Pariser Schick und Walhorner Fööss bei den Theaterfreunden

Beim Stück „Lass die Sau raus“ der Theaterfreunde Walhorn saß jede Pointe. | Klaus Schlupp



Da ist es passiert: Der Bernhardiner hat doch tatsächlich Nachbars Hasen auf dem Gewissen. Problematisch ist nur, wenn Nachbarin Bertha Hamers (Josette Mattar) lauscht und davon überzeugt ist, dass das Opfer nicht der Rammler, sondern Karins (Marie-Thérèse Meessen) ungeliebter Schwiegervater (Andreas Staner) ist. Eigentlich beginnt das Stück ja mit einem Gemüseauflauf und dem Boykott der lokalen Metzgerei. Doch dann kommt es zur klassischen Verwechslungskomödie. Denn der Boykott löst sich schnell in Wohlgefallen auf, andere Themen werden wichtig. Norbert Schmetz (Matieu Schifflers) will eine Sau für die Truhe, doch das erworbene Schwein Anita entpuppt sich als gemobbtes Wesen, das viel Liebe braucht. Jetzt will Karin die „dumme Sau Anita“ doch schlachten. Welch ein Zufall, dass die Ehetherapeutin ebenfalls Anita (Arlette Rox) heißt.

Natürlich immer ein Gewinn im Volkstheater, wenn ordentlich Lokalkolorit dazu kommt. Und das gilt nicht nur für die Namen, die vom niedersächsischen Original abweichen und eingemeindet wurden. So liebt die naive Lotte Lautermann (Lena Crott) hochhackige Schuhe. „Pariser Schick und Walhorner Föös“, kommt der Kommentar von Bertha wie aus der Pistole.

Geschickt war auch die Auswahl der Begleitmusik. Auf „Fleischesslust“ von Fee Badenius zu verzichten, wäre beim Thema Vegetarismus absolut unverzeihlich. Auch die anderen ausgewählten Titel passten zum Stück, genau wie das Bühnenbild. Ein geklinkertes Einfamilienhaus auf dem Dorf, Gartentisch, Schweinestall und Wasserpumpe.

Ihr Debüt beim Theater gaben die erst 15-jährige Lena Crott als Laura und Dominique Lauten als Metzger Hans Niggemann. Lauten war anzusehen, dass er sich in seiner Rolle mehr als wohl fühlte. Mit herausstechender Bühnenpräsenz und sicherer Identifikation in seiner Rolle präsentierte er sich dem begeisterten Publikum.

Aber auch die erfahrenen Schauspieler zeigten ihr Können. Hier war es herrlich, das ausgeprägte Mimikspiel der Josette Mattar zu beobachten, wenn sie dem vermeintlichen Auftragskiller Hans Niggemeier begegnet, der gerade auf dem Weg zu einer Beerdigung ist. Auch Arlette Rox besticht als emanzipierte Ehetherapeutin.

Kritik muss sich der Autor gefallen lassen. Das Thema „Vegetarismus“, um das sich prima eine Komödie drehen könnte, hätte Andreas Wening weiterspinnen können. Stattdessen lässt er den Konflikt um die richtige Mahlzeit ungelöst, um sich anderen Themen zuzuwenden. Hier wäre eine stringentere Handlungsführung angebracht. Auch ist mancher Witz etwas zu schlüpfrig. Allerdings gelingt es Palmyre Keutgen und ihrem ausgezeichneten Team, die Mängel im Stück durch gute Regieführung und schauspielerisches Können zu überspielen. Jede Pointe sitzt, das Publikum lacht. Diese Truppe macht einfach Spaß.

Am Sonntag findet um 19.30 Uhr im Haus Harna die letzte Aufführung des Stücks statt.