„Noch ein Match, noch ein Bier“

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit herrscht im Londoner Alexandra Palace Karnevalsstimmung. | Photo News

Im „Fandorf“ des Alexandra Palace steigt die Party schon vorher. An Burger- und Bierbuden stärken sich die Zuschauer für den rund dreistündigen Abend, während Partyhits aus den Boxen dröhnen. Ashley und seine Kumpels prosten sich mit Pints zu. „Wir sind das dritte Jahr in Folge hier“, erzählt der 26-Jährige. „Es ist eine großartige Party. Alle haben ihren Spaß und amüsieren sich, vor allem wegen der Kostüme.“ Die Gruppe aus London hat sich als Wikinger verkleidet. „Letztes Jahr war ich als Elefant hier“, sagt Ashley. Männer sind im „Ally Pally“ klar in der Überzahl.

Eingreifen müssen die Sicherheitsleute trotz des hohen Bierkonsums kaum. Denn die Fans gelten – im Gegensatz zu manchen Fußballfans – als überaus friedlich. „Die Leute gehen zum Fußball, um ihr Team siegen zu sehen“, erklärt Porter den Unterschied. „Wenn man Darts guckt, ist es eigentlich egal, wer gewinnt. Und wenn der favorisierte Spieler verliert, macht das nix. Es gibt ja noch ein Match und noch ein Bier. Und der Spaß geht weiter. Deswegen ist hier so eine Party-Stimmung und es gibt keinen Ärger.“

Fangruppen versuchen sich mit lautstarkem Gesang und Gegröle gegenseitig zu übertönen.

Dass der Sport in den Hintergrund treten könnte, macht Porter keine Sorgen. „Die Spieler konzentrieren sich auf ihre Darts, die kennen die Atmosphäre“, sagte Porter. „Einige Leute sind wegen der Darts hier, andere nicht so sehr. Aber alle sind hier, um Spaß zu haben. Und den haben sie in der Regel auch.“ So wie Jeremiah. Der 31-Jährige ist zum sechsten Mal hier. „Wir gucken nicht eine Minute Darts“, scherzt er. „Wir trinken einfach gern mit unseren Freunden und singen 180.“ 180 ist die höchstmögliche Punktzahl mit drei Pfeilen.

Während die Darts-Profis auf der Bühne ihr Bestes geben, steigt in der Westhalle des „Ally Pally“ noch ein weiterer Wettstreit. Fangruppen versuchen sich mit lautstarkem Gesang und Gegröle gegenseitig zu übertönen. „You can’t afford a table“ („Ihr könnt euch den Tisch nicht leisten“) singen die Fans, die einen der begehrten Plätze vor der Bühne ergattert haben. „Boring, boring tables“ („Langweilige, langweilige Tische“), grölen die Zuschauer auf der Tribüne. Das hat seit Jahren Tradition. Genauso wie der Kultsong „Chase The Sun“ von Planet Funk, der nach jeder Runde durch die Halle schallt. Dann singen wieder alle gemeinsam „döp döp“.

Es gab Überlegungen, die Veranstaltung von der Westhalle, die Platz für rund 3.000 Zuschauer bietet, in die doppelt so große Haupthalle zu verlegen. Damit hätte die PDC auf die stetig steigende Nachfrage nach Karten reagiert. Doch das Thema ist vom Tisch. „Wir waren der Meinung, dass die Atmosphäre in der Westhalle einfach zu gut ist. Außerdem gab es logistische Schwierigkeiten“, sagt Porter. „Und wenn ich mir die Atmosphäre und das Niveau ansehe, dann war es die richtige Entscheidung.“

Nach der Weihnachtsunterbrechung geht es am Mittwoch weiter, mit den letzten Spielen der zweiten Runde und ersten Achtelfinalbegegnungen.

Rekordweltmeister Phil Taylor hatte souverän das Achtelfinale erreicht. Der 16-malige Champion besiegte bei seinem letzten Turnier als Profi seinen englischen Landsmann Justin Pipe 4:0. Nach den 25. Titelkämpfen der Professional Darts Corporation (PDC) wird der 57-Jährige seine Karriere beenden.

Dimitri Van den Bergh spielt am Freitag gegen Mensur Suljovic.

Rekordweltmeister Phil Taylor hatte souverän das Achtelfinale erreicht. Der 16-malige Champion besiegte bei seinem letzten Turnier als Profi seinen englischen Landsmann Justin Pipe 4:0. Nach den 25. Titelkämpfen der Professional Darts Corporation (PDC) wird der 57-Jährige seine Karriere beenden. Im Achtelfinale wartet auf „The Power“ eine lösbare Aufgabe. Am 28. Dezember bekommt es der Sechste der PDC-Geldrangliste mit dem früheren Jugend-Weltmeister Keegan Brown zu tun. Der 25 Jahre alte Engländer, der in der ersten Runde überraschend den Spitzenspieler James Wade besiegte, hat gegen Taylor eine Bilanz von 2:2. Auch Titelverteidiger Michael van Gerwen und Ex-Weltmeister Gary Anderson stehen im Achtelfinale. Der Niederländer van Gerwen besiegte am Freitagabend den Engländer James Wilson 4:0. Der zweimalige Champion Anderson aus Schottland gewann zuvor an seinem 47. Geburtstag 4:1 gegen Paul Lim aus Singapur. Der schon 63-jährige Lim hatte es überraschend unter die letzten 32 geschafft. Zuvor setzte sich der Weltranglisten-Fünfte Mensur Suljovic aus Österreich 4:2 gegen den Schotten Robert Thornton durch.

Suljovic, der beste Dartsspieler des deutschsprachigen Raums, trifft am Mittwochnachmittag auf den Belgier Dimitri Van den Bergh. „The Dream Maker“ aus Antwerpen hatte in der zweiten Runde des Turniers mit 4:2 gegen den Niederländer Jan Dekker (PDC-48) bezwungen.

Die WM ist mit der Rekordsumme von umgerechnet 2,1 Millionen Euro dotiert. (dpa/sid/belga)