„Ein Marsmensch im Himmel“ - Ronaldo entzückt die Welt

Cristiano Ronaldo erzielte beim 3:0-Sieg von Real Madrid über Juventus Turin das vielleicht schönste Tor seiner gesamten Karriere. | Photo News

Die Flanke von Dani Carvajal flog butterweich von rechts in den Strafraum von Juventus Turin, Lucas Vazquez würde gleich nur noch mit dem Kopf einem Mitspieler vorlegen müssen – doch so weit kam es nicht: Plötzlich lag Cristiano Ronaldo quer in der Luft, als habe ihn dort jemand an unsichtbaren Seilen hingehängt, in einer Höhe von mehr als zwei Metern traf er den Ball mit dem rechten Fuß… Tor. Und was für eines. Ein Treffer wie ein Gemälde, gezeichnet von einem Genie wie Leonardo da Vinci.

„Dies ist eines der schönsten in der Geschichte des Fußballs, ja“, sagte Zinedine Zidane nach über den Treffer.

Es lief die 64. Minute im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Juventus Turin und Real Madrid, und als Ronaldo seinen Fallrückzieher aus einem Katalog für Kunstwerke vollendet hatte, hielt es keinen im Stadion mehr auf seinem Sitz. Ja, auch die italienischen Zuschauer applaudierten begeistert, für dieses Meisterwerk von einem Tor gebührte dem Künstler Anerkennung.

Am Spielfeldrand strich sich Trainer Zinedine Zidane, selbst einer der großen Meister, fassungslos über seinen kahlen Kopf. „Dies ist eines der schönsten in der Geschichte des Fußballs, ja“, sagte Zidane über das zweite Tor beim 3:0 (1:0), um mit einem Schmunzeln anzumerken: „Es ist vielleicht nicht so schön wie meines in Glasgow.“ Im Jahre 2002 hatte Zidane im Endspiel der Champions League gegen Bayer Leverkusen kurz vor der Pause mit einem Volleyschuss von der Strafraumgrenze zum Endstand von 2:1 (2:1) getroffen. Von der Bedeutung her war das Tor Zidanes wichtiger – schöner war wohl jenes von Ronaldo.

„Cristiano Ronaldo kann jetzt die Erde verlassen und anfangen, gegen die Marsmenschen zu spielen, hier hat er alles erreicht“, schrieb Verteidiger Alvaro Arbeloa nach dem Spiel bei Twitter über seinen Mannschaftskollegen.

Gianluigi Buffon, diesmal nur Statist im Tor von Juventus, stellte Ronaldo auf eine Stufe mit den Jahrhundertfußballern Maradona und Pele sowie dessen ewigem Rivalen Lionel Messi. Spielern wie diesen gelinge es stets, „für ihre Mannschaft Spiele zu entscheiden und Trophäen zu gewinnen“.

Das Spiel in Turin war in der Tat ein Beweis für Ronaldos Großartigkeit. Bereits sein erster Treffer an diesem Abend (3.) war bemerkenswert: Ronaldo ist damit der erste Spieler, der in der Königsklasse in zehn Spielen in Serie ein Tor erzielt hat, insgesamt war er in diesen Spielen sogar 16-mal erfolgreich. Am Dienstag legte der fünfmalige Weltfußballer nach dem Platzverweis für Juves Paulo Dybala (66.) auch noch den dritten Treffer für Madrid durch Marcelo (72.) auf. In Erinnerung bleiben wird freilich dieses zweite Tor – auch Ronaldo. Als er gewahr wurde, dass ihm nach seinem Treffer für die Ewigkeit auch die Italiener applaudierten, da schloss er die Hände und verneigte sich. Dankbar. Und irgendwie gerührt von so viel ehrlicher Anerkennung für seine Kunst. (sid/mn)