Albtraum für Ulreich: "Komödiantische Einlage" kostet Bayern Finale

Sven Ulreich allein in Madrid. | afp



Sven allein in Madrid: Wie ein Häuflein Elend saß Sven Ulreich nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen des Estadio Bernabeu – und keiner tröstete die tragische Figur aufseiten von Bayern München. Schließlich stand der 29-Jährige auf und trabte mit finsterer Miene einsam in Richtung Kabine.

Monatelang hatte Ulreich als Vertreter von Kapitän Manuel Neuer geglänzt, doch ausgerechnet im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid patzte der Keeper. Statt mit den Münchnern den Traum vom Finale in Kiew zu leben, erlebte Ulreich beim 2:2 (1:1) gegen die Königlichen seinen persönlichen Albtraum.

Nur wenige Sekunden nach der Pause war er bei einem viel zu kurzen Rückpass von Corentin Tolisso beim Versuch, den Ball zu klären, ungestüm weggerutscht – Karim Benzema bedankte sich nach der „komödiantischen Einlage“, wie die Zeitung „AS“ spottete, mit seinem zweiten Treffer zum 2:1 (46.).

Auch die vage Hoffnung, nach einer starken Saison vielleicht doch noch in den Kader von Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw für die WM in Russland zu rutschen, hat sich für Ulreich in dieser Sekunde endgültig zerschlagen. Doch Vorwürfe an die Adresse des unglücklichen Torhüters gab es zumindest von James nicht.

„Wir müssen die Schuld nicht beim Torwart suchen“, sagte der Kolumbianer. Auch Trainer Jupp Heynckes, der in den letzten Wochen immer wieder die „super Entwicklung“ von Ulreich herausgestellt hatte, wollte keine Kritik üben.

Zum einen sei der Rückpass von Tolisso „unnötig“ gewesen, sagte Heynckes. Und Ulreich, „der eine ganz tolle Saison gespielt hat“, habe eben „einen Blackout gehabt. Er wollte den Ball mit den Händen aufnehmen und hat dann gemerkt, das geht ja gar nicht. Dann ist er konfus geworden. Das ist sehr bitter für den Spieler und meine Mannschaft“.

Torschütze Benzema hatte eine andere Erklärung. „Ich habe den Torwart unter Druck gesetzt und dann gesehen, dass er den Ball nicht mehr kontrollieren kann“, sagte der Franzose. Wie auch immer: Es war Slapstick pur. Für Mats Hummels war, wie auch beim 2:1-Siegtreffer von Real in München, als Rafinha einen fatalen Fehlpass gespielt hatte, „auch Unvermögen dabei“. Thomas Müller klagte über „zu viele individuelle Fehler“. Der Patzer von Ulreich war sicher der schwerste.

Noch vor zwei Wochen war Ulreich bei der Pokalgala der Bayern in Leverkusen (6:2) der gefeierte Held gewesen. Es gab nicht wenige, die den früheren Stuttgarter schon in Russland sahen. Nicht nur für Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic war er da ein „logischer Kandidat“ – seit Dienstagabend sieht das ganz anders aus. (sid)