White Star Brüssel erhält zwei Punkte zurück - AS Eupen will Einspruch erheben

Jeffrey Rentmeister | David Hagemann



Schnell machte gestern Abend die Nachricht aus Brüssel die Runde, dass White Star Brüssel nachträglich zwei Punkte zugesprochen werden. Somit übernimmt die Mannschaft von Trainer John Bico virtuell die Tabellenführung der 2. Division. Und das mit einem Punkt Vorsprung auf die AS Eupen und den FC Antwerp (beide 61 Punkte). Tatsächlich ist White Star erst dann Tabellenführer, sobald das Urteil rechtskräftig wird. Am 34. Spieltag, sollte dieser am Wochenende wie geplant über die Bühne gehen, würde White Star Brüssel ein Sieg gegen den Tabellen-15. Patro Eisden Maasmechelen reichen, um den Aufstieg in die höchste belgische Spielklasse perfekt zu machen.

White Star Brüssel besitzt noch keine gültige Lizenz für die 1. Division.

Indirekt könnte ausgerechnet ein ehemaliger Spieler der AS Eupen dafür sorgen, dass White Star Brüssel vielleicht ab der kommenden Saison in der 1. Division spielt. Jeffrey Rentmeister war am 10. Oktober 2015 im Duell zwischen dem FC Seraing und White Star Brüssel eingesetzt worden. Und das, obwohl der 31-Jährige, der zudem von White Star Brüssel zu Seraing gewechselt war, nicht spielberechtigt gewesen sein soll. Gegen die Wertung des Spiels ging White Star deswegen nun erfolgreich in Berufung. Statt mit 1:1 wird das Spiel nun mit 5:0 für den Hauptstadtklub gewertet. Dass Brüssel noch keine gültige Lizenz für die 2. Division besitzt, spielt vorläufig keine Rolle. Im ersten Anlauf hatte die Lizenzkommission einen Antrag aufgrund finanzieller Verbindlichkeiten gegenüber der Gemeinde Woluwé und eines fehlenden Stadions abgelehnt.

Doch auch hier legte der Verein, der einen Zuschauerschnitt von 238 Fans hat, Berufung ein. Erst ab dem 2. Mai wird in Brüssel darüber verhandelt, ob White Star im zweiten Anlauf die nötige Lizenz erteilt wird. Mit einem Urteil wird bis zum 10. Mai gerechnet.

Kurz nachdem das Urteil zu Gunsten von White Star Brüssel gesprochen wurde, kündigte der FC Seraing bereits an, in Berufung zu gehen. Gleiches gilt auch für die AS Eupen. Im Lager des FC Antwerp beriet man gestern zu später Stunde noch über die weitere Vorgehensweise. Die AS Eupen ruft nun den belgischen Schiedsgerichtshof (CBAS) an. „Wir werden gegen die Entscheidung Einspruch einlegen. Wir haben den betreffenden Fall in der Vergangenheit intensiv verfolgt und das Urteil sorgfältig gelesen. Nach unserer Einschätzung hat Seraing weder gegen die Entscheidung der FIFA verstoßen, noch wurde ausreichend berücksichtigt, dass Seraing sich auf eine erteilte Lizenz des Belgischen Fußballverbandes verlassen können muss“, wird Finanzdirektor Thomas Herbert in einer Mitteilung der AS Eupen zitiert. Darüber hinaus bezeichnete man den Zeitpunkt der Entscheidung als „unglücklich“. „Durch unseren Einspruch wird das Urteil jetzt keine Rechtskraft erlangen, sodass es bei der aktuellen Tabellensituation bleibt. Wir werden alles dafür tun, dass die Entscheidung über die Meisterschaft auf dem Rasen fällt“, so Herbert weiter.

Was und worüber hat der Verband entschieden?

Das Schiedsgericht des belgischen Fußballverbandes veröffentlichte am Dienstag eine Pressemitteilung, die in der Fußballwelt für Aufsehen sorgte. Doch was und worüber hat der Verband eigentlich entschieden? Die wichtigsten Punkte:

  • Drei Begegnungen des RFC Seraing erklärt der Verband für nichtig, sodass dessen Gegner am grünen Tisch 5:0 gewinnt. Dabei handelt es sich um das vielleicht titelentscheidende Spiel Seraing – White Star Brüssel (1:1) sowie die Begegnungen Patro Eisden – Seraing (1:1) und Geel – Seraing (0:2).
  • Der Grund: Seraings Spieler Jeffrey Rentmeister sei damals nicht spielberechtigt gewesen. Dadurch ist White Star Brüssel virtueller Tabellenführer.
  • Geklagt hatten die Mannschaften Geel, Lommel United, Patro Eisden Maasmechelen und White Star Brüssel, da Rentmeister gegen sie eingesetzt worden war.
  • Die Klagen fußten auf eine Sanktion für den Lütticher Klub, der von der Disziplinarkommission der FIFA am 4. September 2015 ein Transferverbot auferlegt bekommen hatte. Schuld war laut FIFA ein Vergehen gegen das TPO-Verbot. Dabei handelt es sich um die Beteiligung von Drittparteien und/oder Dritteigentum an wirtschaftlichen Spielerrechten. In diesem Fall hieß die Firma „Doyen Sports Investments“.
  • Seraing musste eine Strafe bezahlen und erhielt ein nationales und internationales Transferverbot für insgesamt vier Transferperioden.
  • Der Verein, der laut Fußballverband vom Verbot am 17. September Kenntnis erhalten hat, setzte sich darüber hinweg und verpflichtete Jeffrey Rentmeister (übrigens ablösefrei von White Star Brüssel) trotzdem.
  • Anschließend wurde der ehemalige AS-Eupen-Verteidiger am 9. Oktober offiziell mit der E-Kickoff-Prozedur registriert.
  • Der Fußballverband wies gestern die Schuld von sich, nicht zu diesem Zeitpunkt eingeschritten zu sein. Die Verantwortung liege klar beim Verein bzw. beim Sekretär, der diesen Eintrag vorgenommen habe.
  • Warum es so lange gedauert habe, dass die Klage der Mannschaften behandeln worden ist, erklärt der Verband damit, dass der einzuhaltende Fristenkalender die Angelegenheit so lange hinausgezögert habe.
  • Wenn man alle Fakten betrachte, dann komme der Verband zu dem Schluss, dass der FC Seraing „nicht mit der nötigen Umsicht gehandelt hat, die man von einem professionellen Klub erwartet“. Der Verein hätte, so die Mitteilung, niemals die Sanktionen der FIFA missachten dürfen.
  • Das Urteil ist erst rechtskräftig, wenn alle Berufungsinstanzen ausgeschöpft worden sind. (mv)

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