MORGEN I

„“Eine Welt, die kantig und hölzern ihre Hindernisse aufstellt“: Die Companie Nyash hat am Eröffnungsabend das Stück „Stoel“ gezeigt. | Agora

Der erste Morgen beim Theaterfest. Dichter Nieselregen unter dichten Wolken über St. Vith. Und im Kopf ein kleiner Song von der jüngsten Divine Comedy-Platte. „Together, we’ll beat the bastards back. This is our pact“ singt Neil Hannon. Und da ist es auch gleich wieder, das Thema der Festivalwoche: GemEinsam. Gemeinsam haben wir gestern die Eröffnung gefeiert. Gemeinsam haben wir geschaut, geredet, gelacht.

Gemeinsam scheint so einfach an solchen Abenden. Dass es nicht ganz so leicht ist, die Sache mit dem Zusammen, dem Gemeinen, dem Gemeinsamen – das wird die Woche mit den eingeladenen Produktionen allerdings noch zeigen. Und auch schon der erste Teil der Eröffnungsveranstaltung setzte seine Fragezeichen hinter unser Zusammenleben in dieser Welt.

Im Falle von Stoel (Companie Nyash) eine Welt, die kantig und hölzern ihre Hindernisse aufstellt. Hindernisse und Hürden, die gemeinsam überwunden werden können. Die zu Waffen gegen den anderen verwendet werden können, die zu fantastischen Spielplätzen werden können. Fünfzehn Stühle und zwei Tänzer bauen diese kleine, vierzig Minuten dauernde Welt und erzählen dabei kleinteilig vom Tun und Leben als Wir.

Und auch mit Alibi (Theatre d’l E.V.N.I), der zweiten Eröffnungsproduktion richtet sich der Blick auf die scheinbar kleinste Einheit von Gemeinsam: dem Paar. Allerdings ist es ein Blick in das Innere, in das gemeinsame Ausstehen und Bestehen von Zeit. Gemeinsam mit sich selbst. Der interne Entscheidungskampf, der Streit mit sich selbst. Das Uneinigsein und das Zusammenfinden. Beides oftmals nur für kurze Zeit. Beides mit großer Kraft. Und beides letztendlich mehr einsam als gemeinsam.

Und jetzt, während sich draußen die Wolken aufzulösen beginnen, langsam die ersten Zuschauer wieder ins Theater kommen und der erste Kaffee des Tages in der Tasse dampft, da wächst die Neugierde auf die Suche nach den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des GemEinsamen, die uns hier bis zum Sonntag noch erwartet. Und es sammeln sich die ersten leisen Fragen im Kopf, die einem an den Gedanken kitzeln. Herrlich.