Die Schönecker Eierlage ist jahrhundertealt

Bei der Schöneckener Eierlage muss der Raffer die 104 Eier einzeln aufraffen, sein längster Weg beträgt rund 65 Meter. Insgesamt legt er 6,9 Kilometer zurück. | Input-Presse

Heute ist die Eierlage allerdings nicht nur auf den Ostermontag beschränkt, sondern Mittelpunkt eines Festes am ganzen Osterwochenende. Die Vorbereitungen dazu beginnen in der Junggesellensodalität schon eine Woche vor Ostern. Aus Reihen des Vereins melden sich Junggesellen, die den Brauch ausrichten wollen. Mit einem besonderen Versteigerungsmodus wird ein Paar auserkoren, das Raffer und Läufer stellt.

Der Festtag, Ostermontag, 17. April 2017, beginnt morgens mit dem Besuch des Hochamtes. Um die Mittagszeit beginnen in der Von-Hersel-Straße die letzten Vorbereitungen für die Eierlage. Unter Aufsicht von Hauptmann und Brudermeister werden 104 rohe Eier im Abstand einer Elle, das sind 62,5 Zentimeter, im Sägemehl ausgelegt. Der Wettkampf beginnt mit Handschlag und Bruderkuss, den Zeichen für Fairness und Gemeinschaft. Und nun zum eigentlichen Wettkampf: Der Raffer muss die 104 Eier einzeln aufraffen, sein längster Weg beträgt rund 65 Meter. Insgesamt legt er 6,9 Kilometer zurück. Dazu kommen 104 mal Bücken, Aufraffen, Drehen, Weiterlaufen und Ablegen der Eier im Sammelkorb. Der Läufer macht sich auf den Weg in den Nachbarort Seiwerath und zurück. Er hat rund 7,6 Kilometer zurückzulegen und muss dabei einen Höhenunterschied von 122 Metern bewältigen. Die Junggesellen halten in dieser Zeit dem Raffer eine Gasse frei, damit er die Eier auflesen kann. Ein Sprecher unterrichtet die Zuschauer über die Zahl der verbleibenden Eier und über die Position des Läufers. Je mehr das Rennen dem Ende zugeht, desto mehr steigt die Spannung. Aufgeregt feuern die Zuschauer den Läufer an. Wer von den beiden zuerst seine Aufgabe erledigt hat, ist Sieger. Für den Läufer heißt das, er muss aus Seiwerath früher am Sammelkorb ankommen, als sein Gegner die 104 Eier aufgerafft hat. Der Raffer dagegen hat gewonnen, wenn er die 104 Eier aufgesammelt hat, ehe der Läufer zurück ist. Das letzte Ei muss er dabei nicht bis zum Korb bringen, sondern kann es einfach in die Luft werfen. Für die meisten Junggesellen zählt aber nicht so sehr der Sieg, wie die Tatsache, überhaupt einmal an der Eierlage aktiv teilgenommen zu haben. Das Ende der Eierlage signalisieren dann wieder Böllerschüsse. Dann folgt die Siegerehrung, bei der die Junggesellen den Sieger der Eierlage hochleben lassen. Eine Dame seiner Wahl darf ihm den Siegerstrauß überreichen. Seit einigen Jahren erhält er außerdem eine gestiftete goldene Uhr. Der zweite Sieger bekommt als Anerkennung für seine Leistung ein goldenes Feuerzeug. Die Zeiten für den Wettlauf liegen zwischen 29 und 45 Minuten. Bei der jeweiligen Siegerehrung ehrt die Junggesellensodalität gleichzeitig die Jubilare des Vereins. Das sind jeweils Raffer und Läufer, die vor 25 oder 50 Jahren die Eierlage ausgerichtet haben. Von der Von-Hersel-Straße führt nach dem Wettkampf ein erneuter Umzug mit Musik ins Forum im Flecken, wo die Eierlage weiter gefeiert wird. Bei der Tanzveranstaltung am Abend gebührt Raffer und Läufer alljährlich ein Ehrentanz. Nach der Feier der Eierlage am Ostermontag findet der Osterbrauch im Kreise der Junggesellen am Osterdienstag ein Ende: Im Vereinslokal werden die von Raffer und Läufer gesammelten Eier – meist deutlich mehr als 104 – verspeist. (boß)