"Wir brauchen im Treeschland eine Datenautobahn"



„Das ‚Treeschland‘ zeichnet sich durch ein reges Vereinsleben aus“, erklärte Jana Robert auf die entsprechende Frage von Jürgen Heck, doch „sollten die Menschen besser zusammenhalten und sich ortsübergreifend für Projekte einsetzen“, ergänzte Ernst Breuer. Bernadette Peters hob die gute Vereins- und Geschäftsinfrastruktur in der Kernortschaft Manderfeld hervor, die auch von den umliegenden Ortschaften rege genutzt werde.

„Das Dorfhaus in Holzheim, das dort von der Bevölkerung renoviert wird, ist ein grosses Projekt. Es hätte von der gesamten Bevölkerung der Altgemeinde gestemmt werden sollen. Das wäre effizienter gewesen“, schnitt Ernst Breuer ein spezifisches Thema an. „Wir müssen uns gemeinsam für unsere Interessen einsetzen“, ergänzte er später.

Horst Reiter als ehemaliger Kassierer des Manderfelder Karnevalsvereins ging auf den Stellenwert des Karnevals ein: „Wir versuchen, dass Leute aus unserer Gegend sich mit Auftritten aktiv engagieren“, betonte er. Eine Eigenheit sei das rege Karnevalstreiben, beispielsweise beim Zug und im Saal. Aufgrund der guten Dynamik habe man sich dagegen entschieden, einen eigenen Prinzen samt Gefolge zu etablieren.

Der Begriff „Treeschland“ wird von Trier abgeleitet, so Heike Verheggen: „Gibt es eine feste Verbindung zu Deutschland?“ Darauf Jana Robert: „Gelegentlich.  Wir gehen hauptsächlich innerhalb Ostbelgiens ‚raus‘, bei Junggesellenfesten beispielsweise findet jedoch hin- und wieder auch ein Austausch statt.“ Und wo feiern die jungen Treeschen? Jana Robert erklärt lachend „Wir sind überall präsent und feiern überall gerne.“

„Die Einwohnerzahl ist in den letzten Jahren um fünf Prozent gesunken – was tut man gegen diesen zwar marginalen, doch vorhandendem Schwund“, fragte Jürgen Heck. „Wir haben die Dorfwerkstatt“, so Bernadette Peters. „Viele Häuser stehen leer – in und um Manderfeld herum.  Wir möchten, dass Einheimische hier bleiben und haben daher eine Anlaufstelle für Interessenten an Bauland und für Mieter gegründet. Wir werden uns bald mit Jugendlichen treffen, um Bedarf abzufragen und ermitteln derzeit auch den Bestand.“

Wie sieht die Mobilfunk- und Internetabdeckung aus, richtete Jürgen Heck eine Frage an Ernst Breuer. „Das ist ein Standortnachteil, den es anzugehen gilt. Immer mehr wird sich Arbeit in den Homeoffice-Bereich verlagern. Auch in Manderfeld brauchen wir daher eine Datenautobahn – damit auch von hier aus gearbeitet werden kann“. Büllingens Bürgermeister Friedhelm Wirtz dazu: „Wir sind mit den Anbietern früh in Kontakt getreten und haben Zusagen, dass der Datenverkehr im ländlichen Raum verbessert werden soll“. Er betonte jedoch, dass dies keine kommunale Zuständigkeit sei und die Gemeinde nur einen begrenzte Einfluss habe.  Man bleibe am Ball.

Eine Besucherin fragte nach einer sogenannten „Ruinensteuer“ für leerstehende Immobilien – dies würde ja den Verkauf begünstigen.  Dazu Friedhelm Wirtz: „Es gibt eine derartige Steuer – doch sind wir vorsichtig, gut unterhaltene, aber leer stehende Häuser zusätzlich zu besteuern, nur weil sie noch keine definitive Zweckbestimmung haben.“

„Warum wurde der Mädchen-JGV gegründet?“ fragte Heike Verheggen Jana Robert. „Vor neun Jahren beim Humpenball in Oudler entstand die Idee.  Anfangs wurden wir belächelt – doch nächstes Jahr feiern wir schon unser zehnjähriges Bestehen.  Wir unterstützen das Dorf, organisieren die Kirmes mit.Wir werden nicht mehr belächelt“, erklärte die junge Frau. Zum Thema Vereinsleben fügte Bernadette Peters hinzu, dass manche Vereine zwar Mitgliederschwund hätten, dafür jedoch andere ins Leben gerufen würden. Genereller Konsens war, dass das Vereinsleben funktioniere. „Und falls es bei manchen Vereinen zu wenige Mitglieder gebe, so könne man ins Auge fassen, zu fusionieren“, ergänzte Bernadette Peters.

Zum Thema Tourismus im „Treeschland“: „Hier ist es einfach schön, die Landschaft ist sehr vielfältig, die Gegend bietet viel Weitsicht.  Daher ist der Herbst mit seinen zahlreichen Wanderungen die Haupt-Touristenzeit“, so Ernst Breuer. Hotelbesitzer-Tochter Jana Robert bestätigte lachend: „Und nicht nur im Herbst brummt der Laden“. Die meisten Touristen stammen aus Flandern, fügte sie an. „Doch wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen“, bemerkte Bernadette Peters.

Zum Thema Asylbewerberheim erinnerte sich Ernst Breuer an die ersten Reaktionen: „Die meisten waren zu Beginn sehr vorsichtig.  Doch im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass es keine größeren Probleme gibt.  Ich sehe den Vorteil durch die seitdem bestehenden Busverbindungen und die geschaffenen Arbeitsplätze“.  Ein Besucher meinte, dass durch Lärmbelästigung und Müll manchen Nachbarn doch Unannehmlichkeiten entstehen würden.  Er regte an, dass das Gebäude als Altenheim ausgelegt werden könnte. Dazu Friedhelm Wirtz: „Das wird schwierig. Denn die Interkommunale Vivias wird sich auf die beiden Seniorenheime in St. Vith und Bütgenbach beschränken. Darüber hinaus wird es schwierig, auf kommunaler Ebene etwas umsetzen.  Ich habe da meine Zweifel.“

Eine zugezogene Manderfelderin zum Thema Asylantenheim: „Die Manderfelder sind sehr tolerant. Andere Ortschaften hätten auf eine solche Entwicklung anders reagiert. Das Asylantenheim stört meines Erachtens viele Menschen nicht, aber ich glaube auch nicht, dass es von vielen Bürgern als Plus empfunden wird.“

Weitere Informationen in der morgigen Ausgabe des GrenzEcho. (bmx)