„O Schulmarjanne“ als Dorfprojekt



„Es war an der Zeit, hier war seit einiger Zeit nicht mehr renoviert worden“, lacht Edgar Schwall, Präsident der VoG OSchulmarjanne, die den Saal, die Kneipe und die Kegelbahn betreibt. Als vor zehn Jahren die damaligen Betreiber den einzigen Saal im Ort veräußern wollten, hat die Dorfgemeinschaft sich zusammengesetzt und gemeinsam nach einer Lösung gesucht. 135 der rund 350 Einwohner sind heute Mitglied der VoG, neun im Vorstand engagiert.

Ohne ehrenamtliches Engagement wäre die Sache ein Minusgeschäft.

„Wir haben einen festen Stamm von 40 bis 45 Helfern, die regelmäßig anpacken“, so Edgar Schwall. Ehrenamtlich versteht sich – würde jede Arbeitsstunde, die in O Schulmarjanne geleistet wird, mit nur 3 Euro entlohnt, dann wäre die ganze Sache ein Minusgeschäft, hat der Vorstand interessehalber berechnet. „Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum die Dorfsäle aussterben“, schlussfolgert Edgar Schwall.

Die Vereine waren die treibenden Kräfte, als es vor zehn Jahren darum ging, den Saal in Crombach am Leben zu halten: Junggesellen, Theater- und Musikverein, die Landfrauen, verschiedene Kegelclubs, die Tanzgruppe u.a. hätten ihre Bleibe verloren. Neben den örtlichen Vereinen wird vor allem die Kegelbahn gerne von Auswärtigen genutzt, sei es von Kegelclubs oder von Touristen, die diesem Freizeitspaß nachgehen möchten.

Rund 30 bis 35 Mal wird die Infrastruktur für Vereinsfeste und Feierlichkeiten vermietet. Sylvia Schwall kümmert sich um die Planung und die Terminvergabe. „Seit der Renovierung ist die Nachfrage gestiegen“, sagt sie. „Vorher waren die Toiletten immer ein Schwachpunkt“ – und die fehlende Terrasse. Beides ist nun aus der Welt geschafft. 650.000 Euro wurden in die Renovierung investiert, zudem noch 70.000 Euro in das Dach, dessen Restaurierung eine gewisse Dringlichkeit hatte, denn es tropfte in den Saal. Die Deutschsprachige Gemeinschaft hat sich jeweils zu 60 Prozent an den Arbeiten beteiligt, die Stadt St.Vith den Restbetrag der Dacharbeiten übernommen sowie rund 20 Prozent der übrigen Renovierungskosten. Den Rest hat die VoG mit Eigenmitteln und vor allen Dingen in Eigenregie bestritten. Während drei Wochen haben im Sommer 2016 täglich zehn bis 15 Helfer auf dem Dach der Kneipe gearbeitet. Wer nicht ganz schwindelfrei ist, hat sich in anderen Bereichen engagiert: Aufräumen, Putzen, die Helfer mit Kaffee oder anderen Dingen versorgen usw. Im kommenden Sommer wird der verbleibende Teil des Dachs über dem Saal nach dem gleichen Prinzip in Angriff genommen. Aber auch innen hat sich einiges getan.

Die Sanitärtrakte der Kneipe und des Saals wurden modernisiert. Von den dunklen, in die Jahre gekommenen Toiletten ist dabei nicht mehr viel übrig geblieben. Die Zugänglichkeit für Menschen mit eingeschränkter Mobilität wird über die Rückseite gewährleistet, zudem wurde ein Personenlift eingebaut, der auch die obere Etage für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit einer Gehbehinderung zugänglich macht. Ein Lastenaufzug macht indes Veranstaltern das Leben leichter, denn nunmehr müssen bei Festen aller Art die Stühle nicht mehr aus dem Keller in den Saal geschleppt werden, sondern werden einfach per Aufzug nach oben geschickt. Auch Toiletten für behinderte Menschen wurden vorgesehen und es wird auch an einen Wickeltisch für die ganz kleinen Besucher gedacht. Die Küche wurde modernisiert und den Feuerschutz- und Hygienebestimmungen angepasst.

In den Räumen auf der ersten Etage wird derzeit noch gearbeitet.

Ein weiteres Plus bei der Vermietung ist die große Terrasse, die von der Rückseite des Gebäudes und durch die Kneipe direkt zugänglich ist. Im großen Saal ist fürs Erste alles beim Alten geblieben, nur die Wandverkleidung wurde erneuert und ein direkter Zugang nach draußen geschaffen. „Ein neuer Boden wäre bei Gelegenheit noch angebracht“, blickt Edgar Schwall in die Zukunft. Zudem könnte der Bau eine neue thermische Hülle vertragen, wenn auch die Isolierung bereits verbessert wurde. Derzeit wird noch in den Räumlichkeiten auf der ersten Etage gearbeitet. Dort, wo früher die Betreiber der Kneipe und des Saalbetriebs ihre Wohnung hatten, stehen heute Räumlichkeiten für die verschiedenen Vereine zur Verfügung, die noch entsprechend hergerichtet werden müssen.

Auch dies geschieht in Eigenregie. „Nein, die Leute müssen nicht motiviert werden“, antwortet Präsident Edgar Schwall auf eine entsprechende Nachfrage. Jeder sieht den direkten Nutzen, wenn er sich hier engagiert, sei es als Vereinsmitglied, sei es als Privatperson, die im Saal eine Feier ausrichten, eine Runde kegeln oder einfach nur etwas trinken gehen möchte. Geöffnet ist OSchulmarjanne im Winter täglich außer montags und nach der Kegelsaison von donnerstags bis sonntags.

Als die VoG vor zehn Jahren den Saal übernommen hat, wurden im Dorf Anteile zu 100 Euro verkauft, um ein kleines Anfangskapital aufzubauen. „Wir haben damals gesagt, dass wir das Geld nach fünf Jahren zurückzahlen, wenn dies möglich ist“, erzählt Edgar Schwall. Bisher hat sich noch niemand seinen Anteil wieder auszahlen lassen. „Im Moment wäre es wohl auch etwas schwierig“, muss der Präsident einräumen. „Wir haben viel in den Umbau investiert.“

Die GrenzEcho-Lokalrunde ist am Sonntag, 19. März, 11 Uhr, „Bei Marly“ in Rodt zu Gast. Es geht um die Ortschaften Crombach, Emmels, Hinderhausen, Hünningen, Recht und Rodt.