Vom Bahnhof zur Hubertushalle



Mit seiner auf mehr als zwei Jahre angelegten Veranstaltungsreihe verstärkt das GrenzEcho seine Anstrengungen für mehr Leser- und Bürgernähe. Aufs Tapet sollen jene Themen kommen, die der Bevölkerung unter den Nägeln brennen, aber auch das, was in den Dörfern und Ortschaften gut funktioniert. Um dies in Erfahrung zu bringen, wurden im Vorfeld der LokalRunde zahlreiche Telefonate geführt, um der Bevölkerung den Puls zu fühlen.

Die Bürger zeigten sich dabei durchaus kritisch, ohne jedoch ein vernichtendes Urteil zu fällen. Vielmehr wissen sie, dass es sich in Lontzen und Herbesthal – nicht zuletzt wegen der Nähe zur Natur – durchaus gut leben lässt. Aber es gehört beispielsweise zu ihren Sorgen, wie es mit dem Veranstaltungsort der LokalRunde, der Hubertushalle, weitergehen wird. Sie spielt eine zentrale Rolle im Dorf, nicht nur als Veranstaltungsort, sondern auch als Kneipe und Restaurant. Der bevorstehende Konzessionärwechsel ist dabei gleichermaßen mit Befürchtungen und Hoffnungen verbunden. Gleichzeitig wurde der Ruf laut, dass die Hubertushalle einer Auffrischung bedürfe. Überhaupt gibt es eine relativ lange Lontzener Wunschliste: Bankautomat, Supermarkt, Apotheke, Bürgersteige, Straßenbeleuchtung, oder auch Spielplatz und Hausaufgabenschule.

Nicht alles, aber doch Einiges von dieser Aufzählung ist in Herbesthal vorhanden und trägt dort zu hoher Lebensqualität bei. Das macht die Ortschaft attraktiv für den Zuzug, doch bei den Alteingesessenen überwiegt der Eindruck, dass diese zumeist jungen Leute kaum oder nur wenig Interesse an der Dorfgemeinschaft zeigen. Bisweilen erweist sich dabei auch die „Einsprachigkeit“ dieser Zugezogenen als Hindernis. Und die Frage steht im Raum: Sollte noch weiteres Bau(erwartungs)land in Anspruch genommen werden?

Angesprochen werden soll zudem der Zustand der Vereinswelt, ein Bereich, in dem es zwischen den beiden Dörfern durchaus nennenswerte Unterschiede gibt. So hat sich in Lontzen rund um die Kirmes, mit der rührigen Kirmix-Gruppe, eine neue Dynamik entwickelt, die nicht zuletzt einem stärkeren Dorfzusammenhalt äußerst förderlich ist.

Zu den „feinen“ Unterschieden zählt sicher, wie es um den Umgang mit der Historie bestellt ist. Während die Lontzener stolz auf ihre dorfgeschichtliche Sammlung sind, ist in Herbesthal noch (weiteres) Warten angesagt: auf die Verwirklichung der Arbeiten am früheren Postpaketgebäude des vor mehr als 30 Jahren abgerissenen Grenzbahnhofs. Die dem einen oder anderen doch unendlich vorkommende Wartezeit liegt zweifelsfrei darin begründet, dass für die Umsetzung des ehrgeizigen Projekts wallonische Fördertöpfe, für die Instandsetzung von Industriebrachen und für Ländliche Entwicklung, in Anspruch genommen werden. Und das geht nun einmal nicht ohne eine Riesenportion Geduld.

Nicht unumstritten ist jedoch auch die geplante Zweckbestimmung, bei der die wirklich imposante geschichtliche Bedeutung des belgisch-preußischen Grenzbahnhofs zu kurz komme, meinen mehr als ein Kritiker. Zudem gibt es ganz eindeutig Befürchtungen, dass auch dieses ein wenig abseits liegende Areal mit einem Negativphänomen konfrontiert werden wird: Vandalismus. Diese Ängste fußen auf schmerzhaften Erfahrungen, die am Gelände an der Alten Schmiede gemacht wurden. Doch nicht nur dort schlug die Zerstörungswut zu: In der Vergangenheit erhielten auch die Gemeindeschule und der Jugendtreff am Standort Kirchstraße ungebetenen Besuch. Neuestes „Objekt der Begierde“ – wohl auch wegen verstärkter Polizeipräsenz und der geplanten Anbringung einer Überwachungskamera in der Tivolistraße – ist jetzt der ehemalige Güterbahnhof Tivoli.

Wie bereits erwähnt: Gesprächsstoff dürfte es am Sonntag ausreichend geben. Als Gesprächspartner der GE-Journalisten Martin Klever und Jürgen Heck bei der Talkrunde in der Hubertushalle haben sich Hildegard Ramakers, Pascal Jennes und Sylvain Heuschen aus Lontzen sowie Benoît Gauder und Pierre Völl aus Herbesthal bereit erklärt, Rede und Antwort zu stehen.

Die LokalRunde findet am kommenden Sonntag, ab 11 Uhr statt. Alle Einwohner von Herbesthal und Lontzen sowie alle interessierten Bürger sind, selbstverständlich bei freiem Eintritt, gern gesehene Besucher, Fragesteller und Diskussionsteilnehmer.