Diskussion um den Videobeweis: Restrisiko

Das 6:1 am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach, beileibe keine Landkundschaft, war ein eindrucksvoller Beweis der derzeitigen Stärke des BVB, aber auch des Potenzials, das in der Mannschaft steckt.

Der große Rivale Bayern München ist zunächst auf drei Punkte von der Borussia distanziert worden. Die kommende Woche wird aber auch einige Antworten geben, wie es international um die deutschen Vorzeigeklubs bestellt ist. Die Dortmunder treffen am Dienstag in der Champions League auf Titelverteidiger Real Madrid, die Bayern müssen Mittwoch beim Klub des Geldes, Paris St. Germain, antreten. Die Generalprobe spricht eindeutig für die Schwarz-Gelben, doch das will nichts heißen.

Das 2:2 der Bayern gegen den VfL Wolfsburg nach einer 2:0-Führung war total unnötig, bei PSG wird der Rekordmeister sicherlich 90 Minuten konzentriert und motiviert zu Werke gehen. In der Bundesliga sind allerdings derzeit die Borussen im Vorteil, sie spielen den schöneren und den effektiveren Fußball. Und Trainer Peter Bosz hat mit seiner Rotationspolitik auch wesentlich weniger Probleme als sein Bayern-Kollege Carlo Ancelotti. Auch ein gravierender Unterschied!

Noch mehr als über die Kräfteverhältnisse in der Liga wird allerdings derzeit über den Videobeweis diskutiert. Immer wieder wird sogar die generelle Relevanz infrage gestellt. Dabei war es doch in der Vergangenheit ein Treppenwitz, dass der Schiedsrichter auf dem Platz der Einzige war, der über einen Fehler nicht auf dem Laufenden war, während die TV-Zuschauer sofort wissen, was der Referee unter Umständen falsch gemacht hat.

Es geht um die Minimierung von Schiedsrichter-Fehlern. Der Schiedsrichter-Chefinstruktor Hellmut Krug verweist zu Recht darauf, dass an den ersten fünf Spieltagen bereits neun krasse Fehlentscheidungen verhindert wurden. Dass es immer noch Kinderkrankheiten gibt, sei es technischer Natur oder im Zusammenspiel zwischen dem Unparteiischen auf der Wiese und dem Video-Assistenten in der Zentrale in Köln, muss nicht in Abrede gestellt werden. Aber je länger der Videobeweis/Video-Assistent getestet wird, desto besser wird auch das Ergebnis sein.

Eines ist allerdings auch klar, dass es keinen sterilen, zu 100 Prozent in allen Szenen aufzulösenden Fußball geben wird. Aber muss das sein? Ein gewisses Restrisiko macht doch auch den Reiz aus. Oder über was soll dann an den Stammtischen künftig diskutiert werden? Ein bisschen mehr Gelassenheit wäre wünschenswert. Die Richtung stimmt auf jeden Fall, eine Abkehr vom Videobeweis ist der falsche Weg. f(sid)