Vive la Fête Höhepunkt des Sinner‘s Day

Els Pynoo und Danny Mommens sind seit über 20 Jahren ein Paar. | L & E



Das ehemalige Karl-Lagerfeld-Model Els Pynoo (50) und ihr Lebensgefährte Danny Mommens (52/Ex-Bassist von dEUS) bilden die Spitze von Vive la Fête. Die Band brachte in diesem Jahr mit „Destination Amour“ ein neues Album auf den Markt. Vor einem Auftritt in der Muziekgieterij in Maastricht unterhielten wir uns mit Frontfrau Els Pynoo.

Auf Ihrem neuen Album bekunden Sie Ihre Liebe zu Paris. Was gefällt Ihnen so an der Stadt?

An der Liebe zu Paris hat sich nie etwas geändert. Es ist eine bezaubernde Stadt. Immer, wenn ich Paris besuche, überfällt mich dieses Gefühl. Die Stimmung dort, die Schönheit der Stadt. Man darf natürlich nicht an die Anschläge denken. Wenn wir in Paris auftreten, werden wir immer sehr gut empfangen. Die Leute drehen richtig durch. Darum die Ode an Paris.

Treten Sie regelmäßig in Paris auf? Auch ohne Platte?

Ja. Wir haben vor einigen Monaten mit unserem Freund Christophe (mit „Aline“ weltbekannt geworden, A.d.R.) seinen Song „Les marionettes“ neu aufgenommen. Die Aufnahme steht auf seinem neuen Album. Wir sind auch von Yves Saint-Laurent oder Balenciaga eingeladen worden. Wir werden regelmäßig eingeladen. Ich mache aber keine Citytrips nach Paris. Ich komme nur zum Arbeiten und zum Essen in die Stadt (lacht).

In „Toute la nuit“ fordern Sie, dass die Menschen ihre Existenz mehr genießen und zelebrieren sollen. Tun wir das zu wenig?

Der Rhythmus des Lebens ist viel zu schnell geworden. Jeder muss konstant seine Leistung bringen bzw. meint das zumindest. Wir genießen nicht mehr den Moment, weil wir gestresst sind. Wir müssen mehr im Jetzt leben. Das Funktionierenmüssen finde ich traurig. Das ist mir bewusst geworden, seitdem wir auf einem Bauernhof wohnen. Wir haben unseren eigenen Lebensrhythmus, im Einklang mit der Natur. Wenn wir dann in eine Stadt kommen, merken wir, wie schnell alles läuft. Allein schon der Verkehr… Die Schnelligkeit erlebt man auch in der Musik. Wenn man vor 20, 30 Jahren einen Hit hatte, blieb er wochen- und monatelang in den Charts. Jetzt dauert das wegen der sozialen Medien nur noch einen Tag. Am Tag danach gibt es schon den nächsten Hit. Es ist wie im Leben: Morgen kann es vorbei sein. Das merkt man sehr stark, wenn man älter wird.

Sie genießen heute mehr das Leben als früher?

Das habe ich früher schon gemacht. Ich habe aber einige Personen aus meinem Umfeld verloren. Meine Eltern sind gestorben, Schwestern von Danny, Freunde. Dann merkt man: Es kommt näher. Ich denke häufiger über den Tod nach und spüre manchmal eine Angst.

Ein sehr schöner Song ist „Les mots bleus“, ein Liedtitel von Christophe.

Ich mag den Begriff. „Les mots bleus“ sind für mich ehrliche, reine Worte. Um diesen Begriff herum habe ich einen Song geschrieben.

Kennt sich Danny Mommens mit „mots bleus“ gut aus?

Ja, da kann ich zustimmen. Er ist sehr ehrlich. Das kann manchmal hart sein. Ich finde seine Ehrlichkeit aber gut.

Wenn man „Impossible amour“ hört, denkt man sofort an Charlotte Gainsbourg. War das ein Einfluss?

Das war nicht bewusst. Als ich den Song eingesungen habe, habe ich sehr stark an meine Mutter denken müssen, die vor vier Jahren gestorben ist. Ich fühlte mich sehr traurig in dem Moment, in dem ich das Lied aufgenommen habe. Deswegen klingt das so zerbrechlich und ähnelt vielleicht dem typischen Gesang von Charlotte Gainsbourg und Jane Birkin.

Der Titelsong heißt „Destination Amour“. Darin wird die Liebe etwas idealisiert. Einverstanden?

Das ist auch so. Danny und ich sind seit 22 Jahren zusammen. Es läuft noch immer sehr gut zwischen uns. Es klappt gut auf dem Bauernhof, in der Musik. Wir finden zwischen diesen zwei verschiedenen Welten unsere Balance. Auf der Bühne stehen wir uns psychisch sehr nahe. Da sind wir uns genauso nahe, wie wenn Danny auf dem Bauernhof mit dem Traktor rumfährt, um das Heu einzusammeln. Wir sind seelenverwandt. Das kann nicht jedes Paar von sich sagen. Es verbindet uns etwas, das ich unwahrscheinlich finde.

In „Fous de tout“ besingen Sie das Nachtleben, wobei Sie eigentlich kein großer Fan mehr davon sind.

Ja, das stimmt. Das Nachtleben findet nur noch statt, wenn wir auftreten. Dann genießen wir das auch in vollen Zügen. Wir gehen aber nie in eine Disco oder so. Die Auftritte sind aber echt ermüdend. Man gibt alles. Das fühlt man stark am Tag danach. Egal, wie spät wir nach Hause kommen, am Morgen stehe ich um 8 Uhr für die Tiere auf.

In „Jamais oublier“ fordern Sie dazu auf, auf alle Details im Leben zu achten.

Da das Leben so schnell an einem vorbeirast, passt man nicht auf die kleinen Dinge auf. Das kann beispielsweise ein gemeinsames Essen mit der Band und der Crew bei einem Auftritt sein. Wo alle still sind und den Moment genießen. Nichts ist selbstverständlich im Leben. Menschen vergessen das manchmal.

Die Musik von Vive la Fête ist ruhiger geworden. Sehen Sie das auch so?

Auf Platte schon, auf der Bühne nicht. Das hat sicher mit dem Älterwerden zu tun. Wir wollten auch keine Lieder machen, die sich wie „Maquillage“ anhören. Das passte damals in den Kontext. Jetzt aber nicht mehr.

Die Texte sind seriöser geworden.

Auch das hat mit dem Altern zu tun.

Vive la Fête sind beim Sinner’s Day Top Act auf der belgischen Bühne. Ex-Velvet-Underground-Mitglied John Cale ist neben MC50 der Headliner auf der Hauptbühne.

Ich habe John Cale mal in Spanien gesehen. Der Auftritt war gut. Wir hatten dasselbe Hotel wie er gebucht. Morgens habe ich ihn dann beim Frühstück gesehen. Er war sehr unfreundlich. Red Zebra würde ich auch gerne mal sehen. Ich will mir zudem Wolfgang Flür (Ex-Mitglied von Kraftwerk, A.d.R.) anschauen. Ich finde Kraftwerk sehr gut.vivelafete.be