Bayern-Coach Niko Kovac: Kritik ist „zum Schmunzeln“

„Dass es brodelt: Das ist nicht so“, sagt Bayerns Trainer Niko Kovac. | dpa

Niko Kovac schaltete auf gnadenlose Offensive. „Ich will das mal klarstellen“, begann der nach drei Pflichtspielen ohne Sieg beim FC Bayern in die Kritik geratene Trainer seinen bemerkenswerten Gegenangriff. Dann konterte er jeden einzelnen Punkt – sachlich und ruhig, aber auch mit einem guten Schuss Süffisanz.

Er sei weder ratlos noch habe er den Rückhalt in der Mannschaft verloren, betonte Kovac vor dem wegweisenden Bundesligaspiel am Samstag (18.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach: „Die Stimmung in der Kabine ist positiv, die Spieler können alle miteinander. Dass es brodelt: Das ist nicht so!“

Dass sich der Wind nach sieben Pflichtspielsiegen zum Start so schnell gedreht hat, „das ist ein bisschen zum Schmunzeln, muss ich ganz ehrlich sagen“, meinte er und lächelte breit. Seine verhaltene Reaktion nach dem 1:1 in der Champions League gegen Ajax Amsterdam („ich muss meine Gedanken sortieren“) habe nichts mit Ratlosigkeit zu tun gehabt, betonte er: „Ich werde mich mit Sicherheit nie hinstellen und meine Spieler betonieren, das wird es bei mir nicht geben. Das sind meine Spieler, das ist unsere Mannschaft!“

Kovac war bemüht, die Reihen zu schließen. Deshalb hatte er vor seinem Auftritt am Freitag das Gespräch mit Präsident Uli Hoeneß gesucht. Dessen Aussage, am Ende müsse Kovac für die (zuletzt missglückte) Rotation „den Kopf hinhalten“, sei „nicht als Kritik aufzufassen, sondern als Feststellung: Ein Trainer ist verantwortlich für die Aufstellung“, sagte Kovac. Das habe ihm Hoeneß versichert. Der Kontakt zum Präsidenten wie zu Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sei „sehr, sehr gut“.

Stimmen, wonach sein Training zuletzt zu lasch gewesen sei, konterte Kovac fast sarkastisch: „Männer, jetzt wird’s lustig!“ Härtere Einheiten seien in englischen Wochen unmöglich. Berichte, wonach die Stars eine Spielidee vermissten, wies er ebenso klar zurück wie jene über ein angebliches Problem mit Mittelfeldspieler James. „Er ist ein außergewöhnlich wichtiger Spieler für diesen Klub“, sagte Kovac, „jeder Einzelne hier hat einen hohen Stellenwert – für den Klub, aber auch für mich.“

Im Moment, klagte der 46-Jährige, sei schlicht „alles gegen uns, aber das wird sich drehen. Es macht keinen Sinn, alles über den Haufen zu werfen. Wir müssen gewisse Sachen nachjustieren.“ Dazu gehöre, wieder kompakter zu stehen, die leichten Fehler abzustellen und kontrollierter nach vorne zu spielen.

„Jetzt müssen die Jungs die Ärmel hochkrempeln“, sagte Kovac. Helfen im Duell des Tabellen-Zweiten mit dem -Vierten kann Mats Hummels, der nach seiner Kopfverletzung grünes Licht erhalten hat.

Dass Gladbach-Coach Dieter Hecking „nachdenkliche“ Münchner beobachtet hat, die „nach ihrer Leichtigkeit suchen“, wies Kovac als „Psychologie“ zurück. „Das habe ich in Frankfurt auch gemacht“, sagte er schmunzelnd. Jetzt aber ist er beim FC Bayern – und steht dort vor seiner wohl größten Bewährungsprobe. (sid)