Kulturschätze an den Ufern der Donau

Stippvisite in der Dreiflüssestadt

Am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz und überragt vom Wallfahrtskloster Mariahilf sowie von der mächtigen Burganlage Veste Oberhaus lag die erste der drei Stationen der Herbstreise des GrenzEcho: Passau, eine ostbayerische Universitätsstadt an der Grenze zu Österreich.

Bei einem Spaziergang durch die Altstadt hatte die 42-köpfige Gruppe die Gelegenheit, Passau zu entdecken. Der zentral gelegene Dom St. Stephan, dessen Zwiebeltürme von weitem sichtbar sind, beherbergt die größte Domorgel der Welt. Bei den fast täglich stattfindenden Orgelkonzerten erklingen dann 17.974 Pfeifen und 233 Register. Große Plätze, kleine und teils steile Gassen, Terrassen und schöne Promenaden entlang der Flüsse laden zum Verweilen in der südländisch anmutenden Dreiflüssestadt ein.

Gesamtkunstwerk Melk

Auf der Weiterfahrt zum eigentlichen Ziel der Reise, Wien, stand am zweiten Tag die Besichtigung des Stifts Melk auf dem Programm. Melk ist seit über 1000 Jahren ein geistliches und kulturelles Zentrum in Österreich. Gegründet wurde das Stift bereits im Jahr 1089, das heutige Barockgebäude wurde in der ersten Hälfte des 18. Jh. gebaut und gehört zum UNESCO-Welterbe.

Seit seinen Anfängen ist es von Benediktinermönchen bewohnt. Mit einer Hauptachse von 320 Metern, seinen prunkvollen Räumen – u.a. der Marmorsaal mit einer Länge von 240 Metern –, der beeindruckenden Bibliothek mit etwa 1800 handgeschriebenen Büchern, der hochbarocken Stiftskirche und seiner weitläufigen Parkanlage ist das Stift nicht nur eine der größten Klosteranlagen des Landes, sondern auch – so die Eigenbeschreibung – ein „Gesamtkunstwerk zur Verherrlichung Gottes“.

Heute leben noch 15 Mönche im Stift – der Jüngste ist 21 Jahre jung. Wer hier Ruhe finden möchte, sucht jedoch vergebens, denn das Stift wird jährlich von rund 500.000 Touristen besucht. Je nach Jahreszeit kümmern sich 250 bis 300 Personen um die Anlage, die in etwa 1500 Doppelfenster hat und deren Dachfläche 22.000 Quadratmeter groß ist.

Wunderschön war für die Gruppe wohl auch der Blick vom Altan (AdR: Terrasse) auf das Donautal. Die kurzweilige Schifffahrt von Melk nach Krems, vorbei an Burgruinen, Schlössern, der blauen Stiftskirche von Dürnstein und Weinterrassen rundete den Tag ab.

Die wohlhabendste Stadt der Welt

Walzer, Prater und Wiener Mélange sind die wohl bekanntesten Assoziationen mit der österreichischen Hauptstadt.

Bis 1930 war Wien die fünftgrößte Stadt der Welt und sie gilt heute als die Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit. 50 Prozent des Stadtgebiets sind Grünfläche, wobei der Wienerwald Bestandteil dieser Fläche ist. Und mit 180.000 Studierenden hat Wien die größte Universität im deutschsprachigen Raum.

Über Jahrhunderte war Wien die Hauptstadt des Heiligen Römischen Reichs, das vor allem von den Habsburgern beherrscht wurde. Noch heute zeugen viele Prachtbauten und Schlösser von der Kaiserlichen Residenz.

Bei der Stadtrundfahrt bot sich die Gelegenheit, das obere Schloss Belvedere anzuschauen, das von Prinz Eugen von Savoyen (unehelicher Sohn Ludwigs XIV) im Stil eines türkischen Zeltlagers erbaut wurde.

Dass die Stadt Wien mit rund einer halben Million Sozialwohnungen der weltweit größte Immobilienbesitzer unter den Städten ist, konnte die ostbelgische Gruppe bei einem Zwischenstopp am berühmten „Öko-Haus“ von Friedensreich Hundertwasser in Erfahrung bringen.

Weitere Stationen der Rundfahrt waren die Börse, das Rathaus, das Parlament, das Museumsquartier, die Staatsoper, der Prater und Uno-City.

WUSSTEN SIE DAS?

  • Die Herrscher des Heiligen Römischen Reichs importierten feinstes Glas aus Italien. Um es unbeschadet über die Alpen zu transportieren, wurde es in flüssige Butter gelegt, die – einmal erkaltet – die kostbare Ware schützte. Daher stammt – so die Überlieferungen – der Ausdruck „Alles in Butter“.
  • Wer das Nibelungenlied geschrieben hat, ist bis heute unklar. Aufgrund des Sprachgebrauchs gilt jedoch als gesichert, dass es zwischen 1191 und 1204 in Passau geschrieben wurde.
  • Nur ganz wenige Lipizzaner schimmeln nicht, sie werden braun. Deswegen werden sie aber keiner anderen Zweckbestimmung zugeführt als die edlen weißen Vierbeiner. Braune Lipizzaner gelten sogar als Glücksbringer, denn – so der Glaube – solange es an der Spanischen Hofreitschule (mindestens) ein braunes Tier gibt, ist das Fortbestehen der Schule gesichert.

Die edelsten Pferde der Welt

Im Anschluss an die Stadtbesichtigung hatten die GrenzEcho-Leser die Gelegenheit, sich in der ältesten Reitschule der Welt umzuschauen. Eine Vorführung war an diesem Tag allerdings nicht möglich, da die Vierbeiner an diesem Tag – wie jeden Montag – frei hatten. Seit über 450 Jahren wird an der Spanischen Hofreitschule die klassische Reitkunst in der Renaissancetradition der „Hohen Schule“ gepflegt.

Die Namensgebung geht auf die ursprüngliche Herkunft der edlen Vierbeiner (Lipizza im heutigen Slowenien) sowie auf deren Nutzung zurück: Ferdinand I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Erzherzog von Österreich, Herrscher in den habsburgischen Erblanden und König von Böhmen, Kroatien und Ungarn, der jedoch in Spanien aufwuchs, brachte die Tiere im 16. Jh. an den Wiener Hof – lediglich der Adel hatte das Recht, die prächtigen Hengste zu besuchen oder zu nutzen. Die aufwändige Ausbildung der Lipizzaner, bei der das Tier den Lernrhythmus vorgibt und sich Mensch und Pferd immer auf Augenhöhe begegnen, dauert sechs Jahre.

Das jetzige Gebäude der Reitschule wurde 1735 nach sechsjähriger Bauzeit fertiggestellt. Es gilt bis heute als barockes Juwel und prachtvollste Reithalle der Welt.

1349 Jahre im Besitz der Habsburger

Am letzten Tag in Wien begibt sich die Gruppe auf die Spuren der Habsburger. Die Kaiserfamilie bewohnte das Schloss Schönbrunn von 1569 bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918.

Der erste Bau der Schlossanlage entstand Mitte des 17. Jh., wurde jedoch nach fast völliger Zerstörung in der Zweiten Wiener Türkenbelagerung (1683) um die Jahrhundertwende neu errichtet. Sein jetziges Aussehen erhielt das Schloss in der zweiten Hälfte des 18. Jh.

Beeindruckend ist vor allem die verschwenderische Pracht der großen Galerie, deren mit Gemälden, Fresken und vergoldetem Stuck verzierten 1400 qm Wände und Decken keinen Zweifel am Wohlergehen der Monarchie unter Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) lassen.

Ein Großteil der 1441 Räume, die das Schloss umfasst, gehört zum Museum, die restlichen Räumlichkeiten werden als Wohnungen zur Miete angeboten.

Im 160 Hektar großen Schlosspark (etwa 225 Fußballfelder) finden die Besucher die mächtige Gloriette, mehrere Brunnen, einen Irrgarten, ein Palmenhaus, einen botanischen Garten und einen Tiergarten – der älteste noch bestehende Zoo weltweit.

Wolfgang Amadeus Mozart, das Musikgenie des 18. Jahrhunderts, verbrachte einige Jahre in Wien und hatte dort auch seine kreativste und erfolgreichste Zeit. In der Orangerie des Schloss Schönbrunn durfte die ostbelgische Gruppe sich von den Klängen der „Nozze di Figaro“, der „Zauberflöte“ und „Don Giovanni“ verzaubern lassen. Beschwingter ging es mit Johann Strauss‘ (Sohn) „Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“, „Donauwalzer“ und „Radetzkymarsch“ von Johann Strauss Vater im zweiten Teil des Konzerts weiter. Mit diesem musikalischen Abend ging der Aufenthalt in Wien zu Ende.

Ausflug ins Mittelalter

„Castra Regina“, das heutige Regensburg, wurde Ende des ersten Jahrhunderts als römisches Legionslager gegründet und gilt als eine der ältesten Städte Deutschlands. Die aus dieser Zeit stammenden Porta Praetoria sowie die Porta Nigra in Trier sind die einzigen noch erhaltenen Türme nördlich der Alpen. Im 12. Jahrhundert war Regensburg, auch aufgrund des regen Handels mit Italien, eine der wohlhabendsten und einwohnerstärksten Städte Deutschlands. In dieser Zeit entstand das durch die gotische und romanische Architektur geprägte Stadtbild, das auch heute noch das Gesicht der Altstadt ist, aber auch die Steinerne Brücke, die damals als Bauwunder galt und als Beispiel für andere Brücken diente – unter anderem die heutige Karlsbrücke in Prag.

Die etwa 300 Meter lange Brücke, die in nur elf Jahren (1135-1146) gebaut wurde, war bis 1935 der einzige zuverlässige Donauübergang in Regensburg und Umgebung. Sie verbindet die Altstadt mit Stadtamhof.

Die königliche Villa sowie die noch erhaltenen Patrizierburgen zeugen noch heute vom damaligen Wohlstand der Stadt. Die bekannteste Patrizierburg ist das „Goliathhaus“. Sie wurde Mitte des 13. Jh. erbaut und erhielt ihren Namen aufgrund des Gemäldes, das die Fassade verziert. Es zeigt den Kampf zwischen David und Goliath und entstand um 1573.

Der 50 Meter hohe und neunstöckige Goldene Turm in der Altstadt ist ein sogenannter Geschlechterturm, der aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt. Im Mittelalter errichteten die reichen Patrizierfamilien diese Türme als Statussymbol. Und je bedeutender eine Familie war, umso höher wurde der Turm gebaut. Man geht davon aus, dass es seinerzeit etwa 120 Türme gegeben hat, von denen heute noch 40 existieren. Der Regensburger St. Peter-Dom, der – mit dem Kölner Dom – zu den bedeutendsten gotischen Kathedralen zählt, beherbergt die größte hängende Domorgel der Welt. Sie wiegt 37 Tonnen.

Die Universitätsstadt wurde 2006 als „herausragendes Beispiel eines binneneuropäischen mittelalterlichen Handelszentrums, das den Austausch kultureller und architektonischer Einflüsse verdeutlicht“, in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Regensburg hat aber noch viel mehr zu bieten. Die Mitreisenden haben das italienische Flair, die schmalen Gassen und nicht zuletzt die gemütlichen Biergärten indes nur für eine kurze Weile genießen können.

DIE NÄCHSTEN REISETERMINE

Samstag 4. bis Donnerstag 9. Mai 2019: Südengland (Brighton, Salisbury, Stonehenge, Exeter, Dartmoor, Plymouth, St. Michaels Mount, Lands End, Canterbury, Windsor, …)

Samstag 5. bis Donnerstag 10. Oktober 2019 – Hamburg & Bremen

Infos & Anmeldungen: sylvie.heeren@grenzecho.be & Tel. 087/59 13 16