Zu wenig Bauland, aber zu viel Verkehr

Etwa 80 Bürger aus Rocherath-Krinkelt und Wirtzfeld drängten sich pünktlich zur Frühschoppen-Zeit in die Räumlichkeiten des Eifel-Ski- Zentrums, um den Worten von Astrid Velz, Michel Bettendorff, Patrick Brüls und Manuel Hermann zu lauschen, die gemeinsam mit den GE-Redakteuren Arno Colaris und Jürgen Heck eine angeregte Diskussion führten. Aber auch das Publikum schaltete sich rege ein, besonders zum Ende der Veranstaltung.

Schon im Vorfeld der LokalRunde hatte sich bei der vom GrenzEcho durchgeführten Telefonumfrage herauskristallisiert, dass die Bürger der drei bzw. zwei Dörfer, wenn man Rocherath und Krinkelt als Doppelortschaft ansieht, recht zufrieden sind.

Patrick Brüls startete einen Frontalangriff auf Radar-Fahrzeuge und die Urbanismusbehörde.

Schwerwiegende Probleme scheint es nicht zu geben, auch wenn kleinere Dinge dem Bürger im Alltag zu schaffen machen. So beklagte sich Patrick Brüls über die Tatsache, dass Wirtzfeld bei Bauarbeiten als „Fußabtreter“ benutzt werde. Sobald in Teilen der Gemeinden oder darüber hinaus Straßenarbeiten stattfänden, würde die Umleitung automatisch über Wirtzfeld erfolgen: „Erst recht seitdem das Zentrum von Bütgenbach neugestaltet wurde, haben viele Bürger gemerkt, dass sie schneller über Wirtzfeld unterwegs sind. Dieser Verkehr ist geblieben.“

Auch in Rocherath-Krinkelt zeigen sich die Bürger nicht immer über den Durchgangsverkehr erfreut. „Rocherath-Krinkelt ist eine Transitstrecke für viele Deutsche. Das wird selten zur Kenntnis genommen“, so Michel Bettendorff, den das Verkehrsaufkommen aber nicht sonderlich stört. Eine Person im Publikum „freute“ sich sogar über den Verkehr im Dorf: „Verkehr bedeutet Leben. Natürlich bringt es das eine oder andere Problem mit sich, aber Städte und größere Ortschaften haben sich auch entlang der großen Verkehrsachsen gebildet. Daher bin ich froh, dass Leben im Dorf ist.“ Anders sah es eine direkte Anwohnerin, die über zahlreiche Übertretungen klagte und sich für mehr Polizeipräsenz aussprach. Der anwesende Bürgermeister Friedhelm Wirtz versuchte, als Mitglied im Polizeikollegium, die schwierige Situation zu schildern: „Wir haben nicht die Mittel, um allen Rasern Einhalt zu gebieten. Die Eifelpolizei besteht eben aus fünf Gemeinden.“ Daher müsse auch Sensibilisierungsarbeit geleistet werden. Die Anbringung von aufleuchtenden Geschwindigkeitstafeln wurde von Patrick Brüls zumindest als guter Schritt angesehen. Jedoch hatte er so seine Probleme mit den Radar-Fahrzeugen: „Wo es gefährlich ist, steht kein Radar. Es wird nur kontrolliert, wo auch Geld gemacht wird“, echauffierte sich der 50-Jährige, der an diesem Morgen generell die Zunge sehr locker sitzen hatte und damit einige Lacher auf seiner Seite hatte, wofür „Römm- Pömm“, wie der Lkw-Fahrer genannt wird, auch in Wirtzfeld und darüber hinaus bekannt ist.

Wirtzfeld sei der „Fußabtreter“ der Gemeinde Büllingen.

Alles andere als zum Lachen war ihm aber in Bezug auf den Urbanismus zumute. Dabei startete er einen Frontalangriff auf Susanne Heinen, ohne sie namentlich zu nennen. Die Direktorin der Operativen Generaldirektion für Raumordnung, Wohnungswesen, Erbe und Energie der Wallonischen Region in Eupen ist dem Wirtzfelder ein großer Dorn im Auge: „Sie kommandiert die ganze Eifel. Das geht nicht! Jeder soll sein Haus bauen können, wie er es will.“

Hierfür bedarf es aber an Bauland, wo wir beim nächsten Problem angelangt wären. „In Rocherath-Krinkelt gibt es über 200 Baustellen“, erklärte Schöffe Herbert Rauw. „Doch die Leute halten daran fest, was zu verstehen ist“, fügte Michel Bettendorff an. Die Situation in Rocherath-Krinkelt sei aber im Verhältnis zu Wirtzfeld harmloser: „Wenn keine Baustellen zu sozialen Preisen zur Verfügung gestellt werden, dann kommt keine Jugend und es gehen keine Kinder mehr zur Schule. Und wenn die Schule einmal zu ist, dann geht das Dorf kaputt“, so Patrick Brüls, der selbst zwei Baustellen verkauft hat. Sein Appell: „Redet mit den Besitzern.“ Manuel Hermann pflichtete ihm bei: „Reden hilft. Wenn man etwas will, dann klappt es auch fast immer.“ Eine weitere Möglichkeit könnte die Sanierung von bestehenden Häusern sein. Wie Herbert Rauw treffend erklärte, würde in Rocherath-Krinkelt zehn Häuser leer stehen. „Wie sieht es in zehn Jahren aus?“ Dafür müsste aber die Bereitschaft bei den jungen Menschen da sein, in alte Bauten zu investieren.

Alleine in Rocherath-Krinkelt gibt es über 200 Baustellen.

Dafür muss das ländliche Gebiet für die jungen Menschen attraktiv bleiben. Wie so oft, wird in diesem Zusammenhang die Mobilfunk- und Internetverbindungsabdeckung erwähnt. Astrid Velz konnte aus ihrem Hause nicht viel Gutes berichten. Die Verbindung sei in Rocherath-Krinkelt mehr schlecht, als recht. In Wirtzfeld sah es nicht viel besser aus. Aber jetzt wird ein neues Glasfaserkabel verlegt, womit gewisse Empfangsschwierigkeiten demnächst der Vergangenheit angehören dürften. Dennoch appellierte Astrid Velz an die Vernunft aller. „Diejenigen, die überall Handyempfang haben möchten, müssen auch akzeptieren, dass Antennen aufgestellt werden.“

Attraktiv ist das Dorfleben auch aufgrund der Vereinswelt. Rocherath-Krinkelt zählt ungefähr 900 Einwohner, die sich über ein breit gefächertes Vereinsangebot freuen. Auch für die Zugezogenen gebe es Platz in der Vereinswelt. Davon berichtete Astrid Velz, die aus Krewinkel stammt. Integration in die Dorfgemeinschaft über die Vereine ist auch in Wirtzfeld angesagt, wie Patrick Brüls erklärte. Und Manuel Hermann bestätigte auf eine entsprechende Frage, dass die Jugend in Wirtzfeld noch einiges vor habe. Der Junggesellenverein plant offenbar, die alte Tradition des Saubrennens wieder aufleben zu lassen.

grenzecho.net/fotos