Dorfleben in Lommersweiler: Acht Vereine für 250 Einwohner

Lommersweiler an einem Sommerabend, gegen 18.30 Uhr: Schilder, die den Ort als Sieger des Europäischen Dorfwettbewerbs ausweisen, sind an allen Ortseingängen angebracht. Viele Bürger wuseln im Garten oder vor der Tür, jeder schaut freundlich hoch und winkt dem vorbeifahrenden Gast zu. Nahe des großen Platzes an der Kirche spielen Lars (10), Danielle (11) und Claire (9). Sie haben heute weder Musikprobe noch Volleyballtraining. Der VBC Lommersweiler und der Musikverein Eifeltreu sind nur zwei der insgesamt acht Vereine, die in Lommersweiler aktiv sind.

Acht Vereine in einer 250-Seelen-Ortschaft sind eine ganze Menge.

Hinzu kommen noch die KG Blau-Weiß, die Landfrauengruppe, der Junggesellenverein St. Willibrordus, die Elternvereinigung, die Vereinigung Freude, Frohsinn und Folklore, die Angebote für betagtere Mitbürger macht und die Sport- und Kulturgemeinschaft Lommersweiler, die wie eine Art Dachverband funktioniert und in die jeder andere Verein Vertreter entsendet. Ganz schön viel für eine 250-Seelen-Ortschaft.

„Ab September kann man hier jedes Wochenende etwas machen“, lacht Marc Trost, selbst zum Beispiel Präsident vom Volleyballclub.

„Wir machen uns selbst Konkurrenz“, ergänzt Manuel Jodocy, im Karneval als „Den Dröjen“ bekannt und u.a. in der KG aktiv. Nun muss man sagen, dass es in Lommersweiler wenig Leute gibt, die sich nur in einem Verein engagieren…. viele sind in mehreren Vereinigungen aktiv, andere im Dachverband, der sich vor allem auch um die Verwaltung der Halle im Ort kümmert, in der viele der Dorffeste gefeiert werden. Man denke nur an das Weinfest, die Kappensitzung, um an dieser Stelle nur zwei der vielen Feste zu nennen.

Bevor Lommersweiler sich vor fast zehn Jahren am Europäischen Dorfwettbewerb beteiligt hat, war es nicht unbedingt so, dass die Vereine viel gemeinsam auf die Beine stellten. „Jeder war mehr für sich. Heute ist es selbstverständlich, dass wir uns gegenseitig helfen“, erzählen Marc Trost und Manuel Jodocy. Der eine macht beim Fest des anderen den Thekendienst, eine Weihnachtsfeier wird heute gemeinsam organisiert.

Und wenn die East Belgian Rallye durch den Ort kommt, ist das ganze Dorf in den örtlichen Ausschank eingebunden und – man muss es sagen – viele Lommersweiler selbst die besten Kunden, um die Kasse der Sport- und Kulturgemeinschaft aufzufüllen. „Da ist wirklich das ganze Dorf auf den Beinen“, erklärt Manuel Jodocy augenzwinkernd, dass der Getränkepreis absichtlich nicht so hoch angesetzt wird, damit man sich nicht selbst das Geld aus der Tasche zieht.

Die Dynamik aus dem Dorfwettbewerb und der Zusammenhalt seien auf jeden Fall über die Jahre erhalten geblieben.

„Ein Dorf voller Leben“ lautete damals der Slogan, mit dem Lommersweiler angetreten ist. Nicht weniger als 70 Bürger sind damals zur Preisverleihung in Sand in Taufers in Südtirol gereist. „Das Dorf war leer“, lacht Marc Trost. Heute ist es auch noch manchmal so, dass ein Bus gemietet wird, um beispielsweise ein entscheidendes Auswärtsspiel des VBC zu besuchen. „Dann sind wir mal schnell nach Rochefort, ein Volleyballspiel gucken“, lacht Manuel Jodocy.

Was außerdem vom Dorfwettbewerb übrig geblieben ist, ist die Internetpräsenz www.lommersweiler.net, die als Plattform für die Vereine dient, einen Veranstaltungskalender beinhaltet und auch historische und touristische Informationen bietet. Wobei, mit dem Tourismus ist das so eine Sache: Trotz der landschaftlich sehr idyllischen Lage „sind die Zeiten vorbei, in denen die Niederländer in Scharen kamen, um hier eine Ferienwohnung zu suchen“, sagt Manuel Jodocy. Der Tourismus ist verschwindend gering, Urlauber verirren sich kaum nach Lommersweiler. Wohnraum ist übrigens – im Gegensatz zu anderen Ortschaften der Eifel – nicht das größte Problem. Es gibt sowohl Mietwohnungen als auch Bauland, sodass die jungen Familien, die im Ort bleiben möchten, dies in der Regel auch können.

Viele Dinge hat die Dorfbevölkerung in den letzten Jahren selbst angepackt, so zum Beispiel Arbeiten in der Halle, die notwendig waren, den Bau der Leichenhalle oder die Pflasterung des Friedhofs.

Schon seit zwölf Jahren keinen Vertreter mehr im Gemeinderat.

„Wir fragen meist nicht viel bei der Gemeinde“, erklärt Marc Trost, vielleicht ein bisschen Unterstützung oder einen Materialzuschuss. Das mag auch daran liegen – so glauben jedenfalls viele Lommersweiler –, dass der Ort schon seit zwei Legislaturperioden keinen Vertreter mehr im Gemeinderat hat. Das soll im Herbst bei den bevorstehenden Kommunalwahlen anders werden.

Dem Vernehmen nach sind Vertreter verschiedener Listen in den letzten Wochen in Lommersweiler unterwegs gewesen, um Kandidaten anzuwerben.

Erfolgreich war die Liste von Gregor Freches bei Manuel Jodocy, der sich im Oktober zur Wahl stellen wird. „Es wird Zeit, dass wieder jemand aus dem Ort im Rat vertreten ist“, sagen er und auch Marc Trost. Ein Projekt, das schon seit Jahren in der Schublade liegt, soll auf jeden Fall in den nächsten Jahren in Angriff genommen werden: der Dorfplatz. Darüber, dass man aus der Betonfläche nahe der Kirche und des Denkmals mehr machen könnte, sind sich in Lommersweiler ziemlich alle einig. „Es sind schon vor Jahren Pläne ausgearbeitet worden, die im Dorfzentrum bis hoch zur Halle ein einheitliches Bild schaffen sollen“, blickt Marc Trost zurück.

Doch irgendwie ist das Projekt bisher nicht so richtig in die Gänge gekommen. Sicher ist, dass die Lommersweiler mit anpacken werden, wenn die Neugestaltung in Angriff genommen wird. Als Raum für Begegnung ohne viel Schnickschnack hätten sie ihr Ortszentrum gerne gestaltet. Da könnte man bei Gelegenheit vielleicht das eine oder andere Fest feiern.

Danielle, Claire und Lars stört es derzeit noch nicht, dass sie auf einer Betonfläche statt auf einem grünen Dorfplatz spielen. „Wir haben hier viel Platz. Und es gibt nicht so viele Autos“, freuen sie sich. Und fügen hinzu: „Es ist schön hier.“ So soll es sein.Die LokalRunde für die Altgemeinden Lommersweiler und Schönberg findet am Sonntag, 17. Juni, ab 11 Uhr im Saal Ourgrundia in Mackenbach statt.