„Brust raus“ nach dem Madrid-„Schock“

Arjen Robben (links) erzielte beim 2:2 gegen den FSV Mainz 05 sein 87. Bundesliga-Tor für den FC Bayern und zog damit mit Mehmet Scholl und Claudio Pizarro gleich. Nur ein ausländischer Spieler traf noch öfter für die Bayern als der Niederländer: Giovane Elber (92). | afp

So gibt’s keine Double-Party! Nach der gefühlten Niederlage auf dem Weg zur 27. deutschen Meisterschaft redeten sich die Bayern-Stars postwendend für den nächsten K.o.-Hammer stark. „Jetzt müssen wir durchziehen, die Brust raus strecken und zeigen, dass wir da sind am Mittwoch“, forderte Ersatzkapitän Thomas Müller. „Wir spielen gegen Dortmund zu Hause ein Pokal-Halbfinale, da muss man alles aus dem Tank rausbekommen. Das ist ein Highlight.“ Gegen die beim einzigen Sieg in den letzten sechs Pflichtspielen locker mit 4:1 abgefertigten Dortmunder muss eine klare Leistungssteigerung der personell und mental angeschlagenen Münchner her.

Der alte und höchstwahrscheinlich neue Meister lässt sich vom 2:2 (1:2) gegen die überglücklichen Klassenverbleibskämpfer des FSV Mainz nicht vom Titelkurs abbringen. Aber im deutschen Fußball-Gipfel wird für den Einzug in das Pokalfinale am 27. Mai im Berliner Olympiastadion eine Vorstellung wie die im dazwischen gequetschten Liga-Duell mit Mainz nicht reichen. „Wir wissen wie schön dieses Spiel in Berlin ist, da müssen wir hin, und da müssen wir alles geben“, forderte Arjen Robben. Die ganze Spielzeit steht in den Tagen nach dem 2:4 im Bernabéu-Stadion auf dem Prüfstand.

Nach drei national ertragreichen, aber international schmerzhaften Jahren unter Pep Guardiola trifft die Münchner wieder der Frühjahrsfrust. Nach dem heldenhaften Kampf gegen Real waren am Samstag die Tore von Robben und Thiago gegen die zweimalige Führung der Mainzer durch Bojan Krkic und Daniel Brosinski per Foulelfmeter zu wenig. „Nach dem Schock gegen Madrid war es schwierig, dieses Spiel vorzubereiten“, gestand Bayern-Coach Carlo Ancelotti. „Das 2:2 fühlt sich wie eine Niederlage an“, haderte Thiago.

Ancelotti erwartet auf dem Weg zu Schale und Pott keine mentalen Schwierigkeiten nach dem so schmerzhaften Champions-League-Aus. „Ich bin mir sicher, dass es am Mittwoch im Halbfinale des DFB-Pokals anders ein wird“, sagte er. Anders, aber auch gut genug? „Natürlich hängt uns das Spiel gegen Madrid noch nach. Auch wenn es nicht nachhängen sollte, aber wir sind auch nur Menschen“, sagte Müller. „Aber wer gegen Dortmund nicht bis in die Haarspitzen bei einhundert Prozent ist, der liebt dieses Spiel nicht.“

Eine Heimpleite gegen den ebenfalls in Europa ausgeschiedenen Rivalen würde den Frust potenzieren. BVB-Coach Thomas Tuchel möchte mit seinen Jungspunden nur zu gerne die Rolle des „Spielverderbers“ für die Bayern einnehmen – und die eigenen Bilanz aufhübschen.

Nach dem Aus in Madrid muss nach Mia-san-mia-Selbstverständnis unbedingt das tröstende zwölfte Double her. „Aber wir haben mit dem BVB eine knallharte Aufgabe vor der Brust“, erklärte Innenverteidiger Mats Hummels vor dem Wiedersehen mit dem Ex-Club. Der 19. Titel soll im 22. Finale her. Die fünfte Meisterschaft in Serie soll bei den ausstehenden Aufgaben gegen Wolfsburg (A), Darmstadt (H), Leipzig (A) und Freiburg (H) bald gesichert werden.

„Manchmal braucht man so einen kleinen Weckruf. Wir haben uns heute das Leben selber schwer gemacht“, befand Hummels. Der Weltmeister biss sich wie in Madrid einmal mehr durch. Für das Cup-Duell sollen Jérôme Boateng und Javi Martínez wieder dabei sein. Fraglich ist der Einsatz von David Alaba, der gegen die Mainzer mit einer Kapselzerrung im Knie früh ausgewechselt wurde. Manuel Neuer wird sowieso von Sven Ulreich im Tor vertreten.

„Ich glaube, dass wir zumindest körperlich keine großen Probleme haben werden. Und so, wie wir in den großen Spielen aufgetreten sind, waren wir auch mental immer voll da“, betonte Hummels. Darauf setzt auch Ancelotti. Von einer „Krise“ wolle er nicht sprechen, sagte der Italiener. „Das war eine brutal schwere Woche für uns.“ Das Spiel gegen Mainz war vier Tage nach dem Viertelfinal-Aus nicht wirklich zu bewerten – das ist beim Dortmund-Gipfel ganz anders. (dpa)