Ära Labbadia nach 529 Tagen beendet - Gisdol soll HSV-Coach werden

Seit Sonntagmorgen nicht mehr HSV-Trainer: Bruno Labbadia. | dpa



Nach 529 Tagen ist die zweite Ära von Bruno Labbadia beim Hamburger SV beendet. Der Bundesliga-Dino zog am Sonntag die Konsequenzen aus dem Fehlstart mit nur einem Punkt aus fünf Spielen und trennte sich von dem einstigen Retter. Neuer HSV-Coach soll nach übereinstimmenden Medienberichten der Ex-Hoffenheimer Markus Gisdol werden. «Dieser Schritt ist angesichts unseres sportlichen Trends notwendig. Ich bin der Überzeugung, dass wir jetzt eine Veränderung auf der Trainerposition vornehmen müssen, um nach dem enttäuschenden Saisonstart den sportlichen Turnaround zu schaffen», begründete Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer in einer Mitteilung.

Der Abschied von Labbadia hatte sich nach dem 0:1 (0:0) des HSV gegen Meister Bayern München bereits angekündigt. Das obligatorische Auslaufen war am Sonntag bereits ausgefallen, stattdessen hatte sich Beiersdorfer ins Büro verzogen. Wenig später war die Entscheidung gefällt.

Auch der ordentliche Auftritt gegen die Bayern hatte Beiersdorfer nicht umstimmen können. «Nach der langen Vorbereitung und den bisherigen Spielen müssen wir konstatieren, dass unsere fußballerische Entwicklung insgesamt nicht unseren Vorstellungen entspricht», ergänzte Beiersdorfer mit Blick auf die desolate Ausbeute der letzten Wochen. Über die Nachfolge soll zu Wochenbeginn entschieden werden.

Offenbar scheint sich der HSV aber mit Gisdol weitgehend einig zu sein. Der 47-Jährige war auch beim Nordrivalen Werder Bremen gehandelt worden. Gisdol hatte bis zum 26. Oktober 2015 Hoffenheim trainiert. Sein Ende dort kam wenige Tage nach einem 0:1 gegen den HSV.

Einzig Volkes Stimme schien Beiersdorfer am Samstagabend noch zu bremsen, die Trennung zu verkünden. Offenbar sah er es als wenig schicklich an, die sofortige Trennung bekanntzugeben, als zur selben Zeit die Fans Labbadia mit Sprechchören feierten.

Die Leistung des HSV am Samstag war indes kein Grund für eine sofortige Trennung. Gegen die Bayern hatten die Profis ein leidenschaftliches Bekenntnis für ihren Trainer abgegeben. Es war das beste Saisonspiel der Norddeutschen. «Die Mannschaft ist intakt», bekannte Torhüter René Adler, der eine Riesenpartie abgeliefert und reihenweise Torchancen der Bayern vereitelt hatte. Kapitän Johan Djourou beteuerte: «Wir stehen zu 100 Prozent hinter dem Trainer.»

Der angeschlagenen Coach attestierte seinen Spielern, «kämpferisch und fußballerisch überzeugt» zu haben. Dass ihnen läppische zwei Minuten an der Punkteteilung fehlten, war besonders bitter. Die Hamburger waren rund neun Kilometer mehr gerannt als die Bayern.

Labbadia mischte feine Spitzen in seine Analyse zur Partie und den eigenen Befindlichkeiten. «In 18 Monaten war ich der absolute Ansprechpartner für alles», betonte der 50-jährige Hesse und meinte vermutlich, dass er auch Aufgaben von Beiersdorfer übernehmen musste. Eigentlich wollte der Vereinsboss nach der Trennung von Sportchef Knäbel vor fünf Monaten auch dessen Aufgaben erledigen, bürdete einige aber Labbadia auf.

Ein vielleicht letztes Zeichen setzte der Trainer, als er am Vorabend des Spiels das vom FC Barcelona geholte Talent Alen Halilovic wegen angeblich unzureichender Trainingsleistungen aus dem Kader warf. Die Botschaft war deutlich. Übersetzt hieß das: Wenn es um die Mannschaftsaufstellung geht, bin ich der Chef – nicht der Vorstandsvorsitzende und nicht der HSV-Anteilseigener Klaus-Michael Kühne mit seiner 30-Millionen-Euro-Transfergabe.

Die Ergebnisse sprachen aber nicht für den Coach, der den HSV bereits in der Saison 2009/2010 trainert hatte. Seit dem glücklichen Relegationssieg vor 16 Monaten hat sich beim HSV nur wenig bewegt. Im Jahr 2016 holte der HSV zudem nur fünf Siege in 22 Spielen unter Labbadia. (dpa)