Premiere für RB Leipzig

Gegen Monaco soll Timo Werner für Leipzig als Trumpf stechen. Der zuletzt überragende deutsche Nationalspieler hat angeblich sogar schon das Interesse von Real Madrid geweckt. | reporters

Für Borussia Dortmund kommt der Auftakt in der Champions League bei Tottenham Hotspur einem Endspiel gleich, für Neuling RB Leipzig ist die Premiere in der Königsklasse gegen Vorjahreshalbfinalist AS Monaco ein Festtag. Im Kräftemessen mit Europas Fußball-Elite verbindet die beiden höchst unterschiedlichen Fußball-Bundesligisten jedoch das gleiche Ziel – drei Punkte.

„Ich halte die Partie gegen Tottenham für das schwerste Spiel der zweiten Jahreshälfte“, sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball vor der Rückkehr in den Fußball-Tempel Wembley. Gut vier Jahre nach der bitteren 1:2-Finalniederlage gegen Bayern München wollen es die Dortmunder an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky live) besser machen und mit einem Sieg beim englischen Vizemeister die Weichen zum Weiterkommen in der Hammergruppe H stellen.

Zum Leidwesen von Trainer Peter Bosz taugte die Generalprobe nicht zur positiven Einstimmung.

„Wir sind eine erfahrene Champions-League-Mannschaft, die trotz hochkarätiger Gegner das Ziel haben sollte, die Gruppenphase zu überstehen“, sagte Taktgeber Nuri Sahin dem „Kicker“. Ein Erfolg in London könnte Mut für das nicht minder knifflige Kräftemessen zwei Wochen später mit Titelverteidiger Real Madrid machen. „In solchen Gruppen werden Helden geboren“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Sportdirektor Michael Zorc schwant jedoch, dass es gegen Tottenham diesmal nicht so leicht wird wie vor anderthalb Jahren im Europa-League-Achtelfinale, als der BVB als erstes deutsches Team im alten Stadion an der White Hart Lane gewann (2:1). Damals lag das Hauptaugenmerk des mit einer B-Elf angetretenen Gegners auf der englischen Meisterschaft. „Beide Spiele sind nicht zu vergleichen. Das wird eine echte Herausforderung. Tottenham und uns sehe ich auf Augenhöhe“, erklärte Zorc. Zum Leidwesen von Trainer Peter Bosz taugte die Generalprobe am Samstag in Freiburg nicht zur positiven Einstimmung. Zum einen kam der Bundesliga-Tabellenführer trotz langer Überzahl nicht über ein 0:0 hinaus. Zum anderen zog sich der gerade erst genesene Marcel Schmelzer einen Bänderteilriss im Sprunggelenk zu. Marc Bartra fehlt wegen Adduktorenproblemen ebenfalls.

Nichts zu verlieren hat RB Leipzig. Der Vizemeister will den Beweis antreten, auch mit einer jungen und unerfahrenen Mannschaft in der Königsklasse bestehen zu können. Beim ersten internationalen Auftritt einer Leipziger Mannschaft seit fast 29 Jahren – im November 1988 verlor der 1. FC Lok Leipzig im UEFA-Pokal gegen den SSC Neapel (0:2) – fordert Sportdirektor Ralf Rangnick „eine Leistung am Limit“.

Umso wichtiger wäre ein Einsatz des Leistungsträgers Naby Keita. Der in der kommenden Saison für 70 Millionen Euro nach Liverpool wechselnde Mittelfeldspieler aus Guinea konnte wegen Adduktorenproblemen nicht mit der Mannschaft trainieren. Die Physiotherapeuten arbeiten rund um die Uhr, es wird ein Wettlauf gegen die Zeit. Dafür ist der zuletzt im Spiel beim Hamburger SV (2:0) noch erkältet fehlende Emil Forsberg wieder fit.

Gegen Monaco soll aber vor allem Sturm-Ass Timo Werner als Trumpf stechen. Der zuletzt überragende Nationalspieler hat angeblich sogar schon das Interesse von Real Madrid geweckt. Nach Angaben der spanischen Sportzeitung „AS“ wollen die Königlichen den 21-Jährigen für die nächste Saison verpflichten. Werners Vertrag läuft jedoch bis 2020 – ohne Ausstiegsklausel. „Wir spielen Champions League, wir bieten Timo damit die nächste Entwicklungsstufe. Wir sehen das alles entspannt“, sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff am Montagabend in der Sendung „Sky90“ zu den Wechsel-Spekulationen.

Für das erste Europa-Abenteuer hat sich RB keine konkreten Ziele gesetzt. Das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl will die Champions League aber nicht nur genießen, sondern mit seinem Tempofußball auch für die eine oder andere Überraschung sorgen. Ex-Bundestrainer Berti Vogts traut dem Club sogar eine Sensation zu. „Leipzig ist für mich der Geheimfavorit auf den Champions-League-Titel!“, schrieb Vogts in einer Kolumne für „t-online.de“. Seine Begründung: „So schnell wie möglich in die gegnerische Hälfte, so schnell wie möglich abschließen – das ist der Plan. Das sind einige große Vereine gar nicht mehr gewohnt.“ (dpa)