Ich weiß nicht, ob ich für den Rest meines Lebens hier bleiben werde“, sagte der Franzose: „Aber ich kann versichern, dass ich bislang jede Minute genossen habe.“ Die erfolgreiche Titelverteidigung von Real Madrid in der Champions League war nur wenige Stunden alt, die Feierlichkeiten über das ersehnte erste Double seit 59 Jahren noch nicht verklungen – und die Worte vom mächtigen Klub-Boss Florentino Perez vielleicht auch deshalb ungewohnt forsch.

Noch immer beseelt von der überragenden Saison seiner Mannschaft sprach der Königlichste aller Königlichen jedenfalls bemerkenswerte Sätze aus. Er erklärte dem Radiosender „Cadena Ser“, dass Zidane ja schon „2001 unser Niveau als Spieler angehoben“ habe und nun auch „der beste Trainer der Welt“ sei. Die logische Folge: „Zizou kann für den Rest seines Lebens bei Real Madrid bleiben.“

Seit etwas mehr als 16 Monaten schwingt Zidane erst das Zepter als Cheftrainer beim spanischen Rekordchampion, dem er in dieser Saison den ersten Meistertitel seit fünf Jahren beschert hat.

Wahrscheinlich genügten am Samstag in der Halbzeitpause auch nur wenige Worte, um die Mannschaft auf Kurs zu bringen.

Mit sehr akribischer Arbeit, dem nötigen Sachverstand und menschlichem Feingefühl tat er dies, und es überraschte daher nur wenig, dass er im selben Atemzug mit den Allergrößten seiner Zunft genannt wurde. „Ich soll plötzlich der Beste sein?“, fragte Zidane fast schon ein wenig verdutzt, als er nach dem Finale in Cardiff auf Ikonen wie Arrigo Sacchi oder Sir Alex Ferguson angesprochen und mit den Star-Trainern José Mourinho und Pep Guardiola verglichen wurde. „Das würde ich nun nicht behaupten“, meinte Zidane: „Schließlich war ich zu Beginn noch skandalös schlecht.“

Etwas Genugtuung schwang in den Worten des 44-Jährigen mit, denn tatsächlich waren die Stimmen der Kritiker laut gewesen, als Perez an jenem 4. Januar 2016 Zidane aus dem Hut zauberte. Zuvor hatten schließlich größtenteils Trainer mit einer ansehnlichen, erfolgreichen Vita die Madrilenen gecoacht – und nun sollte einer das Team zu Triumphen führen, der zwar ein herausragender Spieler gewesen war, zuvor aber lediglich als Co-Trainer oder Chef der B-Mannschaft gearbeitet hatte? „Er hat es geschafft, jedem das Gefühl zu geben, dass er wichtig ist“, sagte Toni Kroos rückblickend auf die bisherige Arbeit Zidanes und ergänzte ehrwürdig: „Er hat die Persönlichkeit, der jeder zuhört.“ Wahrscheinlich genügten am Samstag im Champions-League-Finale in der Halbzeitpause auch nur wenige Worte, um die Mannschaft auf Kurs zu bringen.

„Zidane hat uns mit Worten aufgerichtet und gesagt, dass er an die Stärke jedes Einzelnen von uns glaubt“, verriet der zweifache Torschütze und Weltfußballer Cristiano Ronaldo: „Wie Zidane arbeitet, ist sehr schlau. Er kann jeden Spieler gebrauchen.“ Umgekehrt, das wird immer deutlicher, kann aber auch der Verein einen Trainer wie Zidane gebrauchen. Mehr als alles andere. Ein Leben lang? (sid)