Männerballett Lontzen feierte 1x11-Jähriges



Ja, der Schwan ist tatsächlich gestorben! Als die Fußballer des KSC Lontzen bei ihren Freunden vom Männerballett ihre Wette einlösten, ließen sie es sich nicht nehmen, als Karikatur der Karikatur auch ein paar Takte aus Tschaikowskis „Schwanensee“ zu spielen. Aber auch sonst zeigten die Kicker, dass sie nicht nur die Artistik mit dem runden Leder beherrschen, sondern auch im fremden Terrain des Showtanzes ihren Mann stehen. Die vom Publikum frenetisch angefeuerten Kicker zeigten Hebefiguren und Würfe und waren in nichts von den „echten“ Männerballetten zu unterscheiden.

Einmal elf Jahre besteht das Lontzener Männerballett nun. Angefangen hat es wie so oft an der Theke. Aus der Bierlaune wurde dann Realität. „Wir haben als Clique bei den Frauen mitgemacht“, erzählt Vizepräsident Sven Gehlen. Von den Frauen haben die Männer gelernt, wie es geht. Doch richtig infiziert wurden die Lontzener Jungen dann beim „Handicup“ in Gau-Odernheim bei Alzey, wo sich die besten Männerballetts aus dem deutschen Südwesten messen und und dabei gleichzeitig Menschen mit Beeinträchtigung Gutes tun. „Als wir vor vier Jahren nach Gau-Odernheim gefahren sind, haben wir gestaunt und blöd geguckt“, erzählt Tobias Cormann. Denn da unten hat männlicher Showtanz Tradition und bietet viel mehr als dickbäuchige Männer im Tütü. So etwas musste auch nach Ostbelgien. Und das kam auch. Die diesjährige fantasievolle und anspruchsvolle Chorografie „Zeit“, die die Männer als Finale einem rasenden Publikum vorführten, bot ein schauerlich-romantisches Kostümbild mit Masken, starke Würfe und Hebefiguren und eine saubere Ausführung. Inzwischen lästert niemand mehr im Dorf über die tanzenden Männer. „Wenn uns die Leute sehen, bekommen sie Respekt“, sagt Sven Gehlen. Und das mit Recht, denn das Training ist hart, um so etwas auf die Bühne bringen zu können. Aber nichts würde funktionieren, gäbe es die „dritte Halbzeit“ an der Theke nicht. Das Geheimnis des Erfolges ist, dass sich die Jungs untereinander einfach prima verstehen. Und das gilt auch für die Frauen und Mütter, die ihre Jungs gut unterstützen. „Ich wollte früher Mariechen werden, doch meine Eltern waren dagegen“, sagt Mutter Sabina Gehlen und erzählt Anekdoten aus dem Gruppenleben. So musste ein Kassierer aus Neuss einmal Liegestütze machen, weil er nicht glaubte, dass für 1.000 Euro Getränkebons an die Tänzer und ihre zahlreichen Schlachtenbummler auszugeben waren.

Und dann waren da noch die Gäste da, die alle ihre eigenen Visionen vom guten Männerballett mitbrachten. So sind die Männer aus Strauch bei Simmerath sicher nicht die geborenen Akrobaten, brachten aber ein ausgesprochen spannendes und witziges Konzept mit. Gekleidet in Omaklamotten, mit weißem Haar zum Schnauzbart und mit Rollatoren bewaffnet, lieferten sie fetzigen Rock ‚n‘ Roll im Altersheim und bewegten die alten Knochen gemeinsam mit „Theo“ und Vicky Leandros nach Lodz. Die „Junior-Tatas“ aus Hergenrath eiferten den großen Tatas nach, die krankheitsbedingt ausfielen und machten mit dem Gummiboot gelungene Tanz-Comedy. Tja, die Grippewelle hatte das Programm des Abends ein wenig reduziert. Gleich vier Nummern mussten wegen Husten und Schnupfen ausfallen. Bei anderen musste die Trainerin für die Grippegeplagte einspringen. Die letzten Mohikaner des Büllinger Männerballetts waren aber zumindest als Gäste da und ließen sich feiern. So rettete Büttgenbach die Ehre der Eifel. Offenbar virusresistent kamen sie in großer Zahl und gaben mit alpenländischen Tanz den Gastgebern die Ehre. Eine interessante Choreografie lieferten auch die „Sägewerksarbeiter“ aus Udenbreth in der deutschen Eifel. Die Grünen Dragoner aus Moresnet zeigten Autorennen mit Bobbycar. Selbstverständlich waren auch die anderen Kräfte der KKG Till Eulenspiegel, zu der das Männerballett gehört, vor und hinter der Bühne anwesend, allen voran der Showtanz mit einem hochakrobatischen Tanz zum Thema „Blutkreislauf“. Präsident Patrice Jennes führte mit viel Spaß, Talent zu höherem Blödsinn und Sangeskraft durch das Programm. Auch das Prinzenpaar aus Büttgenbach und Prinz Kroll I. aus dem KeNeHeMo-Land mit Hofstaat gaben sich die Ehre. Sogar aus der Saarbrücker Kante war ein Männerballett da, das 516 km hin und zurück unterwegs war, um acht Minuten auf der Bühne zu stehen. Schließlich hat man ja in Gau-Odernheim einen Vertrag auf dem Bierdeckel gemacht, und das gilt. Wer so weit fährt, geht natürlich nicht gleich, sondern feiert mit den alten und neugewonnenen Freunden bis in die frühen Morgenstunden.