Philadelphia entthront Patriots und Brady bei Super-Bowl-Spektakel

04.02.2018, USA, Minnesota, Minneapolis: American Football, NFL-Profiliga, 52. Super Bowl, New England Patriots - Philadelphia Eagles. Philadelphias Zach Ertz (r) hechtet zum Touchdown vorbei an New Englands Devin McCourty (l, oben). | dpa

Damit krönte Eagles-Spielmacher Nick Foles am Sonntagabend (Ortszeit) im größten Einzelsportevent der Welt seine märchenhafte Geschichte vom Ersatzspieler zum gefeierten Helden. „Es ist unglaublich“, sagte Foles im Konfettiregen in den Teamfarben grün, silber, weiß und schwarz. „Wir haben so großartige Jungs, großartige Trainer.“ Der 29-Jährige wurde als wertvollster Spieler der Partie ausgezeichnet.

Sein Kontrahent Brady verließ hingegen im Laufschritt das Spielfeld und muss wie die Patriots auf den sechsten Gewinn der Vince-Lombardi-Trophäe warten. Damit blieb dem 40-Jährigen auch die alleinige Rekordmarke für gewonnene Super Bowls eines Spielers vorerst verwehrt. Beide Teams pulverisierten die bisherige Offensiv-Bestmarke und kamen gemeinsam auf 1151 Yards. „Die Eagles haben verdient gewonnen, das muss man neidlos anerkennen“, sagte der frühere Patriots-Profi Sebastian Vollmer bei ProSieben.

Im vierten Playoffspiel seiner Karriere war Foles bei Außentemperaturen von 17 Grad unter Null von Beginn an keine Spur von Nervosität anzumerken. In der Vorsaison hatte er eigentlich schon einen Rücktritt erwogen. Erst Mitte Dezember übernahm er den Job als Chef-Spielmacher von Carson Wentz nach dessen Kreuzbandriss. Fest umarmte Eagles-Besitzer Jeffrey Luri den verletzten Wentz nach dem Sieg: „Das Beste kommt erst noch“, sagte er mit Blick auf die nächsten Jahre. Zuletzt hatten die Eagles in der Vor-Super-Bowl-Zeit 1960 einen Titel gewonnen.

Foles übertraf hingegen schon in der Gegenwart alle Erwartungen. Er warf drei Touchdowns und fing dabei als erster Quarterback der Super-Bowl-Geschichte auch einen Touchdown selbst. Damit konnten sich die Eagles im dritten Anlauf das erste Mal die begehrten Ringe für die Sieger sichern. 2005 hatten sich noch die Patriots mit 24:21 gegen Philadelphia durchgesetzt.

Bei den vorigen sieben Super-Bowl-Teilnahmen in der Ära von Brady und Erfolgscoach Bill Belichick war New England ohne Punkte im Auftaktviertel geblieben – Stephen Gostkowski beendete die Negativ-Serie mit seinem Field Goal zum 3:3.

Doch wie schon im Vorjahr, als New England gegen die Atlanta Falcons ein 3:28 drehte, liefen Brady & Co. einem Rückstand hinterher. Gostkowski kickte einen weiteren Versuch aus kurzer Distanz an das Gestänge, Wide Receiver Brandin Cooks kehrte nach einem harten Tackle wegen einer Kopfverletzung nicht mehr aufs Feld zurück. So griff Patriots-Coach Belichick tief in die Trickkiste und setzte Brady als Ballempfänger ein – vergeblich. Beim Versuch, den Pass von Danny Amendola zu fangen, war dem Routinier sein Alter deutlich anzusehen.

Stattdessen glänzte Philadelphia. Nach einem perfekten Pass von Foles in die Endzone stand Wide Receiver Alshon Jeffery förmlich in der Luft, pflückte den Ball herunter: erster Touchdown. Sehr zur Freude der Eagles-Fans, die im US Bank Stadium akustisch deutlich die Übermacht hatten und Brady gnadenlos ausbuhten.

Auf 15:6 zog der Außenseiter davon, die Patriots-Defensive war trotz eines abgefangenen Passes von Foles völlig überfordert vom variablen Angriff Philadelphias. Als Höhepunkt der Demütigung sorgte der Eagles-Quarterback kurz vor der Pause persönlich nach einem Pass von Trey Burton für das 22:12.

Nach der Halbzeitshow mit Popstar Justin Timberlake, der auch eine Hommage an Superstar Prince in seinen Auftritt einbaute, kam New England zurück wie ein Champion. Brady führte sein Team in knapp drei Minuten zum Touchdown übers Feld. Foles konterte mit seinem zweiten erfolgreichen Pass in die Endzone, Brady verkürzte erneut zum 26:29. Wie in einem Trainingsspiel sezierten die Quarterbacks mühelos die gegnerische Defensive. Schon vor Ende des dritten Viertels hatten die Teams den Rekord für erzielte Yards in einem Super Bowl geknackt.

Im Schlussabschnitt ging New England erstmals in Führung – doch Foles hatte wieder die richtige Antwort. Als sich Brady gut zwei Minuten vor Ende anschickte, wieder eines seiner berüchtigten Comebacks hinzulegen, schlug ihm Eagles-Verteidiger Brandon Graham den Ball aus der Hand. Beim Stand von 33:41 waren die Patriots noch einmal im Angriff – bei auslaufender Zeit fiel Bradys letzter Pass jedoch zu Boden. „Wir waren defensiv nicht gut genug“, gestand Coach Belichick. „Das reicht einfach nicht gegen ein Team wie die Eagles.“ (dpa)