Anderlecht kämpft, aber verliert gegen schwache Bayern



So verließ Coach-Urgestein Jupp Heynckes in seinem neunten Spiel mit dem deutschen Rekordmeister den Platz zum neunten Mal als Sieger. Und Anderlecht? Das konnte am fünften Spieltag in der Königsklasse eine couragierte Leistung zeigen und zumindest das erste Tor der laufenden Saison in der Königsklasse feiern.

RSC Anderlecht – FC Bayern 1:2

Das Spiel begann mit dem üblichen Abtasten der Teams. Anderlechts Trainer Hein Vanhaezebrouck ließ im ausverkauften Constant-Vanden Stock-Stadion mit Ex-AS-Stürmerstar Henry Onyekuru den Spieler auf der Bank, der in der Liga die vereinsinterne Torschützenliste mit sechs Treffern anführt.

Vorne stürmte Łukasz Teodorczyk, der in der ersten Halbzeit die Möglichkeiten bekommen sollte, gleich vier Mal einzunetzen. Doch wie in der siebten Minute ließ er die Chancen liegen, das erste Tor für Anderlecht in der laufenden Saison in der Königsklasse zu schießen. Nach einem misslungenen Abwehrversuch stand der Pole frei vor Bayerns Torwart Sven Ulreich. Doch der machte sich so breit, dass der Angreifer der „Veilchen“ keinen Weg an ihm vorbei fand. So eine Chance bekommt eine Mannschaft gegen Bayern München eigentlich selten, doch es sollte nicht die letzte des Spiels sein.

Anderlecht spielte zu Beginn der Partie mit einem hohen Pressing, um die Stars der Bayern früh zu Fehlern zu zwingen. Und das hatte Erfolg. Nach zehn Minuten musste Ulreich wieder eingreifen, nachdem es Dennis Appiah von der rechten Seite mit einem Fernschuss versuchte.

Für ein wenig Aufregung sorgte im Anschluss das Falschgeld, das von Bayern-Fans aufs Feld geworfen wurde, um gegen die wahrlich exorbitanten Eintrittspreise des Brüsseler Hauptstadtklubs (100 Euro pro Karte) zu protestieren.

Unterdessen schafften es die Bayern nicht, die Ausrichtung von Taktikexperte Hein Vanhaezebrouck zu knacken. Der RSC Anderlecht war die bessere Mannschaft, schlug wie gegen Paris St. Germain jedoch kein Kapital daraus. So landete der Kopfball des insgesamt sehr hart spielenden Uroš Spajić in der 27. Minute knapp über dem Gehäuse der Bayern. Und die vierte Gelegenheit für den Rekordmeister hatte wieder „Teo“ auf dem Fuß. Nach einem langen Diagonalpass von Sofiane Hanni schoss der 26-jährige Pole rechts am Tor vorbei. Ein erster Champions-League-Treffer wäre für den belgischen Meister spätestens in der 39. Minute verdient gewesen, als Teodorczyk wieder abzog, aber erneut in Ulreich seinen Meister fand.

Dass der belgische Fußball in dieser Europapokalsaison keine sonderlich gute Rolle spielte, war zu diesem Zeitpunkt eine Randnotiz wert. Die Leistung am Mittwochabend war der Champions League würdig, auch wenn Bayern nicht mit 100 Prozent agierte. Sehr zum Leidwesen von Coach Heynckes. Die Miene des 72-Jährigen verfinsterte sich auf der Trainerbank zusehends. Belohnt hat sich Anderlecht aber dafür nicht.

In der zweiten Halbzeit erhielt der Gastgeber dann die Retourkutsche. Nach einem einfach vorgetragenen Konter erzielte Robert Lewandowski seinen ersten Champions-League-Treffer der Saison aus dem Spiel heraus, sodass es völlig unverdient 1:0 für die Münchener stand (51.). Davon mussten sich die zurecht frustrierten „Veilchen“ erst einmal erholen. Der Tabellenerste der Bundesliga übernahm die Kontrolle.

Was „Teo“ nicht gelang, musste eben Kapitän Sofiane Hanni machen.

Der erste Königsklassen-Saisontreffer für den Sporting Club fiel dann aus dem Nichts. In der 63. Minute flankte Olivier Deschacht den Ball in den Strafraum der Bayern, wo das Spielgerät von Teodorczyk zu Kapitän Hanni vor die Füße geköpft wurde. Was „Teo“ nicht gelang, musste eben der Chef machen, 1:1. Die heimischen Fans feierten ausgelassen. Da geriet die Einwechslung von Henry Onyekuru fast zur Nebensache.

Die Bayern blieben hingegen durch Lewandowski gefährlich, Matz Sels rettete mit einer großartigen Fußabwehr. Es waren aber wieder einmal die Bayern, die in Führung gingen. Neuzugang Corentin Tolisso war schneller als Innenverteidiger Kara und köpfte die Flanke von Joshua Kimmich wie im Lehrbuch an Torwart Matz Sels zum 1:2 (77.) ins Netz. Ob sich Anderlecht diesmal von dem Schock erholte? Nein, eher musste Sels eine höhere Niederlage verhindern. Hamdi Harbaouis Ausgleichstreffer zum 2:2 wurde zurecht wegen einer Abseitsposition abgepfiffen.

So fiel zum letzten Mal in dieser Champions-League-Saison der Vorhang in der Heimstätte der Anderlechter mit einer Niederlage. Leander Dendoncker hatte vor der Partie gegen die Bayern gesagt: „Unsere Ehre steht auf dem Spiel.“ Sie wurde erfolgreich verteidigt – auch wenn die Aussicht auf den dritten Platz und das Überwintern in der Europa League mit dieser Niederlage gegen Null tendiert. Dabei verlor Mitkonkurrent Celtic Glasgow bei Paris St. Germain mit 1:7.