Alle jagen Hamilton

Als letztes der zehn Teams präsentierte Toro Rosso am Sonntagabend seinen neuen Boliden - und vielleicht für nicht wenige Fans galt in diesem Fall, dass das Beste zum Schluss kam. Der silber-blau-rote STR12 des „kleinen“ Red-Bull-Rennstalls mit dem Bullen des Hauptsponsors auf der Heckfinne sieht spektakulär aus. | afp

Nico Rosberg konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. „Wow, das neue Auto sieht heftig aus“, schrieb der zurückgetretene Formel-1-Weltmeister bei Instagram unter ein Foto des neuen Mercedes W08. Selbst fahren will er den Boliden nicht mehr, dafür kann sich Rosberg genüsslich vom heimischen Sofa aus ansehen, wer seine Nachfolge antritt. Oder anders gesagt: Ob jemand Lewis Hamilton das Leben wirklich so richtig schwer machen kann.

Der dreimalige Champion aus England startet als großer Favorit in die Saison, am Montag darf er seinen neuen Wagen bei den Testfahrten in Barcelona erstmals an die Grenzen bringen. Experten halten den F1 W08 Hybrid EQ Power des Weltmeister-Rennstalls auch nach den umfangreichen Regeländerungen für überlegen. Die spannendste Frage bleibt: Kann Rosberg-Nachfolger Valtteri Bottas Hamilton ärgern?

„Ich habe die gleiche Einstellung wie in jedem Jahr: Ich will gewinnen. Es ist ein simples Ziel, das sehr schwer zu erreichen ist“, sagt Hamilton. Die WM-Niederlage gegen Rosberg hat den 32-Jährigen geschmerzt, am Ende der Saison will er unbedingt wieder die Nase vorn haben. Schon 2016 gewann der exzentrische Brite die letzten vier Rennen in Serie, doch das reichte nicht mehr, um Rosberg den Titel noch zu entreißen.

Beim Saisonstart gelten Red Bull und Ferrari als ärgste Widersacher von Mercedes.

Beim Saisonstart am 26. März in Melbourne/Australien gelten Red Bull mit Supertalent Max Verstappen und Ferrari um den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel als ärgste Widersacher von Mercedes. Die Tests in Spanien dürften erste Aufschlüsse darüber geben, ob es wirklich so kommt – und wer im Winter am besten gearbeitet hat.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff ließ im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung keinen Zweifel an den Ambitionen der Silberpfeile. „Unser Gefühl ist richtig gut“, sagte der Österreicher, schränkte jedoch ein, dass „sich die Gefahr einschleichen kann, dass die Erwartungshaltung aufgrund der vergangenen Jahre zu hoch ist“. Kein Team habe es jemals geschafft, sich trotz einer wie in diesem Jahr signifikanten Reglement-Änderung an der Spitze zu behaupten, aber: „Wir wollen das schaffen und sind deshalb bis unter die Haarspitzen motiviert.“

Ferrari ist derweil nach Meinung seines Starpiloten Vettel „zu Beginn der neuen Saison viel weiter, als es viele Leute glauben“. Nach einem weitgehend erfolglosen Jahr 2016 sehnt sich der 29-Jährige Hesse nach Siegen. Schon seit September 2015 wartet er darauf, Platz vier in der Fahrerwertung war in der Vorsaison eine Enttäuschung. Nicht zuletzt deshalb hält sich hartnäckig das Gerücht, Vettel und Hamilton könnten 2018 die Plätze tauschen: Der eine, um bei Mercedes endlich wieder ein Siegerauto zu fahren, der andere, um Ferrari zu Glamour und Erfolgen zu verhelfen.

Doch noch ist es nicht soweit, und Ferraris Ingenieure haben sich einiges einfallen lassen, um Vettels Bedürfnisse zu befriedigen. Die „Rote Göttin“ mit der Typ-Bezeichnung SF70-H überrascht mit mutigem Design, vor allem die große Heckfinne fällt auf, ebenso ungewöhnlich sind die neuartigen Seitenkästen. Andere Teams setzen ebenfalls auf die „Haifischflosse“ hinter dem Cockpit, Mercedes verzichtet bislang darauf.

„Wir wollen uns jedes Jahr weiterentwickeln und weiter wachsen“, sagt Lewis Hamilton. Am Montag musste er Bottas zunächst den Vortritt lassen, der Finne darf in der Vormittagssession in Barcelona zuerst ran. Am Nachmittag wird gewechselt, da nur ein Auto jedes Teams im Einsatz sein darf. Bis Donnerstag dauert die erste Testwoche, die zweite folgt unmittelbar danach an gleicher Stelle.

„Danach werden wir schon ein paar Antworten haben“, sagt der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso. Der Spanier setzt große Hoffnungen in seinen neuen orangefarbenen McLaren. „Wir glauben daran, dass wir wieder gewinnen und auch Weltmeister werden können“, sagt der 35-Jährige. Die Konkurrenz ist groß.(sid)