Ist Bayern ein schlechter Verlierer? - Für Heynckes „Missverständnis“

Aus dem erhofften Double-Abschied für Heynckes wurde eine lästige Pflicht-Feier. | dpa

Statt den Hessen die Ehre zu erweisen und der Übergabe beizuwohnen, waren die Münchner fast geschlossen in der Kabine verschwunden. „Ich weiß nicht, ob sie es wussten. Wenn sie es gewusst haben, fand ich es nicht richtig“, sagte Präsident Uli Hoeneß am Sonntag über das ungeschriebene Gesetz, dem Gewinner zu applaudieren. „Ich hätte erwartet, dass ein Verantwortlicher des FC Bayern oder des DFB uns mitteilt, so lange zu warten, bis der Pokal überreicht ist“, führte Heynckes nach seinem letzten Spiel als Coach weiter aus: „Ich habe da in dem Moment überhaupt nicht dran gedacht, sonst hätte ich meine Mannschaft aufgefordert, zu bleiben.“

Einige Spieler seien ja geblieben, ebenso Sportdirektor Hasan Salihamidzic, betonte Heynckes. Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gibt es für das Prozedere keine protokollarischen Vorgaben.

Thomas Müller sagte: „Das war kein Zeichen von Respektlosigkeit.“

Thomas Müller sagte: „Das war kein Zeichen von Respektlosigkeit. Es ist schon hart genug, als Verlierer durch ein Spalier zu gehen. Das ist ein harter Gang, da den Siegern ins Gesicht zu sehen.“ Mats Hummels ergänzte, er sei „bestimmt schon ein-, zweimal in meiner Karriere“ vorzeitig in die Kabine gegangen: „Aber das hatte nie was mit Respektlosigkeit zu tun.“

Diesmal sei es so gewesen, sagte Hummels, „dass wir fast reingeleitet wurden. Einer hat den Anfang gemacht – und alle anderen sind wie eine Entenfamilie hinterhergedackelt.“ Joshua Kimmich meinte: „Ich weiß gar nicht, wie das abläuft normalerweise. Wenn es respektlos rüberkommt, tut es mir leid. Das war nicht unsere Absicht.“ Am Sonntag ging es für die Bayern dann nach München zurück, wo Jupp Heynckes sich die „Trauerfeier“ am Münchner Marienplatz gerne erspart hätte, doch bei „Wish you were here“ seiner Lieblingsband Pink Floyd wurde es doch noch ein versöhnlicher Renteneintritt. „Ich habe das, was ich hier vorfinde, nicht erwartet“, rief Heynckes den mehreren Tausend Fans unter dem Rathausbalkon zu, „dass so viele hier sind, die uns feiern, das ist ja Wahnsinn!“

Schließlich hatten seine Bayern 17 Stunden zuvor das DFB-Pokalfinale sensationell 1:3 (0:1) gegen Außenseiter Eintracht Frankfurt verloren. Aus dem erhofften Double-Abschied für Heynckes wurde eine lästige Pflicht-Feier. Sie machten das Beste daraus und fanden in der knappen halben Stunde zumindest ihr „Mia-san-mia-Gefühl“ wieder. „Nächstes Jahr, das versprechen wir euch, stehen wir hier mit mehr als einem Titel“, rief Arjen Robben.

Am Sonntagnachmittag überwog bei „Rentner“ Heynckes aber der Stolz. „Es hat mir großen Spaß gemacht. Wir haben über weite Strecken überragenden Fußball gespielt, den man auch im verwöhnten München lange nicht mehr gesehen hat“, sagte er unter „Jupp“-Rufen. Dennoch war es ein „bitterer Gang“ zu den Fans mit dem Trostpreis Meisterschale, wie Thomas Müller nach der „Riesen-Riesen-Niederlage“ sagte. Das Champions-League-Aus, die unerwartete Cup-Pleite – für Müller war das alles ein „Riesen-Riesen-Mist.“ Das unglückliche Aus in der Königsklasse gegen Real Madrid habe „uns den Stecker gezogen“, sagte Müller. (sid)