Heynckes zu Bayern: „Eine bessere Lösung gibt es nicht“

Für Jupp Heynckes beginnt die vierte Amtszeit beim FC Bayern mit einem strammen Programm. Das Heimspiel gegen Freiburg eröffnet eine dreiwöchige Intensivphase mit insgesamt sieben Partien in Fußball-Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal. | afp

Trainerbank statt Gartenstuhl, hektisches Fußball-Geschäft statt beschaulichem Ruhestand: Triple-Legende Jupp Heynckes kehrt nach mehr als vier Jahren zum FC Bayern zurück. Ab kommenden Montag soll der rüstige Rentner den angeschlagenen deutschen Rekordmeister, der den sensationellen Coup am Freitagnachmittag offiziell bestätigte, nach schwierigen Monaten wieder in die Erfolgsspur bringen.

„Ich wäre zu keinem anderen Verein der Welt zurückgekehrt, aber der FC Bayern ist eine Herzensangelegenheit für mich. Mein Trainerteam und ich werden nun alles daran setzen, dass die Mannschaft den Fans bald wieder erfolgreichen Fußball präsentieren wird. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe“, sagte der 72-Jährige. 2013 hatte er die Bayern zum historischen Triple geführt.

Heynckes ist der drittälteste Trainer der Bundesliga-Historie.

Heynckes, der sich nach eigenen Angaben „topfit“ fühlt, unterschrieb wie erwartet einen Vertrag bis zum Saisonende. Zuvor hatten die Bayern seine Bedingung erfüllt und den Wunsch-Assistenten Peter Hermann vom Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf verpflichtet. Heynckes ist als Übergangslösung gedacht, bevor 2018 ein neuer Coach übernehmen wird. Als Favorit wird weiter der Hoffenheimer Julian Nagelsmann (30) gehandelt, auch wenn die TSG die Spekulationen am Freitag erneut zurückwies.

Bis zum Sommer dreht sich bei den Bayern nach der Entlassung von Carlo Ancelotti aber erst einmal alles um „Don Jupp“. Der frühere Nationalspieler trägt bereits zum vierten Mal seit 1987 die Verantwortung bei den Münchnern. Am 14. Oktober (15.30 Uhr/Sky) wird er beim Heimspiel in der Allianz Arena gegen den SC Freiburg auf die große Bühne zurückkehren, sein erstes Training leitet er am Montag.

„Zwischen Jupp Heynckes und dem FC Bayern besteht ein großes Vertrauensverhältnis. Er ist zum jetzigen Zeitpunkt der ideale Trainer für den FC Bayern“, betonte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Heynckes, den vor allem mit dem Präsidenten Uli Hoeneß eine innige Freundschaft verbindet, sei ein „Meister in Sachen Menschenführung und Taktik. Wir sind überzeugt davon, dass er genau der richtige Mann ist, um unsere Ziele zu erreichen“, ergänzte Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Derzeit liegen die Münchner fünf Punkte hinter Tabellenführer Borussia Dortmund. Zudem nagt das deutliche 0:3 in der Champions League gegen Paris St. Germain, das zum Rauswurf von Ancelotti geführt hatte, am Münchner Selbstverständnis.

Heynckes wird die schwierige Mission mit seinem bewährten Trainerstab angehen. Neben Hermann (65) gehört dazu wie in der erfolgreichen Zeit von 2011 bis 2013 Hermann Gerland (63), der deshalb die Leitung des Nachwuchsleistungszentrums ruhen lässt.

Heynckes, drittältester Trainer der Bundesliga-Historie, genießt bei den Bayern seit dem Triple 2013 Kultstatus. Auch die Mannschaft, die zuletzt unter Ancelotti in der Krise gesteckt hatte, rollte der Legende bereits den roten Teppich aus. „Eine bessere Lösung gibt es nicht. Er kennt den Verein und die Spieler in- und auswendig“, sagte Weltmeister Jerome Boateng. Heynckes sei, so der Abwehrspieler, „ein ganz großer Trainer mit viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung“. Vor allem aber komme er „gut mit den Oberen zurecht“.

Heynckes steht eine große Herausforderung bevor, die ihm aber auch Bundestrainer Joachim Löw („Er hat eine tolle Ausstrahlung“) und Franz Beckenbauer zutrauen.

Er sei zunächst zwar überrascht gewesen, „dass sich der Jupp das Wagnis antut“, doch je mehr er darüber nachdenke, sagte der „Kaiser“ der Bild, „desto besser gefällt mir seine Rückkehr. Ich glaube, er kann die Situation in den Griff bekommen. Eines ist klar: Jetzt muss die Mannschaft Charakter zeigen und darf sich nicht länger hinter dem Trainer verstecken“. Heynckes kennt die komplizierten Strömungen bei den Münchnern, die Eitelkeiten der Bosse – und zudem viele der Stars noch aus seiner höchst erfolgreichen Zeit. (sid)