Keine Diskussion um Stöger

Die vermuteten Probleme zwischen Kölns Sportchef Jörg Schmadtke (links) und FC-Trainer Peter Stöger (rechts) gibt es laut Schmadtke nicht: „Diese Mär wird permanent wiederholt, dadurch wird sie aber nicht richtiger.“ | dpa

Auch zwei Tage nach dem bislang heftigsten Rückschlag in dieser Saison herrschte beim 1. FC Köln eine irgendwie untypische Ruhe. Bei strahlendem Sonnenschein stand Trainer Peter Stöger am Geißbockheim – und sprach mit einigem Wiener Schmäh über die „skurrile“ Talfahrt des Tabellenletzten. „Von der ersten Qualifikation für den Europacup seit 25 Jahren zum schlechtesten Saisonstart, seit Fußball gespielt wird“, sagte der Österreicher trocken: „Damit muss man erst mal fertig werden.“

Das 1:2 (0:1) beim VfB Stuttgart am Freitag, die siebte Niederlage im achten Saisonspiel, war in jeder Hinsicht niederschmetternd, keine Mannschaft ist in der Fußball-Bundesliga je schlechter gestartet. Und doch steht Stöger in Köln weiterhin nicht zur Debatte. „Dramatisch wäre ein interner Bruch oder eine brachliegende Spielanlage“, sagte Kölns Sportchef Jörg Schmadtke am Sonntag bei Sky: „Aber das ist nicht der Fall, und deshalb gibt es auch keine Trainerdiskussion.“ Man will weitermachen mit dem Trainer, der den Verein in den vergangenen vier Jahren aus der zweiten Liga in den Europacup geführt hat, daran ändert auch dieser historische Fehlstart noch nichts. Gerade mal einen Punkt hat der FC nach acht Spielen auf dem Konto – nur in der Saison 1963/64 hatte das der 1. FC Saarbrücken schon einmal „geschafft“, allerdings mit einer etwas besseren Tordifferenz.

Das Spiel in Stuttgart erklärte nun in rund 90 Minuten ziemlich gut, warum der 1. FC Köln nur Monate nach der besten Saison seit einem Vierteljahrhundert plötzlich den Abstieg fürchten muss. Trotz großer Dominanz und vieler Chancen zu Beginn traf die Mannschaft das Tor nicht, spielte dann fehlerhaft und unsortiert, geriet gleich in Rückstand. Und am Ende sorgte wieder einmal der Videobeweis für hitzige Diskussionen.

Schiedsrichter Benjamin Cortus entschied in den Schlussminuten beim Spielstand von 1:1 auf Foulelfmeter für Köln, nahm diesen aber nach Studium der TV-Bilder und Rücksprache mit seinem Video-Assistenten Harm Osmers zurück.

Offenbar noch beeindruckt von der strittigen Szene musste der FC in der Nachspielzeit (90.+4) durch Chadrac Akolo das 1:2 hinnehmen – der Schuss war zweimal abgefälscht, es passte ins Bild. „Das war ein Schlag ins Gesicht. Es läuft einfach zu viel gegen uns“, sagte Dominique Heintz, der nach der glücklichen Stuttgarter Führung durch Anastasios Donis (38.) in der 77. Minute ausgeglichen hatte.

Die Kölner hatten in dieser Saison nun mehrfach mit dem Videobeweis zu tun, einige äußerst umstrittene Entscheidungen fielen dabei gegen sie. Das Pech mit den Schiedsrichterentscheidungen ist aber bei weitem nicht der einzige Grund für nur einen Punkt und eine Tordifferenz von 3:17.

Nach dem Abgang von 25-Tore-Stürmer Anthony Modeste wurde offensiv nicht ausreichend nachgebessert. Dies sei, so Schmadtke selbstkritisch, „einer von vielen Faktoren“. Daraus ergebe sich allerdings eine „charmante Situation: Relativ viel Kritik fokussiert sich auf mich. Dadurch haben Mannschaft und Trainer mehr Ruhe“. Ohnehin gebe es die vermuteten Probleme zwischen dem Sportchef und Stöger laut Schmadtke nicht: „Diese Mär wird permanent wiederholt, dadurch wird sie aber nicht richtiger.“

Man will Einigkeit demonstrieren in Köln, viel Zeit zum Wundenlecken bleibt nicht. Bereits am Donnerstag geht es in der Europa League bei BATE Borissow weiter, dann kommt in der Liga Werder Bremen. (sid)