Kritik an Weltreiterspielen

Bei den Weltreiterspielen in Tryon gibt es bisweilen drüber und drunter. | dpa

Die Reit-WM der Pleiten, Pannen und Peinlichkeiten in Tryon war noch nicht einmal vorbei, da nahm Turnierchef Mark Bellissimo seinen Mund schon wieder ziemlich voll. „Wenn wir das wieder ausrichten würden, würde es unglaublich sein? Absolut!“, sagte der schwerreiche Unternehmer überzeugt. Ob er seinen gewagten Aussagen irgendwann Taten folgen lassen darf, ist aber äußerst ungewiss – denn das Konzept der Weltreiterspiele steht mehr infrage denn je. Weltmeisterschaften in acht Pferdesportdisziplinen an einem Ort über zwei Wochen verteilt – seit 1990 sind dies alle vier Jahre die Weltreiterspiele. Was jedoch als kleines Olympia der Reiterei angedacht ist, endete wie in Tryon schon zu oft im Fiasko. Im allerbesten Fall, so sagte Bellissimo, stünde nach der WM finanziell die Null. Wahrscheinlicher sind hingegen Verluste, bis zu 1,5 Millionen Dollar könnten diese betragen. Für den Geschäftsmann wären die Spiele aber auch dann noch ein „großartiger Erfolg“, wie er bekräftigte.

Andere Interessenten schreckt dies jedoch ab. Für die nächste Ausgabe in vier Jahren gibt es noch keine ernsthafte Bewerbung. Schon die diesjährigen Spiele fanden nur statt, weil Tryon 2016 kurzfristig für das finanziell überforderte kanadische Städtchen Bromont einsprang. „Vielleicht müssen wir das Format anpassen“, räumte Präsident Ingmar de Vos vom Weltverband FEI ein: „Wir werden eine klare Bewertung vornehmen, was die Zukunft der Spiele sein wird.“ Dass Tryon den Dimensionen der acht Disziplinen nicht gewachsen war, zeigte sich vielerorts – sei es an Pferdepflegern, die aus Mangel an Unterkünften notdürftig in Zelten untergebracht wurden oder an einem Gelände, das auch nach Beginn der WM noch eine einzige Baustelle war.

Negativer Höhepunkt war ein katastrophal organisierter Distanzritt, bei dem eine Tragödie nur knapp durch einen Abbruch verhindert wurde. 53 völlig erschöpfte Pferde in der Tierklinik und ein aufgrund von Nierenproblemen eingeschläferter Wallach nach dem Distanzchaos, dazu ein eingeschläfertes Vielseitigkeitspferd, zeichneten dennoch ein schreckliches Bild für den Reitsport. (sid)