Hertha-Ultras gehen auf Polizei los

Mit Spielbeginn hatten die Ultras auf der Nordtribüne immer wieder Pyrotechnik entzündet und das Stadion unter Nebelschwaden gesetzt. | afp

Den Berliner Fans droht ein Nachspiel. Die Polizei in Dortmund richtete eine Ermittlungskommission ein, die erste Erfolge verkündete. Die Straftäter seien „umfangreich videografiert“ worden, hieß es. Ob die Chaoten allerdings auch ermittelt werden können, bleibt mehr als fraglich, weil der Großteil von ihnen vermummt war.

Mit Spielbeginn hatten die Ultras auf der Nordtribüne immer wieder Pyrotechnik entzündet und das Stadion unter Nebelschwaden gesetzt. Auch unbeteiligte Besucher zogen sich Verletzungen der Atemwege zu. Schließlich schritt die Polizei ein, um ein großes Banner („15 Jahre Hauptstadtmafia“) zu entfernen. Die Beamten vermuteten, dass unter dem Banner weiteres Pyro-Material versteckt war.

Den Fans ist die Fahne aber „heilig“, die Lage eskalierte. Die Ultras gingen auf Polizisten los, schlugen mit Fahnenstangen auf die Beamten ein und bewarfen sie mit brennenden Bengalos. „Dieses Verhalten wurde konsequent durch den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock unterbunden. Ein Teil der Fahne ist sichergestellt worden“, teilte die Polizei nachher mit.

In der Halbzeitpause verließen die Ultras laut Polizeiangaben den Block und zogen sich unter die Tribüne zurück. Dort sollen sie zwei große Sanitäranlagen komplett zerstört haben und einschreitende Polizeikräfte mit abgetretenen Toilettentüren und Sanitärkeramik angegriffen haben.

Insgesamt sei es zu 45 verletzten Personen gekommen, 35 mussten nach Pfeffersprayeinsatz behandelt werden. Einige Personen wurden zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Es wurden Strafanzeigen wegen Landfriedensbruchs, Widerstand gegen Polizeibeamte, tätlichen Angriffs auf Polizisten und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz gestellt.

Doch es gab auch Kritik am Vorgehen der Polizei. Der Rechtsanwalt Rene Lau berichtete via Twitter, dass ihm mehrere beteiligte Fans von einem „absolut überzogenen Polizeieinsatz mit Pfefferspray und Knüppeleinsatz“ berichtet hätten. Und Fans, die das Stadion verlassen wollten, seien von der Polizei daran gehindert worden.

Die Dortmunder Fans hatten sich während der Ausschreitungen mit den Berliner Anhängern solidarisiert und die Unterstützung ihrer Mannschaft eingestellt. In einem Brief an die NRW-Polizei schrieb der Verein Fan-Projekt Dortmund e.V.: „Wenn ein dermaßen harter Polizeieinsatz zu einer über vierfachen Anzahl an Verletzten führt, sollte man dringend die Verhältnismäßigkeit hinterfragen. Zumal uns gegenüber auch viele Polizeibeamte ihr Unverständnis für diesen Einsatz äußerten.“ (sid)