HSV nach Labbadia-Aus auf Trainersuche - Schalke-Krise spitzt sich zu



Erst Viktor Skripnik, nun Bruno Labbadia – in der noch jungen Bundesliga-Saison haben bereits zwei Trainer ihren Job verloren. Nur eine Woche nach dem Aus von Skripnik in Bremen traf es Labbadia in Hamburg. Damit zog der HSV die Konsequenzen aus dem Fehlstart mit zuletzt vier Niederlagen. Selbst der passable Auftritt beim 0:1 gegen Tabellenführer FC Bayern und die Sprechchöre der Fans für den Coach konnten den einst als Retter gefeierten Labbadia nicht vor der Trennung bewahren. Dem Vernehmen nach soll der ehemalige Hoffenheimer Markus Gisdol die Nachfolge antreten, um dessen Verpflichtung sich allerdings auch die Bremer bemühen.

Das Ende der 529 Tage langen zweiten Ära von Labbadia, der den HSV am 15. April 2015 in nahezu auswegloser Lage übernommen und in der Relegation gegen Karlsruhe noch vor dem Abstieg bewahrt hatte, teilte Dietmar Beiersdorfer dem Coach auf eher ungewöhnliche Weise mit. «Bruno hat mir gesagt, dass ich das per Telefon machen könnte. Das habe ich gemacht», entschuldigte sich der Vorstandschef am Sonntag.

Obwohl der Club dank der Hilfe von Geldgeber Klaus Michael Kühne gut 30 Millionen Euro in den Kader investiert hatte, waren kaum Fortschritte erkennbar. «Nach der langen Vorbereitung und den bisherigen Spielen müssen wir konstatieren, dass unsere fußballerische Entwicklung insgesamt nicht unseren Vorstellungen entspricht», sagte Beiersdorfer. Neuer Mann auf der Trainerbank wird aller Voraussicht nach Gisdol. «Es gab Gespräche, aber es gibt noch keinen rechtsgültigen Vertrag», berichtete Beiersdorfer.

Die positive Entwicklung in Bremen dürfte die Hamburger in ihrer Entscheidung bestärkt haben. Schließlich geht es bei Werder seit der Trennung von Skripnik aufwärts. Das 2:1 über Wolfsburg werteten alle Beteiligten als Mutmacher. Es spricht für die Moral des Teams, dass der erste Saisonsieg erst durch späte Treffer von Lennart Thy (86.) und Theodor Gebre Selassie (90.+1) zustande kam. Motivationskünstler Alexander Nouri bleibt dennoch Trainer auf Abruf. Längst sind die Bremer in Gesprächen mit anderen Kandidaten, wie Clubchef Klaus Filbry verriet und dabei das Interesse an Gisdol offenbarte: «Er ist sicher ein Kandidat. Wir haben uns mit ihm auseinandergesetzt.»

Muss auch der FC Schalke 04 nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte bald auf die Suche nach einem neuen Trainer gehen? Nach dem 1:2 bei 1899 Hoffenheim, der fünften Niederlage im fünften Spiel unter der Regie von Chefcoach Markus Weinzierl, hat sich die Krise bei den auf den letzten Tabellenrang abgestürzten Königsblauen zugespitzt. Wenn gegen den FC Salzburg am Donnerstag in der Europa League und drei Tage später gegen Borussia Mönchengladbach keine Wende gelingt, dürfte es eng werden für Weinzierl. Kapitän Benedikt Höwedes appelliert jedoch an «alle handelnden Personen», dem Trainer Rückendeckung zu geben: «Von mir bekommt er sie.»

Neben Labbadia, Nouri und Gisdol waren Torjäger Chicharito und Heißsporn Franck Ribéry am 5. Spieltag Hauptdarsteller. Dem Mexikaner gelang beim 3:2 der Leverkusener in Mainz ein Dreierpack. Mit dem Spielball unter dem Arm verschwand der Matchwinner nach dem Schlusspfiff in der Kabine. «Eins mit links, eins mit rechts, eins mit dem Kopf. Da wollte ich den Ball unbedingt behalten», kommentierte Chicharito, der seine nur mäßig in die Saison gestarteten Mannschaft vor einem weiteren Rückschlag bewahrte.

Für keine erfreuliche Schlagzeile sorgte Ribéry. Mit einem Griff ins Gesicht seines HSV-Gegenspielers Nicolai Müller wurde der Franzose zum Wiederholungstäter – trotz der Aufforderungen seines Trainers Carlo Ancelotti, solche Disziplinlosigkeiten künftig zu unterlassen. Sein Glück: Wie schon bei ähnlichen Vergehen im Supercup-Duell mit dem BVB und im Pokalspiel gegen Jena sah er nur die Gelbe Karte.

Die vier deutschen Champions-League-Teilnehmer feierten wenige Tage vor dem zweiten Gruppenspiel gelungene Generalproben. Neben dem FC Bayern und Leverkusen verbuchten auch die Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach einen Sieg. Beim Heim-Comeback von Mario Götze im schwarzgelben Trikot nach 1248 Tagen sammelte der BVB beim 3:1 über Freiburg weiter Selbstvertrauen für das schwere Duell am Dienstag gegen Titelverteidiger Real Madrid.

Nicht minder knifflig wird die Aufgabe für Gladbach 24 Stunden später gegen den FC Barcelona. Da kam der 2:0-Pflichtsieg über Ingolstadt gerade recht. «Das wird interessant zu sehen, wie wir uns gegen eine solche Mannschaft verkaufen», sagte Torhüter Yann Sommer.

Der 1. FC Köln und RB Leipzig haben sich beim 1:1 die Punkte geteilt und bleiben weiter ungeschlagen. Beide Tore fielen in den ersten 30 Minuten: Oliver Burke (5.) brachte den Aufsteiger in Führung, Yuya Osako (25.) sorgte für den Ausgleich. Die Partie wurde wegen einer Sitzblockade von Kölner Fans, die damit die Einfahrt des Gästebusses zum Stadion behinderten, verspätet angepfiffen. Mit der Aktion wollten sie gegen die ihrer Meinung nach zu starken Kommerz-Abhängigkeit von Leipzig protestieren. (dpa)