Videobeweis: Die liebe Technik

Die neue Technik sollte vor allem Fehlentscheidungen vermeiden. | dpa

Voraussetzung für eine Intervention des Videoassistenten ist, dass nach seiner Einschätzung ein offensichtlicher Fehler des Schiedsrichters auf dem Platz vorliegt. Ist eine solche, klar falsche Wahrnehmung des Schiedsrichters auf dem Platz nicht gegeben, darf der Videoassistent nicht eingreifen.

ERSTER EINSATZ

Tobias Stieler, Hamburg. Der Videoassistent beim Supercup zwischen Borussia Dortmund und Bayern München greift in der 18. Minute ein, nachdem Robert Lewandowski das vermeintliche 1:1 erzielt hat. Joshua Kimmich hatte zuvor vermeintlich im Abseits gestanden. Stieler sagt Schiedsrichter Felix Zwayer an: kein Abseits, korrekte Entscheidung! Sie bleibt dennoch umstritten.

ERSTES TOR NACH VIDEOBEWEIS

Robert Lewandowski, Bayern München. In der 52. Minute des Saison-Auftaktspiels gegen Bayer Leverkusen (3:1) verwandelt der Pole einen Foulelfmeter, den Schiedsrichter Tobias Stieler erst nach Zurateziehen des Videoassistenten Jochen Drees gegeben hat, zum 3:0. Zuvor war Lewandowski im Strafraum von Bayer-Mittelfeldspieler Charles Aránguiz gefoult worden.

ERSTE ROTE KARTE

Yoric Ravet, SC Freiburg. Nach einem rüden Foul des Franzosen an Borussia Dortmunds Kapitän Marcel Schmelzer zeigt Schiedsrichter Benjamin Cortus zunächst die Gelbe Karte, der Videoassistent korrigiert ihn auf Rot. Ravet wird für vier Spiele gesperrt.

KALIBRIERUNG

Am ersten Spieltag kommt es zu gravierenden technischen Problemen. Der Videoassistent kann in Hoffenheim, Hamburg und Berlin zunächst nicht eingesetzt werden, weil keine Kommunikation zwischen Schiedsrichtern und dem Kontrollzentrum in Köln möglich ist. Der technische Dienstleister Hawkeye wird von der DFL zum Rapport bestellt. Bei allen Spielen können bei Abseitsentscheidungen keine kalibrierten Linien erstellt werden – auch nicht an den folgenden Spieltagen.

SCHLAF IM KELLER?

Rudi Völler platzt nach dem 2:2 gegen 1899 Hoffenheim am zweiten Spieltag der Kragen. „Das war ein klares Foul, Wolfgang Stark ist da wohl im Keller in Köln vor dem Fernseher eingeschlafen“, schimpft Bayer Leverkusens Sportchef nach dem Spiel. Auch Augsburgs Trainer Manuel Baum ist sauer: Schiedsrichter Sascha Stegemann und Videoassistent Tobias Welz haben seiner Meinung nach ein „1000-prozentiges“ Handspiel des Gladbachers Jannik Vestergaard übersehen.

CHRISTIAN GENTNER

Der Kapitän des VfB Stuttgart wird von Nationaltorhüter Koen Casteels am vierten Spieltag brutal abgeräumt und bleibt ohnmächtig liegen. Der 32-Jährige erleidet Brüche des unteren und seitlichen Augenhöhlenbodens, des Nasenbeins und des Oberkiefers. Schiedsrichter Guido Winkmann lässt weiterlaufen, Video-Assistent Deniz Aytekin bestätigt diese Sichtweise auf Nachfrage. Hellmut Krug, Projektleiter Videobeweis, nennt diese Entscheidung „grenzwertig, aber vertretbar“.

PROTEST

Der 1. FC Köln überlegt nach dem 0:5 bei Borussia Dortmund lange, ob er Protest gegen die Spielwertung einlegt. Die Kölner fühlen sich benachteiligt, weil der Videoassistent ihrer Ansicht nach beim 2:0 durch Sokratis (45.+2) zu Unrecht eingegriffen hat. Zwei Tage nach dem Spiel kommt dann doch der Protest-Verzicht – wohl auch, weil der FC in einer Verhandlung chancenlos gewesen wäre. Bitter: Gleich im nächsten Spiel gegen Eintracht Frankfurt (0:1) wird ein Elfmeter gegen den FC gegeben, der wohl keiner war.

HAND ODER NICHT HAND

Beim 3:0 von Bayern München bei Schalke 04 am fünften Spieltag profitiert der Rekordmeister von einem Elfmeter, der nach Ansicht der Schalker nie hätte gegeben werden dürfen. Nachdem der Ball bei einer Flanke von James Rodriguez an die Hand des Schalker Abwehrchefs Naldo gesprungen ist, lässt Schiedsrichter Marco Fritz zunächst weiterspielen. Erst der Videoassistent Bastian Dankert entscheidet auf Elfmeter. Besonders auf die Palme bringt die Schalker, dass eine vergleichbare Situation – aber zu Gunsten der Königsblauen – beim 0:1 bei Hannover 96 am zweiten Spieltag nicht gepfiffen worden ist. (sid)