"Sportlerin des Jahres": Mennicken, Königs, Fickers oder doch Baeck?



Eine Handballerin, zwei Läuferinnen und eine Reiterin sind bei der Wahl zur „Sportlerin des Jahres“ der Deutschsprachigen Gemeinschaft in die engere Auswahl gekommen. Vera Mennicken hat sich diese Nominierung dadurch verdient, dass sie mit ihrem ehemaligen Verein Femina Visé den Landespokal gewann und in die Nationalmannschaft nominiert wurde. Die Spielerin von Initia Hasselt weiß, dass „keine Saison reibungslos abläuft“. Um Erfolge zu feiern, müsse man zuerst einmal viel einstecken, um ans Ziel zu kommen. Für das neue Jahr wünscht sich Mennicken u. a., mit ihrem neuen Verein Belgischer Meister zu werden.

Ferahiwat Königs musste im vergangenen Jahr eine herbe Enttäuschung erleben, als sie durch ein Hin und Her der Verbände schließlich nicht an den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro teilnehmen durfte. Vom Schock erholte sich Königs aber schnell und wurde im zweiten Halbjahr über 10.000 Meter Landesmeisterin.

Marie Fickers ist auf der Kurzstrecke zu Hause, und dort lief sie im vergangenen Jahr bei der Landesmeisterschaft über 400 Meter die zweitschnellste Zeit. „Sehr stolz war ich über die Einberufung in die 4×400-Meter-Staffelnationalmannschaft der Juniorinnen“, erklärt die 19-jährige Nidrumerin. Das Vorbild der Sportlerin des LAC Eupen ist „ganz klar Nafissatou Thiam“. Die Olympiasiegerin im Siebenkampf habe bewiesen, dass im Sport einfach alles möglich sei. Als Vierte im Bunde steht die Westernreiterin Cira Baeck zur Wahl. Die Flämin, die in der Schweiz lebt und dessen Familie in Amel eine Pferderanch betreibt, ist in der Kategorie Reining aktiv. Sie blickt auf ein schwieriges Jahr zurück. Denn obschon sie Weltmeisterin wurde, verlor sie ihren Vater. „Es war ohne Zweifel das schwierigste Jahr in meinem Leben“, so Baeck, die die ehemalige Tennisspielerin Kim Clijsters bewundert, weil sie eine tolle Persönlichkeit und immer gekämpft habe.

Alle vier Sportlerinnen stehen bei der Publikumsabstimmung zur Wahl, die aktuell auf grenzecho.net läuft.

Die Nominierten im Interview

Wie fällt Ihre persönliche Bilanz des Sportjahres 2016 aus?

Vera Mennicken (Handball): Mit der letzten Saison bin ich sehr zufrieden. Wir sind mit Femina Visé Pokalsieger geworden und ich durfte durch die Nationalmannschaft tolle Orte bereisen.

 

 

Ferahiwat Königs (Laufen – Langstrecke): Das erste Trimester stand für mich noch voll im Zeichen der Olympiaqualifikation. Beim Düsseldorf-Marathon Ende April lief es leider sehr schlecht. Ein zweiter Versuch beim schnellen Prag-Marathon zwei Wochen später wurde mir vom Verband verwehrt, und die Zeit bei meinem Sieg im hügeligen Westfrankreich war nicht ausreichend. Nach einer gewissen Frustbewältigung konnte ich im zweiten Halbjahr über 10.000 Meter dann die belgische Jahresbestzeit erzielen und beim Lotto Cross Cup punkten.

Marie Fickers (Laufen): Ich bin mit dem Jahr recht zufrieden. Endlich konnte ich verletzungsfrei trainieren, was dazu geführt hat, dass ich meine persönliche Bestzeit über 400, 300 und 200 Meter erzielte. Sehr stolz war ich über die Einberufung in die 4X400-Meter-Staffelnationalmannschaft der Juniorinnen. Außerdem bin ich Walloniemeisterin der Juniorinnen und Vize-Walloniemeisterin aller Altersklassen über 400 Meter geworden. Bei der Landesmeisterschaft habe ich, ebenfalls über 400 Meter, den ersten Platz nur um einige Hundertstel verpasst und wurde somit Zweiter.

Cira Baeck (Reining): Ich hatte jede Menge Auf und Abs, aber ich glaube, dass das für jeden Sportler gilt. Allerdings war das Jahr 2016 doch sehr hart für mich.

 

 

Erwarten Sie schwerwiegende Veränderungen oder streben Sie welche an?

Vera Mennicken (Handball): Ich bin seit dieser Saison in einem neuen Verein (Hubo Initia Hasselt, A. d. R.). Für mich ist es eine große Veränderung und eine neue persönliche Herausforderung, sprachlich sowie sportlich natürlich.

Ferahiwat Königs (Laufen – Langstrecke): Veränderungen treten ständig ein. Solange diese nicht mit Sportverletzungen einhergehen, muss man das Beste daraus machen. Eine außersportliche Veränderung wird die Einschulung unseres ältesten Sohnes im Herbst sein. Somit werden sich sicher auch sportlich die Prioritäten für meinen Mann und mich verändern.

Marie Fickers (Laufen): Ich sehe das Jahr 2016 eher als Übergangsjahr an, da es das erste verletzungsfreie Jahr war. Ich hoffe, im Jahr 2017 meine Bestzeiten noch um einiges zu verbessern.

Cira Baeck (Reining): Ich hoffe für das Jahr 2017, dass es ein Gutes wird mit gesunden und fröhlichen Pferden. Ich bin überzeugt davon, dass 2017 mir viel Freude bereiten wird.

War das Jahr trotz der sportlichen Erfolge auch mit Enttäuschungen verbunden?

Vera Mennicken (Handball): Keine Saison läuft reibungslos ab, so wie man sich das wünscht. Um generell Erfolge feiern zu können, muss man erstmals viel einstecken, um ans Ziel zukommen. Damit ich als „Amateur“ in meinem Sport erfolgreich war und bin, musste ich, so auch letzte Saison, auf vieles verzichten. Und das auch manchmal leider ungern.

Ferahiwat Königs (Laufen – Langstrecke): Dass die Qualifikationskriterien für Olympia vom Leichtathletikverband und vom Olympischen Komitee auf unterschiedliche Art und Weise ausgelegt wurden, das hat uns Sportlern nur geschadet. Als man mir zwei Wochen nach dem verpassten Prag-Marathon und einem gelaufenen Marathon in Frankreich mitteilte, dass wir Marathonläufer nun doch noch Zeit bis Juli hätten, um uns zu qualifizieren, da habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Meine Form war dahin, schließlich läuft man nicht jedes Wochenende 42 km im Wettkampfmodus. Dieses Theater hat zwischen manchen Konkurrenten sogar zu einer juristischen Schlammschlacht geführt. So manch einer erklärte mir lapidar, dass das halt belgische Sportpolitik sei.

Marie Fickers (Laufen): Leicht enttäuscht war ich über den knapp verpassten ersten Platz bei der belgischen Meisterschaft, da ich das ganze Rennen bis kurz vor der Ziellinie vorne lag.

Cira Baeck (Reining): Das Jahr war wirklich hart für mich. Ich habe Mitte der Saison meinen Vater verloren. Es war ohne Zweifel das schwierigste Jahr in meinem Leben. Ich habe aber versucht, den Fokus auf meine Pferde zu legen. Das war aber keinesfalls einfach.

Welchen Sportler bewundern Sie?

Vera Mennicken (Handball): Ich ziehe meinen Hut vor allen anderen Sportamateuren, die ihren Sport genauso begeistert ausführen wie ich, denn manchmal denke ich schon: Ich bin bekloppt.

Ferahiwat Königs (Laufen – Langstrecke): Die Olympiasiegerin Derartu Tulu aus meinem Geburtsort Assala in Äthiopien war immer eine Inspiration für mich.

Marie Fickers (Laufen): Das ist ganz klar Nafissatou Thiam, die Olympiasiegerin 2016 im Siebenkampf. Sie hat bewiesen, dass im Sport alles möglich ist.

Cira Baeck (Reining): Ich bewundere Kim Clijsters. Sie hat eine tolle Persönlichkeit und immer gekämpft. Sie war stets positiv eingestellt. Außerdem fand sie die richtige Balance in ihrem Leben.

Zum neuen Jahr haben Sie drei Wünsche frei: Welche sind das?

Vera Mennicken (Handball): Ich wünsche mir Gesundheit für Freunde und Familie. Außerdem würde ich gerne Landesmeister mit Hasselt. Zudem wünsche ich mir, die Freude und Leidenschaft am tollen Mannschaftssport Handball weitergeben zu können.

Ferahiwat Königs (Laufen – Langstrecke): Ich wünsche mir Gesundheit für meine ganze Familie, Weltfrieden und weiterhin Freude am Laufen.

Marie Fickers (Laufen): Dass meine ganze Familie und Freunde gesund bleiben, dass ich wie im Jahr 2016 verletzungsfrei davon komme und dass ich für meine harte Arbeit im Sport und Studium belohnt werde.

Cira Baeck (Reining): Es klingt vielleicht wie ein Klischee, aber vor allem wünsche ich mir Gesundheit. Das ist das Wichtigste im Leben. Außerdem hoffe ich, dass ich mit meinen Pferden eine großartige Saison erleben darf.